Lärm und Uringestank mitten in Nürnberg: Ärger am Wöhrder See wächst

23.7.2020, 11:42 Uhr
Der Zugang zum Nordstrand des Wöhrder Sees ist im Moment nur an drei Stellen möglich. Dort sorgen Polizisten dafür, dass niemand das Gelände mit Alkohol betritt und keine Party dort feiert. Dies ist eine der Maßnahmen im Paket der Stadt Nürnberg zur Pandemieprävention.

© Ella Schindler Der Zugang zum Nordstrand des Wöhrder Sees ist im Moment nur an drei Stellen möglich. Dort sorgen Polizisten dafür, dass niemand das Gelände mit Alkohol betritt und keine Party dort feiert. Dies ist eine der Maßnahmen im Paket der Stadt Nürnberg zur Pandemieprävention.

Dabei ist die Stadtverwaltung im Moment besonders aktiv vor Ort. Die Maßnahmen gehen jedoch auf das Konto der Pandemieprävention. Mit Coronavirus und dem Maßnahmenpaket von Rathaus und Polizei hat die Unterschriftenaktion nichts zu tun, betonen die Initiatoren, die namentlich nicht genannt werden wollen. Sie möchten sich auch nicht weiter dazu äußern, "um den Gesprächsergebnissen mit der Stadt Nürnberg nicht vorzugreifen".

Seit dem Umbau der Seeufer beklagen die Anwohner jedes Jahr mehr Ballermann-Stimmung. Und ein Besuch vor Ort zeigt: Das Problem ist nur bedingt für alle Seiten zufriedenstellend in den Griff zu bekommen.

Wöhrder See als Alternative zum Kneipenbesuch

Es ist kein besonders warmer Tag, deswegen sind der Strand und die Wiese der Norikusbucht nicht überfüllt. Wer aber da ist, genießt die entspannte Atmosphäre an diesem Samstagabend. Neben Familien sind auch jede Menge junge Menschen kurz nach 20 Uhr hier anzutreffen.

Viele Grüppchen haben ihre eigene Musik dabei, dazu Getränke, viele mit Alkohol, obwohl es eigentlich verboten ist. Zwei junge Frauen auf der Bank haben ihre Hugo-Flasche bereits zur Hälfte geleert. Sie wollen nicht namentlich genannt werden, kommentieren ihren Aufenthalt am Wöhrder See so: "Wir haben es schön hier und es ist auch günstiger für uns, als in die Kneipe zu gehen."


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Fünf junge Männer ziehen an ihnen vorbei und haben zwei Flaschen Rum dabei und sechs große Plastikflaschen mit Softgetränken. Je später es wird, desto mehr Menschen zieht es in die Norikusbucht. Sie füllt sich jedoch nicht wirklich an diesem Abend. Und von Feierlaune kann gar keine Rede sein.

Lärm gibt es auch ohne Partys

Und dennoch: Immer wieder dreht ein Grüppchen seine Musik etwas lauter auf, ein paar Meter weiter schreit jemand kurz auf. Die aufheulenden Motoren und laute Musik vom Parkplatz nebenan kommen hinzu.

An der Norikusbucht war die Lage am Samstagabend ruhig. So ist es aber nicht immer, was die Anwohner auf den Plan ruft.

An der Norikusbucht war die Lage am Samstagabend ruhig. So ist es aber nicht immer, was die Anwohner auf den Plan ruft. © Ella Schindler

Und immer wieder verschwinden Männer in den Gebüschen. Die vorhandene Toilette ist für sie wohl keine Alternative, vielleicht auch deswegen nicht, weil sie am Ende des Tages verdreckt aussieht. Für die beiden Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der im Auftrag der Stadt Nürnberg arbeitet, ist dieses Bild allzu vertraut. Sie wollen ihre Namen nicht öffentlich machen, berichten aber gerne von ihren Erfahrungen. Regelmäßig ermahnen sie die Menschen zur Einhaltung der Ruhe, vor allem nach 22 Uhr.

Sicherheitskräfte können sich nicht zerteilen

Ihr Problem: Die Sicherheitskräfte können nicht an mehreren Stellen gleichzeitig Präsenz zeigen. Irgendjemand bricht immer die Regel. Je besser das Wetter und je später die Stunde, desto mehr zu tun haben die beiden.

Sie sind nicht alleine, die Polizei ist immer wieder da. Doch ihr Einsatz hat auch Grenzen, erläutert Michael Konrad, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken: "Wir haben gerade Extra-Einsatzkräfte vor Ort, aber ganz steril können wir den Bereich nicht bekommen."

Polizeikontrollen am Nordufer zeigen Wirkung

Entsprechend dem Maßnahmenpaket der Stadt, ist der Zugang zum Nordstrand im Moment durch aufgestellte Zäune nur an drei Stellen möglich. Hier stehen am Wochenende mehrere Polizeibeamten und kontrollieren Taschen nach Alkohol. "Es ist jetzt etwas leiser geworden", sagt ein Spaziergänger mit Hund, der in der Nähe wohnt.

Seit die Polizei die Eingänge am Nordufer des Wöhrder Sees kontrolliert, geht es dort etwas ruhiger zu am Wochenende.

Seit die Polizei die Eingänge am Nordufer des Wöhrder Sees kontrolliert, geht es dort etwas ruhiger zu am Wochenende. © Ella Schindler

Bis 22.30 Uhr sind die zusätzlichen Einsatztkräfte der Polizei vor Ort. Viel länger bleiben noch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. An diesem Abend müssen sie nicht viele Menschen zur Vernunft bringen.

In der Norikusbucht bleibt es ebenfalls recht ruhig, auch kurz nach Mitternacht. "Heute ist nicht viel los, aber wenn es mal richtig viel los ist, dann ist es für uns kaum auszuhalten. Ich kann überhaupt nicht mehr das Fenster aufmachen und habe Probleme einzuschlafen an solchen Tagen", berichtet ein Anwohner des Norikushauses. An der Unterschriftenaktion der Anwohner hat er bereits teilgenommen.

Anwohner wollen kein wildes Feiern

Das haben schon einige getan, bestätigt Detlev Aures, Prokurist bei Nühau, der Hausverwaltung der Hochhaus-Wohnanlage: "Die meisten Anwohner sagen, dass etwas getan werden muss." Ein möglicher Lösungsweg könnte laut Aures sein: "Musik- und Alkoholverbot, absolute Einhaltung der Nachtruhe." Erreicht werden könne dies unter Umständen durch noch mehr Kontrollen. "Das ist natürlich aufwendiger, bis sich das in den Köpfen der Menschen gesetzt hat."

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