"Luder vom Hauptbahnhof": Mann terrorisiert Ex-Freundin

10.3.2019, 13:57 Uhr
Sie soll mit Bundespolizisten und Straßenbahnfahrern am Hauptbahnhof Sex haben, so lautet die Anklage eines Mannes gegenüber seiner Ex-Freundin. Die Geschichte ist allerdings erstunken und erlogen.

© Michael Matejka Sie soll mit Bundespolizisten und Straßenbahnfahrern am Hauptbahnhof Sex haben, so lautet die Anklage eines Mannes gegenüber seiner Ex-Freundin. Die Geschichte ist allerdings erstunken und erlogen.

Nein, seinen Namen will er nicht nennen. Schon einmal sei er schließlich von einem Bundespolizisten bedroht worden, weil er dem Treiben am Bahnhof ein Ende setzen wollte. Aber – so sagt der Mann der Nürnberger Zeitung – irgendeiner muss ja etwas sagen, wenn schon alle anderen in der Königstorpassage und im Hauptbahnhof nicht den Mut dazu haben.

Der Mann – er wird wohl Mitte 40 sein – ist redegewandt. Er erzählt die Geschichte einer jungen Frau. Einer jungen Frau, die offenbar eine Vorliebe für Männer in Uniform hat. Immer wieder werde sie erwischt, wie sie mit Uniformierten Sex habe. In Aufenthaltsräumen, Toiletten, umliegenden Hotels, ja sogar auf der Behindertentoilette soll sich das "Luder" – wie es der Mann nennt – vergnügen. "Skrupellos" – so bezeichnet er ihr Verhalten. Er meint das Verhalten einer alleinerziehenden Mutter, wie er extra betont. Der Presse wäre das eigentlich egal – würde der Mann nicht erzählen, dass es sich bei den jeweiligen Partnern der Dame um Straßenbahnfahrer und Bundespolizisten handelt, die sich während ihrer Dienstzeit mit ihr vergnügen sollen.

Alle wüssten Bescheid

Der Mann, der all das berichtet, gibt sich empört, nennt den Namen der Frau und auch die einiger Polizisten. Zum Gespräch in der Redaktion bringt er eine Stofftasche mit. Gesammelte Unterlagen hat er darin. Unter anderem: Visitenkarten. Er erzählt, an welchen Stellen er sich schon über das "Luder des Bahnhofs" beschwert hat. Die Stadtreklame, SÖR, mehrere Hotels im Umkreis des Bahnhofs – alle wüssten Bescheid, sagt er und gibt Telefonnummern von Personen heraus, mit denen er die Problematik bereits besprochen haben will.

Die Dame, von der er berichtet, arbeitet noch immer am Hauptbahnhof – der Mann gibt auch die Nummer ihres Arbeitgebers heraus. Man könne sich ja gleich an die Regionalchefin der Ladenkette wenden, meint er. "Es ist langsam nur noch widerlich", so der Mann. Er findet: Wenn sich die Verantwortlichen schon nicht richtig kümmern – obwohl sich Mitarbeiter am Bahnhof von dem Treiben gestört fühlen –, dann soll jetzt eben die Presse über den Fall schreiben.

Und das tut sie – allerdings recherchiert sie vorher ein wenig anders, als es sich der Mann womöglich erhofft hat. Nein, der Polizei in Nürnberg ist nichts davon bekannt, heißt es vonseiten der Pressestelle der Polizei in Mittelfranken. Man werde sich aber trotzdem noch einmal bei den Kollegen schlau machen und Rückmeldung geben.

Sofort rauswerfen

Es dauert nicht lange, da ist klar: "Das Luder des Bahnhofs" ist eine unbescholtene Frau. Der einzige "Fehler", den die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern begangen hat, war es, bei der Wahl des Partners danebengegriffen zu haben und sich dann von dem Mann zu trennen. Ein Jahr ist das mittlerweile her. Seitdem macht er der Mittdreißigerin das Leben zur Hölle. Er schwärzt sie an, wo er kann. Er erfindet eine Geschichte, die er immer weiter spinnt. Eine Geschichte, die er allen Menschen in ihrem Umfeld auftischt. Eine, die er jetzt am liebsten noch in der Zeitung gelesen hätte. Der Rat der Polizei, sollte er wieder in der Redaktion auftauchen oder anrufen: sofort abwimmeln und rauswerfen.

In der NZ-Redaktion sitzt eine junge Frau. "Ich will nur meine Ruhe", erklärt sie mit leiser Stimme. Dreieinhalb Jahre lang sei sie mit ihm zusammen gewesen. Eine Zeit, in der sie nichts Böses geahnt hat. Ja, reden – das habe er schon immer gut gekonnt. Und ja, eifersüchtig sei er auch gewesen. Ansonsten habe man eine normale Beziehung geführt. An Weihnachten 2017 dann habe er zu ihr gesagt, dass er sie nicht mehr mit ins neue Jahr nehmen wolle. Da hat sie sich eben von ihm getrennt – der Anfang des Psychoterrors.

Stalker macht auch vor Kindern und Job nicht Halt

"Es ging sofort los", erzählt die Frau. Ihr Ex bequatscht ihre Nachbarin, bestellt in ihrem Namen Ware im Internet, schwärzt sie beim Jugendamt an, behauptet, das Wohl ihrer Kinder sei gefährdet. Ihrer Tochter hat die junge Frau mittlerweile ein Handy gegeben. Sie soll sofort anrufen, wenn irgendetwas ist. "Lauf schnell", so der Rat an die Tochter, sollte der Mann plötzlich auftauchen.

Irgendwann bemerkt die junge Frau, dass sie rund um ihren Arbeitsplatz am Bahnhof plötzlich komisch angeschaut wird. Warum? Sie weiß es nicht. Dann wird sie von einem Bekannten auf die Luder-Geschichte angesprochen. Da wird ihr alles klar: Ihr Stalker macht auch vor ihrem Job nicht halt. Ein Warnanruf der Polizei im Sommer hilft nicht; seine Ex zu verleumden, scheint für den Mann immer mehr zur Lebensaufgabe zu werden.

Verstöße gegen einstweilige Verfügung

Die junge Frau aber wehrt sich. Mittlerweile laufen Anzeigen. Ihr Ex darf sich ihr nicht mehr nähern, sie nicht kontaktieren. Tut er es doch, wird es für ihn teuer. Jeder Verstoß gegen die einstweilige Verfügung kostet ihn Geld. Wenn er irgendwann nicht mehr bezahlen kann, wandert er ins Gefängnis. "Ich habe so die Schnauze voll", sagt die junge Frau, "ich lasse mir doch nicht mein Leben zerstören." Überhaupt: "Er soll sich um sein Leben kümmern."