Lkw bleiben massenhaft in Nürnberger Unterführung stecken

24.7.2020, 05:57 Uhr
Hier ging nichts mehr: Ein Lkw passte nicht durch die Unterführung und musste in einer halbstündigen Prozedur rückwärts rangiert werden.

© Foto: Rurik Schnackig Hier ging nichts mehr: Ein Lkw passte nicht durch die Unterführung und musste in einer halbstündigen Prozedur rückwärts rangiert werden.

Die Kaeppelstraße im St.Jobster Tafelhain-Viertel ist wahrlich keine Hauptstraße. Beschaulich und ruhig geht es hier zu. Doch in jüngster Zeit schrecken Anwohner immer wieder hoch. Das Zischen von PS-starken Dieselmotoren ist zu hören, durchdrehende Reifen und ein permanentes Piepen, das beim Rückwärtsfahren ertönt. In regelmäßigen Abständen, so berichten Anwohner, hängen Lkw-Fahrer hier in der Unterführung fest.

Sattelschlepper verkeilte sich

So auch bei einem der jüngsten Vorfälle. Eine halbe Stunde lang geht nichts vorwärts. Anwohner stehen an den Fenstern, auf den Balkonen und in den Gärten. Ein Sattelschlepper hat sich völlig verkeilt. Die Zugmaschine ist auf Anschlag eingelenkt, der Hänger steht im rechten Winkel dazu. Immer wieder drückt der Fahrer aufs Pedal, die Reifen rotieren im Stehen auf dem Asphalt, dann steht der Riese zwischen Straßenlaterne und zwei Verkehrszeichen "Feuerwehranfahrtszone" eingekeilt – und es geht nichts mehr. Nach einer Ewigkeit und unzähligen Versuchen steigt der Fahrer schließlich aus.

Das T-Shirt klebt an ihm. Wütend stößt er die Tür zu und flucht in polnischer Sprache. "Dieses Schauspiel gibt es seit einiger Zeit hier wöchentlich zu sehen", sagt eine Anwohnerin. Sie betont, dass es ihr nicht um die Lärmbelästigung gehe. "Wir wohnen hier sonst sehr ruhig – da kann man schon mal was aushalten", sagt sie.

Wendeplatz ist auch Spielfläche

Aber sie fragt sich, ob das schweißtreibende Rangieren nicht zu vermeiden wäre. "Mir tun diese Fahrer leid", meint sie, "bekanntermaßen stehen die ohnehin unter Zeitdruck – und dann müssen sie da auch noch mit solchen Problemen kämpfen." Eine weitere Anwohnerin sieht aber noch andere Probleme: Auf der kleinen Stellfäche, auf der die Laster ihr Wendemanöver versuchen, spielen häufig kleine Kinder. "Der Spielplatz ist gleich dahinter", berichtet die Frau, selbst Mutter. Die Kinder seien vorgewarnt, würden das Feld sofort räumen, wenn sie sehen, dass ein Lkw darauf Kurs nimmt.


Wilder Lkw-Parkplatz in Nürnberg sorgt für Anwohner-Unmut


Besonders pikant ist die Situation seit ein paar Tagen. Die Kaeppelstraße, zugänglich von der Dr.-Carlo-Schmid-Straße aus durch zwei Eisenbahnunterführungen, ist wegen Arbeiten an der neuen Unterführung nur von einer Seite her befahrbar. Somit ist dies auch die einzige Zufahrt für Rettungsfahrzeuge. Wenn nun der Lkw die Straße mit voller Breite blockiert, wird es eng. Wegen der Seniorenheime am Europaplatz sind Rettungseinsätze hier häufig.

Polizei hilft beim Rangieren

Wie aber kommt es überhaupt dazu, dass immer wieder Lastwagen auflaufen? Es handelt sich um Zulieferer für die aktuell angrenzende Baustelle neben der Tafelhalle. Auf dem Gelände entstehen 380 Wohnungen. Die Zufahrt erfolgt für die Lastwagen problemlos über eine eigens eingerichtet Einfahrt von der Dr.-Gustav-Heinemann-Brücke aus. Nur mit der Ausfahrt ergibt sich das Problem: Auf der in die Jahre gekommen Unterführung gilt eine maximale Durchfahrtshöhe von 3,70 Metern. Ein Maß, das gerade die liefernden Lkw oft bei weitem überschreiten.

Bleibt also nur der Rückwärtsgang und die erwähnten Folgen. Immer wieder muss die Polizei anrücken und verzweifelte Fahrer aus der misslichen Lage befreien. Zentimeter für Zentimeter wird dann unter Aufsicht rangiert – oder der Rückweg zur Baustelle im Rückwärtsgang angetreten, wobei die Polizei den Weg sichert. Ein Sprecher der Polizei bestätigt die Einsätze: "Bevor sich der Fahrer völlig verkeilt, ist es natürlich besser, er verständigt die Polizei", sagt er.

Was kann Abhilfe schaffen? Die Stadt wusste am Donnerstag auf die Frage keine Antwort – sie will sich aber noch dazu äußern.

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