Marcus Fahn: On Air im Wohnzimmer

26.5.2020, 17:26 Uhr
Marcus Fahn: On Air im Wohnzimmer

© Foto: Marcus Fahn

Marcus Fahn ging bereits früh mit gutem Beispiel in der Coronakrise voran, denn: "Wir alle sollen - wenn möglich - Zuhause bleiben und so die Ansteckungsrate herunterfahren", betont der 43-Jährige, mit dem morgens gut drei Millionen Frauen (und auch Männer) aus dem Bett steigen.

Außerdem ist ihm daran gelegen, eine Person in seinem Haushalt, die zur Risikogruppe gehört, zu schützen. Nun sitzt er also vor zwei Laptops und einem Mikrofon und sendet live mit Kopfhörern auf den Ohren. Die Redaktionskonferenz funktioniert über eine Video-Schalte auf seinem Smartphone an seinem Naturholz-Esstisch.

Zu Fahns Glück ist sein Weg an seinen Arbeitsplatz derzeit sehr kurz: Denn eigentlich ist der quirlige Sprecher ein "notorischer Langschläfer", der an den Wochenenden gerne länger liegen geblieben ist. Seit zwei Jahren allerdings ist der Franke Ziehvater des Sohnes seiner Lebensgefährtin — und der steht auch am Wochenende früh auf der Matte, gemeinsam mit Fahns Labradorhündin Marla, die im Freitstaat mindestens so bekannt ist wie ihr Herrchen selbst.

 

Frühe Liebe

 

Übung darin, Radio daheim on Air zu bringen, hat Fahn praktischerweise längst — auch wenn die aktuelle Situation "bizarr" für ihn ist: Denn ihren Ursprung hatte die Liebe zum Radio bereits in den achtziger Jahren mit 13 Jahren, im Kinderzimmer im Landkreis Fürth. Damals, mit Kassettendeck am Schreibtisch, die Hausaufgaben und Bücher nur zur Seite geschoben, war die Zahl seiner Zuhörer überschaubar – und umfasste seine Schwester, seinen Vater (ein Controller) und seine Mutter (Pharmazeutisch-technische Assistentin in einer Apotheke).

Die erste richtige Sendung hatte er 1992 bei einen Sender in Erlangen, er war 16. Nach dem Abitur 1995 und dem Zivildienst bei den Johannitern folgte Fahn seiner Leidenschaft für das Radio und setzte seine begonnene Karriere bei Radio Downtown in Erlangen fort. Danach war er bei Radio Gong in Nürnberg und nahm 1997 sein Volontariat bei Antenne Bayern in Oberbayern auf. Es folgten N-Joy, Eins live, nochmals Antenne Bayern, Bayern 3, Sky Sport News bis er letztlich vor dem Bayern 1-Mikro stand. 2019 war Fahn auch als bester Moderator für den Deutschen Radiopreis nominiert.

Lange lebt der Franke also schon fern der Heimat, seine Mutter und einige seiner besten Freunde sind noch dort. "Die besuche ich, so oft es geht, und die Nähe zum Club-Stadion spielt auch eine gewisse Rolle", sagt er augenzwinkernd. Zur Fan-Base des glorreichen Clubs kam er über Umwege. "Mein Papa war Bayernfan und so dachte ich als kleiner Bub, dass ich einfach auch Bayernfan bin", erinnert sich Fahn. Dann wurde er eingeschult. "Mein Kumpel Billie sagte: Hier ist man nicht Bayern-Fan, hier ist man Clubberer! Das war erst mal Argument genug." Als er einige Jahre später erstmals in der Nordkurve des Frankenstadions stand, "war es endgültig um mich geschehen", erinnert er sich.

 

Folgenreiches Entertainment

 

Mit Fußball — er kickt in der "Senioren-Liga" —, Joggen und Fitness powert sich Marcus Fahn selbst körperlich aus. Sonst ist er natürlich viel mit seiner Hündin draußen unterwegs und wandert gerne in Bayern, zum Beispiel zur Partnachklam.

Hat er mehr Freizeit, stehen Reisen auf Fahns Agenda. Das muss gar nichts Exotisches sein. "Ich liebe Spanien oder den Gardasee, die Berge und das Meer – egal wo". Doch ist nichts wie Heimat: "Wenn ich von Horbach aus die kleine Senke nach Langenzenn reinfahre, dann ist das einfach Daham, obwohl ich schon so lange weg bin". Es ist "wie mit einem alten Freund, den man lange nicht gesehen hat. Die Verbindung ist sofort wieder da". Was er in München wirklich vermisst? Klar, das sind die guten Drei im Weggla für die vor allem ja Nürnberg bekannt ist.

Zum Abschalten vom Alltag schaltet Fahn sehr gerne Thriller an. Auch schätzt er Filme, die auf wahren Geschichten beruhen. Oscargewinner "Argo" sei so einer. Aber auch episodische Storys stehen beim Serienfan hoch im Kurs: Narcos, Game of Thrones, House of Cards, Babylon Berlin und Messiah sind seine Favoriten. Als Mensch, der für ein musikbasiertes Radioprogramm arbeitet, steht Fahn auf ältere und modernere Blüten des Pop – und geht, so oft er kann, auf Konzerte. Oder auf Rock im Park — das lässt sich für ihn auch prima mit einem Heimatbesuch verbinden.

In den vergangenen Jahren haben ihn live vor allem Fanta 4, Adele, Milow, Roger Hodgson, AC/DC und Coldplay mitgerissen. Dauerhafte Helden sind für ihn aber – unangefochten — die Liverpooler Pilzköpfe, die die Welt musikalisch ordentlich aufgemischt haben. Oft hört der Zuhörer Fahn on Air sagen: "Ein Morgen, an dem die Beatles laufen, ist ein guter Morgen." Geschmack hat er, und Ahnung auch.

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