„Meine Oma war ein Elastik-Wunder“

23.3.2013, 00:00 Uhr
„Meine Oma war ein Elastik-Wunder“

© Fengler

Herr Eisermann, bekommen Sie auf Volksfesten Heimatgefühle?

André Eisermann: Absolut! Ich bin auf einem Jahrmarkt groß geworden. Meine Oma war ein Elastik-Wunder und mein Urgroßvater der stärkste Mann der Welt. Meine Eltern hatten einen Büchsen-Wurfstand. Alles, was ich heute bin, verdanke ich dem fahrenden Volk!

Aber Sie wollten dann ja doch lieber Schauspieler werden ...

Eisermann: Das war mir mit fünf Jahren klar. Aber ich bin immer Schausteller geblieben, denn auch bei Filmen stelle ich ja etwas zur Schau. Und ich bin immer noch ein Reisender. Nur bin ich heute nicht im Wohnwagen unterwegs, sondern in Hotels.

Was haben Sie von Ihrem Leben als Schausteller-Kind mitgenommen?

Eisermann: Selbstständigkeit. Selbstbewusstsein. Den Wunsch, Schauspieler zu werden. Ich habe 220 Schulwechsel mitgemacht und es trotzdem zu etwas gebracht. Generell gibt es Schausteller, die könnten da draußen in der Welt Karriere machen, denn sie müssen in so vielen Bereichen etwas können.

Eine Frauenquote braucht es hier übrigens auch nicht, denn die Frauen sind oft die zentralen Organisatorinnen, das Herz des Betriebs.

Woher kommt Ihre spezielle Verbindung zu Nürnberg?

Eisermann: Für meine Recherchen zu „Kaspar Hauser“ war ich sehr oft hier. Ich mag Nürnberg sehr. Ich bin so Nürnberger wie John F. Kennedy Berliner war! (lacht)

Sie schwärmen ja richtig!

Eisermann: Ja, ich werde von diesem Abend hier viele Eindrücke mit nach Mallorca nehmen, wo ich lebe. Das hier ist wie Auftanken. Viele vom Süddeutschen Schaustellerverband kennen mich noch von früher oder über meine Arbeit. Ich habe ja ein Buch über das Schausteller-Leben geschrieben. Das hier ist wie Heimkommen für mich.

Steht nicht irgendwann doch noch ein Büchsen-Büdchen für Sie an?

Eisermann: Ich habe tatsächlich schon oft darüber nachgedacht zurückzukehren. Aber wenn ich länger da bin, will ich doch nicht mehr zurück. Mit diesem Volk, das in den Bierzelten nur saufen will bis spät in die Nacht, und dann muss man wieder früh raus. Das ist ein Knochenjob!

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