Lauf-Events: Sportler und Veranstalter trauern - und hoffen

19.9.2020, 05:55 Uhr
Wann wieder Läufe in dieser Form stattfinden dürfen, ist aufgrund der Corona-Pandemie noch fraglich. Sportler und Veranstalter hoffen aber auf 2021.

Wann wieder Läufe in dieser Form stattfinden dürfen, ist aufgrund der Corona-Pandemie noch fraglich. Sportler und Veranstalter hoffen aber auf 2021.

Was sie am Sonntag machen werden, wissen sie noch nicht. "Vielleicht treffen wir uns im Büro und trinken etwas", überlegt Ulrich Hanus ein bisschen wehmütig. Hanus ist Chef des Sportpromoters Baboons in Weißenburg. Er lebt von Sportveranstaltungen. Normalerweise wäre er an diesem Wochenende im Dauereinsatz. Er hätte den Fürst Carl Seenlandmarathon mitorganisiert. Die größte Sportveranstaltung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hätte am Sonntag zum zehnten Mal stattgefunden. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr schlägt Corona zu und macht die Durchführung unmöglich.


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Anfang Juni sagten die Verantwortlichen den Marathon ab. "Wir hatten eine Deadline. Wir hätten ab Juni T-Shirts bestellen oder freiwillige Helfer und die Moderatoren organisieren müssen", zählt Hanus auf. Außerdem hätten sie die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen müssen. Die sind seit März zu Hause.

Die Laufveranstaltung rund um den großen Brombachsee wird nicht nur von Baboons, sondern auch vom Offroad Association International Verein, kurz OAI, jedes Jahr Mitte September organisiert. Vorsitzender des Vereins ist Hubert Stanka. Er habe sich keine Illusionen gemacht, antwortet er auf die Frage, wann er die Hoffnung auf eine Durchführung begraben musste.

Hoffnung auf 2021

Mit anderen privaten Sportevent-Veranstaltern habe man sich in den vergangenen Monaten ausgetauscht, einige hätten bereits aufgegeben und mussten sich einen neuen Job suchen, erzählt Stanka. Das Paradoxe: Laufen boomt – ausgerechnet jetzt dürfen wegen der strengen Hygienevorschriften keine Wettkämpfe stattfinden. "Für uns war schnell klar, dass wir den Jubiläums-Marathon im nächsten Jahr durchführen werden", sagt Stanka. "Von Teilnehmern und Sponsoren haben wir positives Feedback gekommen, viele wollen 2021 starten."


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Ähnliches berichten auch die Veranstalter des Fürther Metropolmarathons. Bis zu 5000 Teilnehmer wären am 14. Juni mitgelaufen. "Wir haben die Veranstaltung schon im März abgesagt", sagt Mitorganisator Matthias Schmidt. Die frühe Entscheidung habe Kosten gesenkt. Starterbeutel konnten zu diesem Zeitpunkt so gestaltet werden, dass sie im nächsten Jahr benutzt werden können. Rund 350.000 Euro beträgt das Budget der städtischen Veranstaltung; mehrere große Sponsoren beteiligen sich und bekräftigten ihr Engagement für 2021. Das mache vieles einfacher, sagt Schmidt.

Doch nicht nur Veranstalter leiden. Weil die Auswirkungen der Pandemie vielfältig sind, unterstützen Athleten, Trainer und Manager die Online-Petition "Save the Events – Rettet unsere Läufe". Die wurde von der Interessengemeinschaft der deutschen Straßenlaufveranstalter German Road Races ins Leben gerufen. Dabei geht es nicht nur um große Marathonläufe wie in Berlin oder Frankfurt, sondern auch um die kleinen Fünf-Kilometer-Rennen. Aktuell hat die Petition allerdings erst 6000 Unterstützer.


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"Wir sind alte Hasen in dem Geschäft und haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet", sagt Hanus. Wie hoch der finanzielle Schaden exakt sei, könne er noch nicht sagen. Das gilt auch für den Fränkische Schweiz Marathon, der für Anfang September geplant war. Dort hatte man mit 2000 Sportlern gerechnet. "Wir mussten im Juli endgültig absagen, da eine seriöse Ausrichtung in erster Linie im Hinblick auf die Zuschauer nicht gewährleistet werden konnte. Die Absage hat Kosten verursacht, wir können sie aber finanziell einigermaßen verkraften", sagt Toni Eckert vom Kultur- und Sportamt des Landkreises Forchheim.

Neue Ideen beim Frustbier?

Trotzdem blicken viele Veranstalter mit Sorgen in eine ungewisse Zukunft. Was, wenn auch 2021 keine Läufe stattfinden dürfen? 3000 Athleten waren 2019 beim Seenlandmarathon angemeldet. Heuer hatten die Organisatoren damit gerechnet, die Starterliste vor dem Meldeschluss schließen zu müssen. Die Laufveranstaltung hat sich unter Hobby-Athleten herumgesprochen. Die Strecke mit zwei minimalen Anstiegen ist gut zu meistern – und verläuft dazu idyllisch um den See.


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"Man arbeitet fast ein Jahr darauf hin und dann kommt man ohne eigenes Verschulden in eine solche Situation", sagt Ulrich Hanus. Jammern wollen er und Stanka nicht. Nun planen und denken sie in Etappen – und vielleicht lassen sich am Sonntag bei einem Frustbier sogar neue Ideen entwickeln.

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