Künstlerin aus Zabo zieht nach Gleißhammer

11.5.2014, 08:59 Uhr
Künstlerin aus Zabo zieht nach Gleißhammer

© Horst Linke

Vor sieben Jahren hatte Manuela Dilly ihr Atelier im Ortskern von Zabo eröffnet. Zuvor hatte sie das alte Waschhaus in der Kachletstraße 3 im Alleingang selbst renoviert — die Böden herausgerissen, Wände und Decken aus alten Resten frisch gestrichen, die Außenfassade neu gestaltet. „Habe ich mir alles selbst beigebracht oder mal von Handwerkern abgeschaut“, erzählte sie damals nicht ohne Stolz. Die Räume waren vorher jahrzehntelang als Schuhmacherwerkstatt genutzt worden und dann einige Zeit leer gestanden.

Dilly fertigte hier nicht nur ihre eigenen Werke — Bilder, Mosaiken, Skulpturen —, sondern bot ein Kurs- und Seminarprogramm für Hobbykünstler aller Altersgruppen an. Wer wollte, konnte etwa Nana-Skulpturen nach Art der Niki de St. Phalle, Glas- und Keramikmosaiken, Gemälde, Tonwaren, venezianische Masken, Filz-Werkstücke oder Seifen herstellen. Auch für kreative Kindergeburtstage waren die Räume hervorragend geeignet. Wer lieber daheim werkelte, der konnte sich bei Dilly Arbeits- und Bastelmaterialien kaufen.

Feuchte Wände

Die 46-jährige Künstlerin wäre auch gerne in Zabo geblieben, wie sie beteuert, doch die schlechte Bausubstanz des Häuschens machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Die Wände seien feucht, die elektrischen Leitungen marode, die Heizung seit dem letzten Herbst kaputt, der Kamin dringend sanierungsbedürftig, zählt sie einige der Mängel auf, die eine gefahrlose Weiterarbeit verhindert hätten. Sehr kurzfristig habe sie nun die Aufforderung bekommen, die Räume bis zum 30. April zu verlassen.

Sie wirft dem Vermieter Frank Halbig von Blumen Halbig vor, nichts zum Erhalt der Immobilie unternommen zu haben. Über zwei Jahre habe sich der Streit hingezogen, so Dilly. „Das ist alles sehr, sehr schade, denn das Atelier hier hatte Charme“, bedauert Dilly den erzwungenen Auszug.

Frank Halbig weist die Vorwürfe zurück. Er habe mit Dilly schon bei Vertragsabschluss mündlich vereinbart, dass er nichts in das Haus investieren werde. „Sie konnte renovieren, wie sie wollte, und ich habe dafür die ganze Zeit über auf Mietsteigerungen verzichtet.“ Es ärgert ihn, dass Dilly immer wieder „entgegen der Absprachen“ Mängel an ihn herangetragen habe.

„Nicht mehr bewohnbar“

Halbig bestätigt, dass die Immobilie nun, nachdem der Kamin kaputt ist, „nicht mehr bewohnbar“ sei. „Ich hätte da sehr viel Geld reinstecken müssen, das hätte sich für zwei weitere Jahre Mietvertrag mit Frau Dilly nicht mehr gelohnt.“ Man habe sich deshalb auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Was mit dem Haus passiert, stehe noch nicht fest.

Manuela Dilly hat derweil ganz in der Nähe, in Gleißhammer in der Bertastraße 26, ein leerstehendes Ladenlokal im Erdgeschoss gefunden, das sie nun als neue Kreativ Werkstatt einrichtet. Mitte Mai will sie das Atelier bereits wieder eröffnen. Alle Kurse laufen dann weiter. „In Zabo war leider auf die Schnelle nichts Passendes zu finden. Ich hoffe, dass mir die Stadtteilbewohner trotzdem treu bleiben und mich auch in den neuen Räumen in Gleißhammer besuchen“, sagt die Künstlerin.

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