Millionenprojekt: So steht es um Brückensanierungen in Nürnberg

26.7.2020, 06:00 Uhr
So soll eine der drei Nürnberger Hafenbrücken künftig aussehen. 

© SÖR So soll eine der drei Nürnberger Hafenbrücken künftig aussehen. 

"Das Thema Brücken ist in jedem Jahr kritisch", sagte Bürgermeister Christian Vogel (SPD) am Donnerstag im Werkausschuss des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör). Hunderte Brücken oder Überführungen gibt es in Nürnberg, 48 der Bauwerke, die meisten zwischen 30 und 60 Jahre alt, hatte der Ausschuss in einer Vorausschau zusammengefasst. Das sind aber nur die, die im Mittelfristigen Investitionsplan bis 2023 berücksichtigt werden sollen. 1,81 Millionen Euro sind darin als Brückenbaupauschale für kleinere Maßnahmen 2020 eingestellt, der Rest wird über Einzelmaßnahmen finanziert. Bei vielen Vorhaben steht die Finanzierung noch nicht.

Prioritätenliste mit 48 Brücken

Die Tabelle der 48 Brücken ist als Prioritätenliste zu verstehen. Jede Brücke ist mit einer Farbe versehen - die 28 roten sind die Intensivpatienten, den gelben geht es etwas besser, aber noch lange nicht gut. "Wir haben viel Rot in der Liste, kommen aber langsam in die Gelb-Phase", sagt Vogel. "Der Sanierungsstau löst sich so langsam auf." Man habe zumindest einen Status quo erreicht, in dem keine Brückenschließungen drohen, so Vogel.

Auch Marco Daume, Technischer Werkleiter von Sör, sagt, die Lage bei den Nürnberger Brücken habe sich 2018/19 "signifikant verbessert". Derzeit habe man Großprojekte im Fokus, wie die Hafenbrücken für 238 Millionen Euro und die Adenauerbrücke für 6,9 Millionen Euro.


Großprojekt Hafenbrücken: Die heiße Phase ist schon spürbar


Großflächig ist auch die Brücke an der Rothenburger Straße, deren Sanierung bereits im Frühjahr 2019 begonnen hatte. Das in den 1960er Jahren geschaffene Bauwerk über den Main-Donau-Kanal hielt dabei eine böse Überraschung bereit. "Bei den Abbrucharbeiten des Asphalts haben wir Asbestbestandteile entdeckt. Das hatten wir noch bei keiner Brücke", erläutert der Ingenieur Daume.

Das Ganze sorgt für Verzögerungen, denn die Entsorgung musste umweltrechtlich und gewerbeaufsichtlich abgesegnet werden. "Außerdem mussten wir feststellen, dass die Betondecke über den Spannstäben und Bewehrungsstählen uns in der Hand zerbröselte." Sie wird nun mit Mörtelschichten ersetzt. Wie viel teurer als die geplanten 7,4 Millionen Euro die Sanierung dadurch wird, ist noch völlig unklar.

16 Millionen für Gustav-Heinemann-Brücke

Ebenfalls auf der Liste ist die Gustav-Heinemann-Brücke, die vor allem durch ihre schiere Größe – 35.000 Quadratmeter, was circa zehn Fußballfeldern entspricht – den Planern schon den Schweiß auf die Stirn treibt. 16 Millionen Euro sind für die Instandsetzung prognostiziert, die Arbeiten sollen noch 2020 beginnen. Auch die Brücke Münchener Straße (Volumen 8,6 Millionen Euro) soll noch 2020 in eine Baustelle verwandelt werden.

Man müsse beginnen, komme, was wolle, sagt Daume. Gründe dafür liegen auch im Bahnkreuzungsgesetz. Quert eine Brücke eine Schiene, muss die Stadt sich mit der Bahn einigen, jede Zufahrt, jede Fläche, jedes Anwohneranliegen muss mit dem Konzern abgestimmt werden. Bis zu zwei Jahre vorher müssen Sperrungen beantragt werden. Die Bahn sei stets schwerfällig in den Verhandlungen, so Daume, der zwei Mitarbeiter nur dafür abstellen muss.

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