"Lieber bunt als braun": 750 Nürnberger protestieren gegen AfD

25.10.2015, 06:12 Uhr
Nürnberg setzt mal wieder ein klares Zeichen: Hunderte demonstrierten gegen Hetze und Rassismus.

© Edgar Pfrogner Nürnberg setzt mal wieder ein klares Zeichen: Hunderte demonstrierten gegen Hetze und Rassismus.

Nicht zum ersten Mal stellte sich am Samstagmittag auch Ulrich Maly höchstselbst gegen Rassismus und Hetze. Weil die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) und der Nürnberger Pegida-Ableger nahezu zeitgleich durch die Stadt zogen, griff der Oberbürgermeister zum Mikrofon.

Man dürfe gerade in Zeiten der Flüchtlingskrise eben nicht denen "atemlos" hinterherhecheln, die "einfache Antworten auf schwierige Fragen geben wollen", sagte Maly mit Blick auf die AfD vor dem Nürnberger DGB-Haus auf dem Kornmarkt.

Dort stand Maly natürlich nicht alleine, sondern mit etwa 750 Nürnbergern im Rücken. Allein bei der Demonstration mit dem Titel "Nürnberg hält zusammen: Wir stehen zum Grundrecht auf Asyl" nahmen etwa 500 Menschen teil. Ein klares Zeichen aus der Stadt der Menschenrechte. Insgesamt sah sich die AfD, bei der etwa 250 Personen teilnahmen, mit rund 750 Gegendemonstranten konfrontiert.

Polizei muss Pfefferspray einsetzen

Die Polizei spricht von einer "ruhigen Stimmung". Grundsätzlich zumindest. Dennoch kam es zu kleineren "Störungen", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Kurzzeitig wurde von Gegen-Demonstranten der Weg zur AfD-Kundgebung am Hallplatz blockiert. Die Straße konnte durch Einsatzkräfte mittels "einfacher körperlicher Gewalt" - also durch Schieben und Drücken - freigemacht werden. Ganz so einfach blieb es für die Einsatzkräfte aber nicht: Nach der Demonstration mussten zwei Redner der Alternative für Deutschland unter Polizeischutz zu ihren Fahrzeugen geleitet werden - es kam Pfefferspray zum Einsatz. Wenig später wurden Beamte von einem Mann mit einer Fahnenstange angegriffen. Dabei wurden vier Polizisten leicht verletzt. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

AfD-Redner Höcke und "das Altparteien-Kartell"

Der Hauptredner in Reihen der AfD war Björn Höcke, der für die Partei im Thüringer Landtag sitzt. Er sorgte erst kürzlich in der ARD-Talkshow "Jauch" für einen Eklat. "Manchmal muss man auch Stopp sagen", sagte Höcke etwa. Am Hallplatz wetterte er gegen "das Altparteien-Kartell", einen "europäischen Hyperstaat" und eine vermeintliche "multikulturelle Revolution von oben".

In der kompletten Stadt kam es zu Verkehrsbehinderungen. Dabei war die AfD-Kundgebung und die dazugehörige Gegendemonstration nicht die einzige Veranstaltung im Zentrum Nürnbergs. Nur wenige Hundert Meter weiter protestierte wie jeden Samstag auch der Nürnberger Pegida-Ableger.

Pegida-Redner solidarisieren sich mit Akif Pirincci

Laut, aber insgesamt friedlich wurden sie und ihr "Spaziergang" von der Polizei eskortiert. Etwa 100 Personen zogen vom Rathenau- zum Kaulbachplatz. Den bekannten Spitzen gegen alle "Gutmenschen" (allen voran die Kanzlerin) und Untergangsbeschwörungen fügten zwei Redner als i-Tüpfelchen eine Solidarisierung mit dem deutsch-türkischen Autor Akif Pirincci hinzu - trotz des Eklats in Dresden. "Er ist einer von uns", sagte etwa der Münchner Bagida-Mann Michael Stürzenberger. "Er ist ein Patriot." Dabei hat sich mittlerweile sogar der Mitbegründer der Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann, von Pirincci distanziert.

Auch hier blieb es relativ ruhig, wie die Polizei mitteilt. Lediglich im Verlauf der Schlusskundgebung kam es zu einem Flaschenwurf auf Polizisten - es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.