Mehrere Kriege überstanden

19.12.2007, 00:00 Uhr

Feuchtigkeit hat über Jahre hinweg das Gebälk und das Mauerwerk des historischen Totengräberhauses mit seinem Glockenturm verfaulen lassen. Nun will der Kirchenbauverein von St. Bartholomäus mit Hilfe des Landesamtes für Denkmalpflege dem ein Ende setzen und das einzigartige Haus vor dem Verfall retten.

Für Bernd Pommer, Vorsitzender des Kirchenbauvereins, ist klar: «Auf unserem Friedhof liegen zwar keine so berühmten Leute, doch wird er in Geschichtsbüchern gleichwertig neben den Friedhöfen von St. Rochus und St. Johannis genannt.» Das Ergebnis einer so genannten Archivalienforschung untermauert die Haltung des Vorsitzenden.

Den Auftrag für die historische Recherche erhielt Robert Giersch, Kreisheimatpfleger im Nürnberger Land. Herausragend ist für ihn das hohe Baualter des einstigen Totengräberhauses. Denn es hat nicht nur beide Weltkriege schadlos überstanden, sondern wohl auch den 2. Markgrafenkrieg, der in den Jahren 1552 bis 1555 insbesondere in Franken tobte. «Es ist wohl das noch einzig existierende Totengräberhaus aus dieser Zeit in der Region», sagt Giersch. Vieles deute darauf hin, dass die Gemeinde in Wöhrd im Jahr 1528 den «Gottesacker» zusammen mit dem Fachwerkhaus gebaut hat.

Über 400 Jahre alt

Der Knackpunkt: Im Mai 1552 rückte der Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach gegen den erbitterten Feind (Nürnberg) vor und schlug sein Hauptlager am Rechenberg auf. Die Reichsstadt bereitete sich inzwischen auf einen Angriff vor und plante, durch eigene Truppen die Vorstädte, zu denen auch Wöhrd gehörte, zu zerstören. Schließlich brannte das reichsstädtische Militär am 17. Mai 1552 den Vorort Wöhrd bis auf seine Grundmauern nieder. Auch die alte Bartholomäuskirche und der Pfarrhof gingen in Flammen auf.

Den Grund für die Entscheidung des Nürnberger Rates zur Selbstzerstörung erklärt Giersch so: Dem feindlichen Heer des Markgrafen sollte damit jede Möglichkeit einer Deckung vor dem Artilleriefeuer aus der Stadt genommen werden. Doch gab es Ausnahmen. Die Truppen aus Nürnberg verschonten die Friedhöfe, die wegen Seuchen einst vor den Stadtmauern angelegt wurden. Auf diese Weise blieb nach Einschätzung Gierschs auch der Friedhof in St. Bartholomäus und sein Totengräberhaus erhalten. Nach einer Überlieferung soll der Markgraf auf dem Gottesacker in Wöhrd dann tatsächlich «eine gewaltige Schanze für seine Geschütze gebaut haben». Schließlich kapitulierte Nürnberg am 19. Juni 1552 vor den markgräflichen Truppen.

Spezielle Untersuchungen an den Balken des Totengräberhauses haben ergeben, dass das Holz aus der Entstehungszeit des Friedhofes stammt. Die älteste zuverlässige Darstellung des Geländes mit dem alten Gebäude ist auf einem Lageplan aus dem reichsstädtischen Bauamt zu erkennen. Dieser ist von früheren Archivaren auf die Zeit um das Jahr 1600 datiert worden. Als ein «ausgesprochenes Glück» wertet Kreisheimatpfleger Giersch die Tatsache, dass ein Nürnberger Architektenfotograf ausgerechnet dieses Dokument vor 1940 abgelichtet hat: «Denn heute ist der Plan, der damals noch im Stadtarchiv aufbewahrt worden war, verschollen. Möglicherweise verbrannte er bei einem Luftangriff auf Nürnberg.» Alexander Brock