Massentaufe im Max-Morlock-Stadion: Tausende Zeugen Jehovas in Nürnberg

14.6.2019, 14:57 Uhr
Seit Jahren treffen sich die Zeugen Jehovas zu Tausenden im Max-Morlock-Stadion, um die Taufzeremonie zu feiern und gemeinsam zu beten.

© Günter Distler Seit Jahren treffen sich die Zeugen Jehovas zu Tausenden im Max-Morlock-Stadion, um die Taufzeremonie zu feiern und gemeinsam zu beten.

An diesem Wochenende ist es wieder so weit: Die Zeugen Jehovas feiern in den Rängen, die sonst die Club-Fans bevölkern, ein riesiges Tauffest. Bis zum Sonntag werden im Max-Morlock-Stadion täglich etwa 11.500 Zeugen Jehovas aus dem nordbayerischen Raum sowie rund 2300 rumänischsprachige Delegierte aus ganz Deutschland, Österreich und Belgien zu Gast sein, um den Kongress mit dem Motto "Die Liebe versagt nie!" zu besuchen. Das Programm wird sowohl in deutscher als auch in rumänischer Sprache abgehalten.

Kongresse sind für Jehovas Zeugen religiöse Feiertage und bilden daher für ihr Glaubensleben einen Höhepunkt des Jahres. Der Kongress ist öffentlich, der Besuch kostenlos. In allen Ortsgemeinden, die Delegierte dorthin entsenden, wurde die Bevölkerung im Rahmen einer dreiwöchigen Aktion zum Besuch dieser Veranstaltung eingeladen.

An den drei Veranstaltungstagen geht es übergeordnet um das Thema, dass die Liebe alles Böse besiegt. Es werden Filme gezeigt, außerdem sprechen Delegierte und Missionare aus verschiedenen Ländern. Viele der Programmpunkte am Kongresswochenende richten sich vor allem an Familien und Jugendliche.


So setzen die Zeugen Jehovas Aussteiger unter Druck


In der Veranstaltung in Nürnberg treffen sich Jahr für Jahr tausende Delegierte der Glaubensgemeinschaft. Etwa hundert neue Gläubige werden dort jedes Mal getauft. Bei der Zeremonie werden die Gläubigen nach biblischem Vorbild völlig unter Wasser getaucht. Angaben der Glaubensgemeinschaft zufolge traten im vergangenen Jahr deutschlandweit 2791 Gläubige den Zeugen Jehovas bei. Damit zählte die Religionsgemeinschaft in Deutschland insgesamt 165.870 Anhänger.


Diese Bedeutung hat Ostern bei den Zeugen Jehovas


Die Anhänger dieser umstrittenen Religionsgemeinschaft sind weltweit vernetzt, die Organisation wird von New York aus straff geführt. In den USA fand ein internationaler Kongress, der ebenfalls unter dem Motto "Die Liebe versagt nie!" abgehalten wurde, bereits statt. Dort trafen sich Ende Mai Anhänger der Religionsgemeinschaft aus ganz Lateinamerika, Großbritannien und Spanien. Insgesamt wurden dort im Rahmen der Veranstaltung 230 Menschen neu getauft.

Recht auf Religionsunterricht und Kirchensteuer

In den vergangenen Jahren haben die Zeugen Jehovas vor Gericht ihre Anerkennung als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" deutschlandweit durchgesetzt. 2005 erlag zunächst Berlin in einem mehr als zehnjährigen Rechtsstreit, es folgten die übrigen Bundesländer. Hannelore Kraft (SPD) gab schließlich 2017 den jahrzehntelangen Widerstand im Bundesland NRW auf, damit haben die Zeugen Jehovas seit zwei Jahren die gleichen Rechte und Pflichten wie die katholische und evangelische Kirche in Deutschland.

Mit der Anerkennung des offiziellen Status ist es zum Beispiel leichter, ein Grundstück für den Bau von Versammlungsräumen von Kommunen oder vom Staat zu kaufen. Außerdem ermöglicht sie den Zugang in Krankenhäuser und Gefängnisse, um dort Seelsorge zu leisten.

Tatsächlich wird der Religionsgemeinschaft durch die Anerkennung auch das Recht gegeben, Kirchensteuer zu erheben und Religionsunterricht an öffentlichen Schulen einzuführen. Ebenso hätten sie theoretisch das Recht, beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk mitzusprechen - darauf verzichten die Zeugen Jehovas aber bisher. Sie bestreiten auch Ambitionen, das in Zukunft tun zu wollen. Als Gründe, sich für die Anerkennung als Religionsgemeinschaft derart eingesetzt zu haben, nennen die Zeugen Jehovas vielmehr eine geplante "Umstrukturierung".

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