Mietwucher? Das sagt Vermieter Gerd Schmelzer zum Zukunftsmuseum

29.1.2021, 20:07 Uhr
Ist mit Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) verheiratet: Unternehmer Gerd Schmelzer.

© André Fischer Ist mit Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) verheiratet: Unternehmer Gerd Schmelzer.

Herr Schmelzer, sind Sie ein Mietwucherer?

Nein, natürlich nicht. Zu Beginn der Verhandlungen mit dem Deutschen Museum war ein Mietpreis von 30 Euro im Gespräch. Nicht wie fälschlicherweise behauptet wurde 25 Euro – das wäre der Preis ohne Mehrwertsteuer gewesen. Allerdings ging es damals lediglich um zwei Stockwerke, mit denen das Museum geplant hatte. Ich habe dann zu den Museumsleuten gesagt: Wollt ihr das wirklich? Im Stockwerk über euch hängen die Mieter eventuell ihre Wäsche aus dem Fenster. Das wäre allenfalls ein Appendix von einem Museum geworden...

...was offenbar nicht im Sinne der Verantwortlichen um den Generaldirektor Wolfgang Heckl war...

...genau. Dann haben wir über eine Umplanung des Gebäudes gesprochen. Am Ende kamen wegen der geplanten Exponate höhere Räume heraus, wir mussten zudem an die Geschosszahl rangehen – eineinhalb Geschosse waren es am Ende weniger. Das sind Flächen, die ansonsten vermietet werden hätten können. Das war eine aufwändige Umplanung, die vermietbare Quadratmeterzahl des Gebäudes ist gesunken...

...und der Mietpreis ist dann entsprechend gestiegen?

Genau. Auf 38 Euro. Absolut marktüblich in der Lage. Ich kenne Objekte in der Nachbarschaft des Augustinerhofes, in denen die 40-Euro-Grenze pro Quadratmeter überschritten wird.

Trotzdem ist die Aufregung groß. Denn Sie haben sich gleich einen 25-Jahres-Mietvertrag vorgelegt. Ist das nicht ein bisschen zu lang?

Nein, das ist absolut üblich für solche Vorhaben. Erstens will doch ein neues Museum nach zehn Jahren nicht gleich umziehen, zweitens muss sich der Vermieter absichern – mit dem Zuschnitt der Räume finden Sie keinen Nachmieter. Denn der ist maßgeschneidert für die Bedürfnisse des Zukunftsmuseums.

Und doch hat das Ganze nach Ansicht einiger Oppositionsparteien ein "Gschmäckle". Weil Sie gut ein Jahr nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Deutschen Museum 45.000 Euro an die CSU gespendet haben.

Ich habe nichts Unlauteres getan. Wenn da eine Kausalität zwischen Markus Söder und dem Museum hergestellt wird, ist das böswillig.


Zweifelhafte Zahlungen für Nürnberger Zukunftsmuseum?


Aber es war doch so, dass Markus Söder, damals Finanzminister, unbedingt für den Museumsstandort im Herzen der Altstadt gekämpft hat...

...das mag sein. Ich habe mich ganz normal beim Deutschen Museum beworben. Es waren am Anfang viele Standorte im Gespräch, am Ende konkurrierte das Horten-Gebäude am Aufseßplatz mit dem Augustinerhof-Areal. Die Museumsleitung entschied sich schließlich für die Innenstadtlage.

Und wie ist es um Ihr Verhältnis zur CSU bestellt?

Ich spende immer mal wieder, das hat doch null Zusammenhang mit irgendwelchen Bauprojekten.

Mancher Beobachter behauptet dennoch, durch Ihre Ehefrau, die CSU-Kulturbürgermeisterin Julia Lehner, hätten sie Vorteile...

...auch wieder eine Aussage, die nicht stimmt. Das Gegenteil ist richtig. Im Zweifelsfall, und das war schon mehrfach der Fall, lass ich die Finger von städtischen Bauvorhaben.

Aber Sie reden doch mit Ihrer Frau über solche Projekte?

Natürlich, alles andere wäre doch nicht normal. Das Zukunftsmuseum in Nürnberg ist übrigens kein städtisches Vorhaben, da gab es also überhaupt keinen Zusammenhang zur Stadt Nürnberg.

Wenn Sie die Kritik an dem Projekt betrachten, was fällt Ihnen da ein?

Das ist typisch fränkisch. Wir sollten uns freuen, dass aus dem Problemobjekt Augustinerhof ein Vorzeigeobjekt mit Zukunft im Herzen der Altstadt geworden ist.


Zukunftsmuseum: Offene Fragen trüben Blick in die Zukunft


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