Druck in der Kabine fiel ab

Luftnotlage in Mallorca-Jet aus Nürnberg: Jetzt sprechen Passagiere - "War beängstigend"

Tobi Lang

Redakteur

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14.6.2022, 07:58 Uhr
Das Foto links zeigt die Sauerstoffmasken, die in dem Jet von der Decke fielen. Unmittelbar nach der Notlandung in Basel rückten Rettungskräfte an. 

© Benjamin Pfuhler Das Foto links zeigt die Sauerstoffmasken, die in dem Jet von der Decke fielen. Unmittelbar nach der Notlandung in Basel rückten Rettungskräfte an. 

Plötzlich fällt der Druck in der Kabine ab, die Crew macht Notfalldurchsagen, Sauerstoffmasken fallen von der Decke. Was wie eine absolute Horrorvorstellung klingt, war für rund 190 Passagiere einer Boeing am Sonntag Realität. Die Urlauber wollten von Nürnberg nach Mallorca, bereits am frühen Morgen hob der Jet ab. Die Reise begann routinemäßig. Check-In, Sicherheitskontrollen, die Maschine der Airline Corendon startete unauffällig. Über der Schweiz aber änderte sich die Situation an Bord schlagartig.

Luftnotlage in Mallorca-Jet aus Nürnberg: Jetzt sprechen Passagiere  -

© flightradar24.com

Wegen einer Luftnotlage drehte die Maschine über der Schweiz, irgendwo zwischen Lausanne und Genf, plötzlich ab - und kehrte um. An der deutschen Grenze flog die Boeing erneut eine Schleife und musste im schweizerischen Basel notlanden. "Es war sehr beängstigend", sagt Benjamin Pfuhler gegenüber unserer Zeitung. Er ist einer der Passagiere, die im Inneren des Corendon-Jets saßen. Eigentlich wollte Pfuhler mit seinen vier Kindern und seiner Ehefrau an deren achten Hochzeitstag in die Sonne aufbrechen. Doch dann kam alles anders.

Erst wurde per Lautsprecher ein "Emergency Alert" ausgerufen, also eine Notfallwarnung - dann fielen Sauerstoffmasken von der Decke. Das Personal wies die Passagiere an, normal zu atmen. Auch ein anderer Urlauber, der in dem Jet war, spricht gegenüber unserer Zeitung über die Minuten der Notlandung. "Die Stimmung war seltsamer Weise sehr ruhig, also keinerlei Geschrei oder Panik", sagt der Mann, der auf dem Weg nach Mallorca war. "Es gab einen raschen Sinkflug", sagt der Mann, "das dauerte circa drei bis fünf Minuten." Wenig später setzte die Maschine sicher in Basel auf.

Augenzeuge: "Es roch nach Abgasen"

Erst gab es Durchsagen des Personals, sagt Pfuhler. "Kurz darauf roch es nach Abgasen." Wie es zu der Notsituation in der Luft kommen konnte, ist derzeit noch unklar. Die Airline Corendon ließ eine Anfrage unserer Redaktion bislang unbeantwortet.

Der Flughafen Basel spricht von einem technischen Defekt. "Die Flugzeugkabine begann drucklos zu werden", teilt ein Sprecher mit. Medizinische Teams seien sofort ausgerückt, um die Passagiere, darunter etwa zwanzig Kinder, zu untersuchen". 37 von ihnen klagten nach dem Vorfall über Tinnitus und Trommelfellschmerzen. Der Sprecher sagt: "Der Vorfall hat keinen Einfluss auf den Flugverkehr in Basel."

Passagiere loben Airline und Bodenpersonal

Auch der Rettungseinsatz nach der Landung verlief laut Augenzeugen professionell. "Alle Passagiere mit Problemen konnten sofort das Flugzeug verlassen", sagt ein Urlauber. "Soweit ich mitbekommen habe gab es eine Person mit Kreislaufproblemen, alle anderen Probleme bezogen sich auf Ohrenschmerzen."

"Es lief alles ruhig ab, die Crew hat tolle Arbeit geleistet", sagt Benjamin Pfuhler, der in den vorderen Reihen des Jets saß. "Panisch war keiner, eher geschockt." Er betont: Die Airline Corendon könne man nichts vorwerfen, im Gegenteil. Auch das Bodenpersonal in Basel habe die Gestrandeten sofort mit Essen und Getränken versorgt. "Selbst Spielzeug für Kinder wurde rangeschafft."

Geht alles glatt, sollen die Urlauber aus Nürnberg noch am Sonntag weiterfliegen, nach Palma de Mallorca - in den wohlverdienten Urlaub.