Mietnomaden: Nürnbergerin bleibt auf 100.000 Euro Schaden sitzen

12.12.2019, 19:58 Uhr
Mietnomaden: Nürnbergerin bleibt auf 100.000 Euro Schaden sitzen

© Foto: Jens Büttner, dpa

Der Garten ist verwildert, die Kelleraußentreppe schwarz vor Schimmel. Hinter dem Haus liegt ein kaputter Rollladen im Gras. Und auch im Haus warten böse Überraschungen.

Immer wieder wischt Lydia Bauers (Name von der Redaktion geändert) über ihr Smartphone-Display und stoppt bei einem der Fotos einer schier endlosen Bildergalerie: "Da schau’n Sie, so war es hier." Zu sehen sind unter anderem ein Teich voller Seerosen, ein sorgsam gehegter Rasen, jede Menge Rosen, blühende Sträucher und Stauden, außerdem wertvoll ausgestattete Innenräume – eine Idylle.

"Das war vor sechs Jahren", sagt Bauer. Heute bietet das Anwesen einen traurigen Anblick. "Da schau’n Sie: der Wasserhahn – mit Gewalt aus der Außenwand gerissen. Im Haus sind sämtliche Drähte für die Beleuchtung so knapp abgeschnitten, dass sie nicht mehr verwendet werden können, Heizkörper so abgeschlagen, dass sie gerostet sind, Wände zum Teil massiv beschädigt und vieles mehr. Die Liste der Schäden drinnen wie draußen ist lang und Bauer nach wie vor fassungslos über den Zustand des Hauses ihres verstorbenen Mannes. "Er würde noch einmal sterben, wenn er das sähe."

100.000 Euro Schaden hinterlassen

Vorsitzender von Haus & Grund Nürnberg, Gerhard Frieser, rät Vermietern, sich Erkundigungen über den potentiellen Mieter einzuholen – dazu könne auch der Makler verpflichtet werden.

Vorsitzender von Haus & Grund Nürnberg, Gerhard Frieser, rät Vermietern, sich Erkundigungen über den potentiellen Mieter einzuholen – dazu könne auch der Makler verpflichtet werden. © Foto: Roland Fengler

Selbst der Mähtraktor, den sie zur Pflege des rund 2300 qm goßen Grundstücks angeschafft hatte, wurde mutwillig kaputt gemacht. Und auch der Schlüssel dazu ist weg. Wie konnte das passieren? Vor sechs Jahren habe sie einen Makler beauftragt, das Haus zu vermieten. Die von ihm vorgeschlagenen Mieter, eine Gastronomen-Familie mit sechs Erwachsenen habe sie als sehr nett empfunden, sagt Bauer.

Zwar sei der Mietzins von Anfang an nie regelmäßig und in voller Höhe eingegangen, aber sie habe Verständnis für die schwierige finanzielle Lage ihre Mieter gehabt und sie nicht unter Druck setzen wollen. Vor eineinhalb Jahren sei jedoch die Kündigung unvermeidlich geworden. In diesem September sind die Mieter nach einem Gerichtsurteil ausgezogen, nicht ohne einen von Gutachtern festgestellten Schaden in Höhe von rund 100.000 Euro, inklusive Mietausfall, zu hinterlassen. Auf dem wird die Vermieterin, so wie es aussieht, wohl sitzen bleiben.

 "Nachsicht wird erfahrungsgemäß nicht honoriert"

Schätzungsweise fünf bis zehn Fälle von vorsätzlichem Vandalismus durch Mieter werden laut dem Vorsitzenden von Haus & Grund Nürnberg, Gerhard Frieser, jährlich an den Hausbesitzerverband herangetragen. Sich dagegen zu versichern, sei schwierig. "Aber der Vermieter sollte Strafanzeige erstatten." Präventiv empfiehlt der Experte, soweit datenrechtlich zulässig, Erkundigungen über den potentiellen Mieter einzuholen – dazu könne auch der Makler verpflichtet werden – und eine Kaution von drei Monatsmieten zu verlangen.

Ein Alarmzeichen, dass Handlungsbedarf besteht, ist laut Frieser Mietzahlungsverzug. "Nachsicht wird erfahrungsgemäß nicht honoriert und führt im Gegenteil zu Nachteilen für den Vermieter." Mieter, die nicht zahlen, könnten Vermieter ruinieren. Nach Beendigung des Mietverhältnisses kommt es, wie Frieser ausführt, im Rahmen der Wohnungsübergabe häufig zum Streit über das Vorliegen von Schäden und wer dafür verantwortlich ist.

Bauer will trotz ihrer schlechten Erfahrung ihr Anwesen wieder vermieten, dieses Mal aber weniger blauäugig.

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