Kurkuma, Weißwein, Gojibeere: Das bieten Nürnbergs Eisdielen

6.7.2020, 17:25 Uhr
Ins Eis muss kein Zucker, damit es süß schmeckt: Saeda Abualhawa und ihr Mann Saeed Al Tayeb verkaufen veganes Eis mit Dattelsüße im "Odilia".

© Roland Fengler Ins Eis muss kein Zucker, damit es süß schmeckt: Saeda Abualhawa und ihr Mann Saeed Al Tayeb verkaufen veganes Eis mit Dattelsüße im "Odilia".

Die Eissorte des Jahres? "Goldene Milch" – gekürt vom Verband Uniteis. Ein Milcheis (Fior di Latte) mit den gelben Gewürzen Ingwer und Kurkuma. Obwohl die meisten Deutschen trotzdem am liebsten gängige Sorten, wie Schokolade oder Vanille schlecken, – auch die hiesigen Eis-Dealer lassen sich immer neue Geschmacksrichtungen einfallen. Und was haben die Nürnberger Eiskönige und -königinnen 2020 zu bieten? Wir haben uns umgehört.

"Bitte, das musst du unbedingt probieren!" Frank Papendieck, Inhaber der in Pastellfarben gehaltenen Eisdiele "Lo3" am Lorenzer Platz 3, geht völlig in seiner Rolle als Eismacher auf. 14 wechselnde Sorten, die teilweise durch Zufall entstehen, findet man in der Vitrine des geschmackvollen Lokals, indem Jahrzehnte lang teure Uhren und Schmuck verkauft wurden.

"Jimmy's Choc" beispielsweise: "Mein Sohn fand Schokolade und Chili schon gut, meinte aber, dass da auch noch etwas Zimt passt. Ich war echt unsicher. Aber es ist der Hammer geworden", so Papendieck. Er verwendet nur beste – und damit auch teure – Zutaten. Für Erdbeere-Rhabarber kommen Erdbeeren der alten und wieder entdeckten Sorte Mieze Schindler in die Eismaschine. Die Kugel kostet 1,80 Euro.

Frank Papendieck denkt sich immer neue Sorten aus. Mit seiner Frau Lissy betreibt er das "Lo3" am Lorenzer Platz.

Frank Papendieck denkt sich immer neue Sorten aus. Mit seiner Frau Lissy betreibt er das "Lo3" am Lorenzer Platz. © Roland Fengler

Veganer werden im "Lo3" über alle Maßen glücklich: Alle Fruchtsorten sind ohne Milchprodukte, darüber hinaus hat Frank Papendieck veganes "Milcheis", wie Haselnuss, kreiert. Unser Tipp – neben der göttlichen Bronte-Pistazie: das brandneue fränkische Weißweinsorbet. Oder sollen wir doch "Antiaging", die Superfood- Sorte mit Himbeere, Gojibeere, Granatapfel und Rotbuschtee, probieren und beim Eisschlecken jung und schön bleiben?! "Halt!", ruft Papendieck. "Haskapella Sorbet", das sei die Sorte des Sommers: Ein Fruchtsorbet aus Haskapella, auch sibirische Wolfsfrucht genannt, angebaut von der Familie Decker in Cadolzburg in Bio-Qualität.

Kleine "Eishütte"

Von wegen "ins Eis muss immer Zucker, damit es gut schmeckt!" Mit diesem Vorurteil räumen Saeda Abualhawa und ihr Mann Saeed Al Tayeb in ihrer Manufaktur "Odilia", Hauptmarkt 11, auf. Statt Zucker kommen nämlich in die veganen Sorten der Bio-Eismanufaktur "Ice Date" aus München nur Datteln als Süßungsmittel. Statt Milch wird Cashew-Creme verwendet, die Fruchtsorbets, wie Waldfrucht oder Mangosorbet (unser Favorit!), bestehen nur aus Datteln, Wasser und Frucht. Zehn Sorten kann man bei "Odilia" entdecken, darunter auch das "Eis des Jahres": "Golden Ice". Die Sorten wechseln aber ständig. Die Kugel "Datteleis" kostet zwei Euro, es gibt auch ganze Eisbecher und Smoothies zum Mitnehmen.

Silvija Coric (l.) und Ndine Jantsch haben ihr "Frida Kahlo" um eine kleine "Eishütte" ergänzt. Dort gibt es Eis von "Campo" aus Schniegling in der Waffel, aber auch im Eis-Becher.

