Lebensgefahr 

Mädchen nach Stromschlag in Nürnberg in Lebensgefahr: Hätte Unfall verhindert werden können?

11.6.2021, 15:36 Uhr
Lebensgefährliche Falle: Durch Oberleitungen fließen bis zu 15.000 Volt Strom. Eine Annäherung von wenigen Metern reicht aus, um einen Lichtbogen zu erzeugen, der zum Tod führen kann. 

© ToMa Lebensgefährliche Falle: Durch Oberleitungen fließen bis zu 15.000 Volt Strom. Eine Annäherung von wenigen Metern reicht aus, um einen Lichtbogen zu erzeugen, der zum Tod führen kann. 

In den Augen einer Anwohnerin war es nur noch eine Frage der Zeit, wann so ein Drama wie am Donnerstagabend am Rangierbahnhof wieder passiert. Jessica Bauer hat auch Angst um ihre Kinder. "Hier wohnen so viele Kinder und wir bekommen öfter mit, dass sich dort auch Jugendliche aufhalten. Wir denken uns immer wieder: hoffentlich passiert nix", sagt sie.

Mit dem Hund Gassi gegangen

Am Donnerstagabend ist aber wieder was passiert. Nach Angaben der Berufsfeuerwehr Nürnberg war ein zwölfjähriges Mädchen mit ihrer Schwester im Bereich Breslauer Straße und Dr.-Linnert-Ring unterwegs. Mit dabei hatten sie ihren Hund, den sie am sogenannten Vorbahnhof Gassi führten. Es ist der Bereich, den Anwohnerin Bauer oft im Auge hat. "Wir verstehen einfach nicht, warum dieser Platz nicht abgesperrt wird", empört sie sich.

Die Zwölfjährige kletterte dann auf einen dort abgestellten Güterwaggon. "Dieser Gleisabschnitt ist durch Oberleitung elektrifiziert", heißt es bei der Feuerwehr. Eine Stromspannung bis zu 15.000 Volt fließt da durch. Es besteht höchste Lebensgefahr, wenn man sich den Leitungen nur nähert, ohne sie berühren zu müssen.

Einsatzkräfte finden Kind im Gleisbett

Als das Mädchen auf dem Dach des Waggons war, löste sich ein Lichtbogen. Der Stromüberschlag traf die Zwölfjährige. Sie erlitt schwerste Verbrennungen. Passanten, die einen Schrei und den Funkenschlag bemerkten, wählten sofort den Notruf. Das war gegen 19 Uhr. Die anrückenden Einsatzkräfte entdeckten das Kind im Gleisbett.

"Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes versorgten das Kind vor Ort und retteten es mittels Korbtrage aus dem Gleisbereich", berichtet die Feuerwehr. Der Rettungsdienst transportierte die Schwerstverletzte zur Erstversorgung ins Süd-Klinikum Nürnberg. Am Abend wurde entschieden, die junge Patientin mit einem Intensivhubschrauber in eine Spezialklinik nach München zu verlegen.

Die Berufsfeuerwehr warnt eindringlich, dem Verbot zu folgen und Bahnanlagen prinzipiell nicht zu betreten. Der Grund: Von den Oberleitungen geht auch ohne Berührung eine erhebliche Lebensgefahr aus. Im Oktober 2014 erlitt ein 13-jähriger Junge einen tödlichen Stromschlag, nachdem er am Rangierbahnhof auf einen Kesselwagen geklettert war. Im Juli 2007 wurde ein 19-Jähriger am Rangierbahnhof von einem Stromschlag getötet, weil er einen Waggon erklommen hatte, auf dem ein Panzer stand. Ein halbes Jahr zuvor verlor ein damals 22-Jähriger einen Arm und ein Bein, als er auf einen am Kohlenhof abgestellten Güterwaggon stieg und zu dicht an die Oberleitung kam.


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