Mehr Mitspracherecht

16.9.2019, 08:00 Uhr
Mehr Mitspracherecht

© Foto: Christian Kohlert

 Sie fordern in einem Antrag an die Verwaltung, anstehende Maßnahmen auf die Möglichkeit zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu prüfen und geeignete Projekte zu sammeln.

"In Kooperation mit dem Jugendamt und dem Kreisjugendring ,laut!‘ soll in einem ersten Schritt je ein Modellprojekt für eine Kinderbeteiligung und eine Jugendbeteiligung konzipiert werden. Ziel muss es sein, nach erfolgreicher Umsetzung weitere Projekte anzugehen", erklären Arabackyj und Soldner.

Es gebe bereits praktische Beispiele, wie eine solche Kinder- oder Jugendbeteiligung bei Planungsprojekten aussehen könne, so Soldner: So habe der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn in Kooperation mit dem Stadtjugendring Erlangen zusammen mit Jugendlichen die StUB mit Lego-Steinen geplant. Und in Gebersdorf wurden Kinder und Jugendliche in einem Projekt des Kinder- und Jugendhauses z.punkt an der Weiterentwicklung des Stadtteils beteiligt. Unter anderem mit Hilfe des Computerspiels Minecraft haben sich hier die Gebersdorfer Kinder und Jugendlichen in den Stadtplanungsprozess eingebracht. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2019 präsentiert werden.

Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Claudia Arabackyj, und Ilka Soldner, Vorsitzende der Kinderkommission, betonen, dass Nürnberg bei der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen nicht bei null anfängt: Seit vielen Jahren werden in Nürnberg junge Menschen an der Planung für Spielplätze oder Spielhöfe beteiligt. Der Anspruch, Kinder an der Planung ihrer Lebensräume zu beteiligen, hat damit einen hohen Stellenwert in der Stadt.

Experten in eigener Sache

Aus Sicht der Stadträtinnen ist Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aber eine Querschnittsaufgabe und darf deshalb nicht auf den Bereich Spielflächen begrenzt bleiben. Sie fordern, die Jungbürger projektbezogen zukünftig auch in weiteren Lebensbereichen hinzuzuziehen. Das könnte etwa bei der Neugestaltung von Straßenräumen oder Grünflächen, bei der Planung von Einrichtungsneubauten wie Jugendhäusern oder Horten, Schulen und neuen Stadtteilen oder in Stadterneuerungsgebieten sein. Schließlich gebe es in dieser Zielgruppe die besten Experten in eigener Sache.

Projekte, in denen sich junge Menschen für ihre Interessen einsetzen können, fördern außerdem auch die politische Bildung, sind Arabackyj und Soldner überzeugt. Arabackyj weist außerdem darauf hin, dass "das Baugesetzbuch im Passus zur frühzeitigen und notwendigen Beteiligung der Öffentlichkeit explizit darauf hinweist, dass auch Kinder und Jugendliche Teil der Öffentlichkeit sind".

"Bei der Umsetzung könnten den Planungsexperten der Verwaltung die Fachkräfte des Kinder- und Jugendbeteiligungsformats ,laut!‘ und der Kinderkommission zur Seite stehen", schlägt Soldner vor. Darüber hinaus haben im vergangenen Jahr sieben Mitarbeiter des Jugendamts ihre Ausbildung zum "Prozessmoderator für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen" erfolgreich abgeschlossen. Eines der Teams hatte als Thema für sein Abschlussprojekt "Kinderbeteiligung an der Stadtplanung – Zukunftsbaustelle" gewählt.

Die genannten sieben Mitarbeiter und die Geschäftsführerin der Kinderkommission, die diese Ausbildung bereits zu einem früheren Zeitpunkt absolviert hat, sind in ihren eigentlichen Arbeitsbereichen im Jugendamt eingesetzt und es gibt noch kein abgesprochenes Verfahren, in welcher Form sie in referatsübergreifende Kinder- oder Jugendbeteiligungsprojekte eingebunden werden können.

Dies wollen Soldner und Arabackyj ändern und fordern deshalb die Stadtverwaltung auf, nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Prozessmoderatoren des Jugendamtes künftig in die Querschnittsaufgabe Partizipation – bei der Stadtplanung, aber auch im Hinblick auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung – eingebunden werden können.

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