KulTour: Kreative Ader beim „Frischen Ufo“

19.12.2014, 15:31 Uhr
KulTour: Kreative Ader beim „Frischen Ufo“

© Foto: Gnad

Da sag noch einer, das traditionelle Holzmedium sei am Ende. „Frisches Ufo vor der Stadt“ heißt ein neues, bemerkenswert pfiffiges und obendrein kostenloses Kunstmagazin, das man – wie es ein Bekannter auf den Punkt brachte – vielleicht aus Berlin-Friedrichshain erwartet, aber nicht aus Schwabach. Mit dabei im Redaktionsteam: Sonja Gagel. Die Nürnbergerin arbeitet als freie Kommunikationsdesignerin und Illustratorin.

Aus ihrem Gemeinschaftsbüro in der Moltkestraße heraus bedient sie die enorme Bandbreite, die ihr Berufsfeld bietet: Von Geschäftsausstattungen bis zum illustrierten Imagefilm, von der kompletten Buchgestaltung über ironische (und preisgekrönte) Wandkalender hin zu Messestand- und Ausstellungsdesign („Matheland" im Museum Industriekultur).

Als Bernd Klaus mit der „Ufo“-Idee um die Ecke kam, war sie sofort dabei. „Wir sind alte Kollegen und kannten uns von früheren Jobs, bei denen es auch schon um Heftentwicklung ging“, erzählt die 40-Jährige.

Im „Ufo“ sollten kleine Geschichten aus dem Alltag aufschlagen: Ein Gedanke, der einen beim Duschen ereilt; etwas, das die Nachbarin erzählt hat; oder ein Dialog beim Bäcker, wo man hinterher denkt, „das darf ich nicht vergessen“. „Zu so einem Mini-Text fällt einem als Grafiker immer etwas ein.“

Vor allem kann sich die Illustratorin Sonja Gagel schön austoben. Die Nürnbergerin zeichnet, so lange sie denken kann – „leider total stillos, was mich früher regelmäßig zweifeln ließ. Heute finde ich gerade das gut.“

Diese Vielfalt kommt ihr im „Ufo“ nun zugute. Als „nichtdigital“ und „unvernünftig“ bezeichnet die Redaktion ihre Heftpublikation im klassischen Fanzine-Format – und sieht sie als Rekorder, der den Alltag in Ausschnitten protokolliert.

Der so stylische wie stilsichere Mix aus Bild und (Mini-)Texten kam vom Start weg prima an: Die erste Ausgabe ist fast vergriffen, letzte Exemplare kann man mit etwas Glück noch in der Buchhandlung Walther König in der Luitpoldstraße 5 oder bei Tom Deuerlein in der Lorenzer Straße 33 abgreifen.

Derzeit schraubt die Redaktion, deren harter Kern aus vier Menschen besteht und deren Unterstützer-Netzwerk stetig wächst, bereits an der zweiten Flugscheibe. Was den Machern noch fehlt, sind ein paar Sponsoren – und vielleicht auch mal jemand, der das Projekt längerfristig unterstützt. Denn wie gesagt: Ein so spannendes Produkt zwischen Kunst und Lifestyle hat man lange nicht gesehen. — Kontakt: www.sonjagagel.de und www.oberrang.com

Ihre KulTour-Tipps: Sonja Gagel liebt den ARD-Radio-Tatort, den man auch im Netz anhören und runterladen kann. „Am besten ist der aus Hamm, der ein bisschen so das Gegenstück zu dem Münster-Tatort im Fernsehen ist!“

In Sachen Kino ist die Designerin gespannt auf die österreichische Doku „Im Keller“ und auf „Mommy“, das neue Drama des jungen Kanadiers Xavier Dolan. „Ansonsten werden wir mit den Kindern auf die ,Kinderweihnacht’ am Hans-Sachs-Platz gehen. Sehr schön ist aber auch der ,Markt der Partnerstädte’ am Fünferplatz – vor allem sonntags, wenn die Touristen weg sind.“ Ihr Musik-Tipp außer der Reihe ist die britische Hardrockband Ufo, 1969 in London gegründet. „War tatsächlich mein erstes großes Rockkonzert, damals noch in der Resi, wo heute bekanntlich die Rockfabrik ist. So schließt sich nach vielen Jahren ein Kreis.“

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