Millionen-Projekt: So steht es um den Wöhrder See

23.11.2020, 05:52 Uhr
Dieses Baggerschiff gehört am Wöhrder See die letzten Monate einfach dazu.

© Roland Fengler Dieses Baggerschiff gehört am Wöhrder See die letzten Monate einfach dazu.

Auch im Wasser läuft nicht immer alles nach Plan. Neben Corona kamen für die Arbeiter Erschwernisse hinzu, die bei einem Laien erstmal die Fragzeichen auf der Stirn erscheinen lassen: Von einem Drift ist da die Rede, sogar von einer möglichen Kurzschlussströmung. Doch der Reihe nach. Seit Juni 2019 läuft bereits die ökologische Umgestaltung des Oberen Wöhrder Sees. Zwischen Gustav-Heinemann-Brücke und Ludwig-Erhard-Brücke hat das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg den kompletten Schlamm entnommen. 150.000 Kubikmeter, wie die Behörde mitteilt. Zum Vergleich: Ein großer Müllcontainer kann etwa einen Kubikmeter aufnehmen.


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Mit "Inselwelt" und "Entwicklungszone" hat das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg die ersten Maßnahmen der naturnahen Umgestaltung des Oberen Wöhrder Sees abgeschlossen. Am Nordufer des Oberen Wöhrder Sees, in der Höhe der Doktor-Gustav-Heinemann Brücke, wurden eine Reihe von Unterwasserinseln angelegt. Diese fertig gestellte "Inselwelt" soll die Artenvielfalt erhöhen und zugleich die Fließgeschwindigkeit beschleunigen. In der Folge soll es weniger Ablagerungen und mehr Lebensräume für Klein- und Jungfische geben. Deutlich sichtbar werden die neuen Flächen vor allem bei Luftaufnahmen durch eine dunkle Färbung der Umrisse.

Teilweise musste nochmals gebaggert werden

Flachufer mit Röhricht fehlten bisher. Doch gerade sie gelten als die biologisch attraktivsten und zugleich aktivsten Strukturen. Um die Entwicklung solcher Lebensräume zu ermöglichen, hat das Wasserwirtschaftsamt steile Uferböschungen des Oberen Wöhrder Sees in eine sogenannte Entwicklungszone abgeflacht. Auch diese bauliche Maßnahme ist fertiggestellt. Die Pflanzarbeiten sollen in der Vegetationsperiode 2021 erfolgen. Auf der To-Do-Liste kann das Wasserwirtschaftsamt ebenfalls hinter dem Posten "Sandfangräumung" einen Haken setzen.

Was lief nicht nach Plan? Am Unteren Wöhrder See musste nochmals teilweise gebaggert werden, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Grund war der "Drift" aus weiter oben gelegenen Abschnitten. Heißt: Von dort wurden Ablagerungen abgetragen und weiter unten wieder angesetzt.


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Auch blieben die Gewässer-Spezialisten von Planänderungen durch Corona nicht verschont. "Als Behörde des Freistaat Bayerns unterstützen wir die Contact-Tracing-Teams der Gesundheitsämter", sagt Manuel Philipp, Abteilungsleiter Planung und Bau. Eine wichtige Aufgabe, die Kontaktverfolgung, was aber nichts daran ändert, dass bis zu 25 Prozent des Wöhrder-See-Teams dann nicht mehr für das eigentliche Bauprojekt zur Verfügung stehen.

Lieber den Sandfang räumen

Gedulden müssen sich die Fische. Der Bau ihres neuen Weges, der helfen soll, das Wehr zu überwinden um andere Lebensräume ansteuern zu können, wird sich noch verzögern. Grund dafür ist, dass man durch die komplexe Strömungssituation im Sandfang eine "Kurzschlussströmung" befürchtet. Diese würde dann dafür sorgen, dass der Sand sich nicht vor dem Einlauf in den See wie gewünscht absetzt. Unerwünscht sei dies, denn den Sandfang im Trockenen zu räumen, sei später erheblich günstiger, als wenn ein Schwimmbagger den Sand aus dem See baggern müsse.

Nun soll erst mal genau geklärt werden, wie sich Änderungen auf die Strömung auswirken. Das will die Hochschule Nürnberg herausfinden. Mit einer aufwändigen dreidimensionalen Computersimulation sollen die Wege des Wassers und der Einfluss darauf aufgezeigt werden. Mitte nächsten Jahres rechnet das Wasserwirtschaftsamt mit Ergebnissen. Erst dann geht es an die Detailplanung des Fischwegs.

Kleinere Einschränkungen gab es

Kleine Restarbeiten stehen aktuell noch an, dann geht die Baustelle Wöhrder See in die Winterruhe. Die Arbeiten für weitere Maßnahmen - wie die Naturbeobachtunsgpunkte - werden sich noch bis ins Jahr 2025 erstrecken.

Ach ja: Kleine Einschränkungen gab es dann doch, die jetzt aber (fast) überstanden sind: Der Seewiesenweg nördlich des Sandfangs ist für Fuß- und Radverkehr ab sofort wieder geöffnet. Der Johann-Soergel-Weg an der Dr.-Gustav-Heinemann-Brücke wird nach dem Teilrückbau der Baustelleneinrichtung Anfang Dezember an die Stadt Nürnberg übergeben und wieder geöffnet sein.

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