"Laboratorium": So verändert sich die Kongresshalle

8.2.2022, 12:18 Uhr

© Foto: Michael Matejka

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Britta Walthelm, fordert in einem Antrag an die Stadtverwaltung, dass Nürnberg das Ziel verfolgen soll, die Kongresshalle für eine kulturelle Nutzung zu erschließen: "Wir brauchen eine Perspektive." Dafür soll ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. Außerdem fordern die Grünen eine Machbarkeitsstudie, unter welchen Bedingungen das geschehen kann. Dabei müssen der bauliche Zustand, die technische Infrastruktur, der Denkmalschutz, der Brandschutz und die benötigten Investitionen berücksichtigt werden.

Walthelm begründet das Anliegen damit, dass Ateliers, Übungs- und Aufführungsräume für Künstler seit Jahren in Nürnberg fehlen und verweist dabei auf die städtische Kulturstrategie, die diese Einschätzung stützt.

"Fakten müssen endlich auf den Tisch"

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Unterstützung erhält sie im Rahmen einer Pressekonferenz von Verena Osgyan, Grünen-Landtagsabgeordnete und OB-Kandidatin ihrer Partei in Nürnberg: "Die freie Szene wird seit Jahren stiefmütterlich in Nürnberg behandelt." Kulturreferentin Julia Lehner kümmere sich darum zu wenig. "Die Fakten müssen endlich auf den Tisch", so Osgyan. Schon seit vier Jahren würden Anträge von den Grünen vorliegen, wie mehr Räume für Künstlerinnen geschaffen werden können.

Durch die Weiterentwicklung des ehemaligen AEG-Areals werde auch dort die Atelier-Szene zerschlagen. Julia Kempken, künstlerische Leiterin der Roten Bühne, forderte für die freie Szene vor allem dauerhafte Nutzungen von geeigneten Räumen, die von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. "Zwischenlösungen sind zu wenig", sagt Kempken und verweist auf die stattliche Zahl von privaten Theatern, die in den vergangenen Jahren aufgegeben haben. Wohl nicht nur wegen fehlender Räume.

"Es wird sehr teuer"

Die Grünen haben jetzt die Hoffnung, dass mit der Kulturhauptstadt-Bewerbung das Raum-Problem angegangen wird. Die Unterlagen enthalten jedenfalls den Vorschlag, dass die Kongresshalle zu einem "Laboratorium für Kunst und Kultur" entwickelt wird. Osgyan und Walthelm waren nach einer Ortsbesichtigung überrascht, was in der Kongresshalle alles möglich ist, aber auch was zu tun ist. Kempken hat auf einer Etage 17 sechs Meter hohe Räume mit je 150 Quadratmetern gezählt. Auf zwei weiteren Etagen wären noch einmal so viel Räume möglich. "Wir brauchen keine Hightech-Toiletten oder verputzte Wände", so Kempken.

Kulturreferentin Julia Lehner weist den Vorwurf, sich nicht um Räume für Künstler gekümmert zu haben, entschieden zurück: "Wir gehen seit Jahren jeder Möglichkeit nach. Wir können aber nicht jedem Künstler einen mit Steuergeldern finanzierten Raum zur Verfügung stellen." Derzeit werde geprüft, was es kostet einen Teil der 83.000 Quadratmeter großen Fläche für künstlerische Nutzung zur Verfügung zu stellen. Ein Konzept werde schon erstellt.

Keine Heizung und keine Toiletten

Laut Baureferent Daniel Ulrich sind das Erdgeschoss und das Tiefengeschoss der Kongresshalle sehr dunkel. Im ersten Geschoss sei das Fensterglas so dünn, so dass jeder Vogel es durchschlägt: "Es fehlt an Fluchtwegen, es gibt keine Heizung und keine Toiletten. Ein Umbau wird sehr teuer werden."

Eingestuft werde die Kongresshalle als technisches Hochhaus, was die Brandschutzanforderungen in die Höhe treibe. Hinzu kommt noch, dass auch das Dach in den nächsten Jahre saniert werden muss. "Wir wollen aber warten, bis die Solaranlage am Dach ihren Endpunkt erreicht hat, was in zwei bis drei Jahren der Fall ist", so Ulrich. Der Denkansatz, die Kongresshalle mit kultureller Nutzung zu belegen, sei aber sehr schön.

mWas halten Sie von der Idee, die Kongresshalle kulturell zu nutzen? Schreiben Sie uns unter nz-lokales@pressenetz.de

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