Malys Ansage versetzte die SPD in Schockstarre

12.3.2019, 18:04 Uhr
Malys Ansage versetzte die SPD in Schockstarre

© Günter Distler

Eine Stunde nach der denkwürdigen Pressekonferenz, auf der Maly vor verdutzten Journalisten seinen Rückzug aus der Politik im kommenden Jahr angekündigt hat, tat er dies bei der Fraktionssitzung der Rathaus-SPD kund. Die Reaktionen der Stadträtinnen und Stadträte waren denen der Journalisten nicht unähnlich. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Hören Sie dazu auch unseren "Horch amol"-Podcast: Gibt es ein Leben nach Uli Maly?

Die Stadträtinnen und Stadträte waren sprachlos. Fraktionschefin Anja Prölß-Kammerer spricht von spürbarem Entsetzen. Viele seien wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass der OB wieder antreten werde. Etwas anderes habe man sich nicht vorstellen wollen. Wenn es dann nicht so kommt, "ist das natürlich ein Schock", fährt sie fort.

Anja Prölß-Kammerer und SPD-Chef Thorsten Brehm haben seitdem jede Menge Nachrichten erreicht, weil es viele Genossen nicht so recht fassen können, dass Maly ernst macht mit seinem Abschied. Der Tenor dürfte in etwa derselbe sein wie auf der Facebook-Seite der SPD. "Das ist sehr, sehr schade", ist da in der Kommentarspalte zu lesen. "Das ist traurig." Aber auch etliche Respektsbekundungen stehen da.

So hört sich das auch bei Gerhard Groh an, Stadtrat und Vorsitzender der SPD in Hummelstein, der aufgrund einer Erkrankung aus den Medien von Malys Rückzug erfahren hat. "In Schockstarre bin ich nicht mehr", sagt Groh einen Tag, nachdem die Nachricht wie eine Bombe ins politische Nürnberg eingeschlagen ist. Er könne Malys Entscheidung nachvollziehen. "Es nötigt mir Respekt ab, dass er sagt, es ist Schluss."

Für die SPD werde der kommende Wahlkampf sehr herausfordernd, so Groh weiter, und das dürfte noch untertrieben sein. Die Aufgabe ist nicht unlösbar, aber der Ausgang ist offen."

"Wir waren alle überrascht", meint Stadträtin Diana Liberova, die auch Vorsitzende der SPD in Mögeldorf ist. "Ich kann seine Entscheidung verstehen – und bedauere sie sehr." Er sei schon immer ihr OB gewesen, weil sie mit ihm gemeinsam im Stadtrat angefangen habe.

"Schnell erholen"

Von der Schockstarre "muss man sich aber schnell erholen", fährt Liberova fort. Die SPD habe nicht viel Zeit, weil es gerade einmal ein Jahr ist bis zur nächsten Wahl. "Jedes Ende ist auch ein Neubeginn." Liberova ist da ganz pragmatisch. "Wir müssen inhaltlich nach vorne sehen und hoffen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Fraktion wahrnehmen und nicht nur Uli Maly."

 

Die Fraktion geht am Samstag in Klausur, um zu besprechen, wie sie den Wahlkampf angeht – "jetzt mit veränderten Rahmenbedingungen, klar", sagt Fraktionschefin Prölß-Kammerer. Es wird am Samstag auch darum gehen, gemeinsam die Nachricht von Malys Rückzug zu verdauen und sich die Wunden zu lecken.

"Ich bin optimistisch, dass sich die Partei schnell fängt", meint Parteichef Brehm. Andere blicken nicht ganz so wohlmeinend in die Zukunft. Ein Kommentar auf der Facebook-Seite der SPD geht so: "Ohne Maly verlieren wir Nürnberg an CSU/AfD."

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