Silvija Coric (l.) und Ndine Jantsch haben ihr "Frida Kahlo" um eine kleine "Eishütte" ergänzt. Dort gibt es Eis von "Campo" aus Schniegling in der Waffel, aber auch im Eis-Becher. © Roland Fengler

Seit 1953 ist "Campo-Eis", Schnieglinger Straße 245 in Nürnberg bekannt. Dass man in der Eisdiele nicht nur Eis essen, sondern auch im "Da Campo" Frühstücken kann, dagegen noch nicht. Außerdem beliefern die "Campo"-Eismacher auch andere Stellen in der Stadt. Seit Neuestem hat "Frida Kahlo", Pleydenwurffstraße 1, eine kleine "Eishütte" in ihren Biergarten integriert. Und dort gibt es Campo-Eis. Zum Mitnehmen oder vor Ort essen. "Wir haben schon länger überlegt, was wir an Desserts anbieten können", sagt Nadine Jantsch, die gemeinsam mit Silvija Coric und Kleanthia Tsourousi das Restaurant betreibt.

Im Umkreis gibt es keine Eisdiele, also waren sich die drei Frauen schnell einig, dass man doch Eis aus einer Nürnberger Eisdiele anbieten könne. Die einstimmige Wahl fiel auf "Campo". Acht Sorten warten auf die Naschkatzen, Zitro-Minze (unser Highlight), Haselnuss, aber auch Schoko und Vanille und ein veganes Milchreiseis. Die Kugel kostet 1,50 Euro, Nadine kreiert wunderbare Eisbecher, wie "Cookie-Love" (4,80 Euro). Auch "Spaghetti-Eis" ist im Angebot – mit selbst gemachter Erdbeersoße.

Sandra Calabrese hat eine Eisdiele namens "Calabrese 54" in der Fürther Straße eröffnet. Außerdem betreibt sie das "Chocolat" in der Hutergasse.

Sandra Calabrese hat eine Eisdiele namens "Calabrese 54" in der Fürther Straße eröffnet. Außerdem betreibt sie das "Chocolat" in der Hutergasse. © Eduard Weigert

Naschkatzen kennen und lieben Sandra Calabreses "Chocolat" in der Hutergasse. Dass es dort gigantisches (Schokoladen)Eis gibt, wissen nicht alle. Doch jetzt eröffnet Calabrese eine zusätzliche Eisdiele in Gostenhof: Das Calabrese 54, Fürther Straße 54. Zehn Sorten kann man hier probieren. Weil viele Kinder um Schlumpfeis gebettelt hatten, gab sich Sandra Calabrese einen Ruck und kreierte eine blaue Sorte, die nach Pfefferminz schmeckt und durch natürliche Algen ihre Farbe erhält.

Extra für Gostenhof gibt es "Mandel Rosen" in der Kühltheke der kleinen Eisdiele, die man über ein paar Stufen erreicht. Natürlich auch verschiedene Schoko-Sorten sowie Erdbeere und Kaffee. Die veganen Sorten Vanille oder Haselnuss produziert sie mit Sojamilch aus dem "Sojahaus Setia" oder mit Reismilch. Gerade tüftelt Calabrese an einem "GoHo-Becher", das "Spaghetti-Eis" kann man auch an einem der Tische vor der Tür essen. Calabrese-Eis gibt es auch im "Schnepperschütz".

Fräulein Gustis süsses Handwerk" trifft auf "Die kleine Eismanufaktur".

Fräulein Gustis süsses Handwerk" trifft auf "Die kleine Eismanufaktur". © privat

Jens Brockerhof kann auch Eis: "Tafelzier unter Null" heißt seine Eisproduktion. Im "Tafelzier", Weintraubengasse 2, wählt man aus acht Eis-Sorten — von Himbeere bis Vanille-Tonkabohne — seine Kugel (für 1,90 Euro) oder nimmt sich gleich einen 400-Milliliter-Becher mit nach Hause. Wie zum Beispiel "Lyboise": Leicht säuerliches Litschi- Sorbet mit feinen Streifen von Limettenschale trifft auf eine Himbeer- Sorbet mit Rosen-Essenz. "Wir haben unser gleichnamiges Törtchen in Eis umgesetzt", erklärt Jens Brockerhof. Die Fruchtsorbets – wie Erdbeeren oder Himbeeren – bestehen übrigens zu 70 Prozent aus Frucht.

Gerade sind die Rieseneis Macarons angesagt in der in weiß gehaltenen Eisdiele "Die kleine Eismanufaktur", Weißgerbergasse 28. Inhaberin Josee Boucher hat sie zusammen mit Martina Meyer, "Fräulein Gustis süsses Handwerk", Obere Schmiedgasse 52, kreiert und dort an der Burg kann man ebenfalls die dicken Dinger genießen. Da trifft Schokoladeneis auf eine Schoko-Macaron-Hülle oder Kokos-Limette auf Macaron mit Kokosstreuseln. "Gusti" hat weitere Sorten von Bouchers Eis.

In der Weißgerbergasse gefällt uns das Eis am Stil: Pistazie, umhüllt von weißer Schokolade. Bouchers Köstlichkeiten gibt es übrigens an einigen Orten in Nürnberg, wie im "Espresso Lab" am Schillerplatz.

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