Mann am Wöhrder See eingebrochen: Familien auf dünnem Eis - Polizei mit Heli im Einsatz

14.2.2021, 16:37 Uhr
Ein größeres Aufgebot an Rettungskräften war am Wöhrder See im Einsatz. 

© Anette Röckl Ein größeres Aufgebot an Rettungskräften war am Wöhrder See im Einsatz. 

Es waren dramatische Minuten. Am Sonntagnachmittag brach am Wöhrder See ein Mann ein. Er lief gegen 14 Uhr über die zu dünne Eisschicht auf der gegenüberliegenden Seite der Norikusbucht, die plötzlich unter seinem Gewicht nachgab. Gut zwölf Meter vom Ufer entfernt fiel er in das eiskalte Wasser. Weil zumindest an der Abbruchkante die Schicht dick genug war, hielt er sich dort fest - bis Rettungskräfte anrückten.

Die Norikusbucht ist zwar gesperrt, dennoch betraten mehrere Menschen teils mit Kindern das Eis. 

Die Norikusbucht ist zwar gesperrt, dennoch betraten mehrere Menschen teils mit Kindern das Eis.  © Anette Röckl

Ein größeres Aufgebot der Feuerwehr war im Einsatz. Ein Retter robbte sich unter Eigensicherung bis zu dem Mann, dessen Alter noch unklar ist, vor. Ein durchaus übliches Vorgehen für Unfälle auf dem Eis. Weitere Kräfte zogen die beiden dann heraus. Der Spaziergänger war wohl rund zehn Minuten im eiskalten Wasser des Wöhrder Sees.

Behörden warnen seit Tagen vor zu dünnem Eis

Die Stadt, die Feuerwehr, die Wasserwacht - sie alle werden nicht müde, zu warnen. Seit Wochen. Das Eis, sagen Experten, ist zu dünn, um darauf Schlittschuh zu fahren. Zwar hatte es in den Nächten weit über minus zehn Grad, ein vermeintlich dickes Eis überzieht viele Seen, Weiher und Teiche in Franken. Um einen oder gar mehrere Menschen tragen zu können, ist es aber zu dünn. In Nürnberg etwa muss die Schicht zehn Zentimeter dick sein, damit sie freigegeben wird. Aktuell sind alle Flächen im Stadtgebiet gesperrt, vom Marienbergweiher bis zum Dutzendteich. Doch auch dort waren Menschen unterwegs.

Am Wöhrder See warnt die Stadt generell vor dem Betreten, trotz Eis und Schnee. Die Strömung dort sei zu stark, heißt es auf der Homepage. Am Sonntag gefror die Oberfläche des Naherholungsgebiets erstmals in diesem Jahr richtig. Dutzende Familien mit Kindern ließen sich auf die Eisfläche locken, Bilder, die unserer Redaktion vorliegen, zeigen, wie Menschen etwa in der Norikusbucht spazieren. Dort ist das Betreten grundsätzlich möglich, aber eben nur, wenn die Oberfläche stabil genug ist. Auch am Wochenende war das nicht der Fall. Laut Polizei sei das Eis nur rund sechs Zentimeter dick gewesen, das habe eine Messung am Sonntag ergeben.

Gegen 16 Uhr überflog der Polizeihelikopter erstmals den Wöhrder See. 

Gegen 16 Uhr überflog der Polizeihelikopter erstmals den Wöhrder See. 

Noch nach der Rettungsaktion liefen viele Menschen in der Bucht umher, spazierten mit Kindern über das Eis. Mit Lautsprecherdurchsagen warnte die Polizei, die Eisfläche zu verlassen. Einige gingen dem nach - aber bei weitem nicht alle hielten sich an den eindringlichen Appell. "Bitte geht nicht auf das Eis, trotz der Kälte hält es nicht", teilt das Präsidium Mittelfranken. Nur Minuten nach dem Unglück waren bis zu hundert Menschen in der Norikusbucht unterwegs.

Am frühen Abend überflog ein Helikopter den Wöhrder See, um die Situation zu überprüfen und Menschen, die die Warnung ignorieren, zu verjagen. Die Polizei ist mit mehreren Streifenwagen im Einsatz.


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