Mittwochsinterview: "Es wäre schön, wenn 10 000 Menschen mitsingen"

28.11.2017, 16:13 Uhr
Mittwochsinterview:

© Stefan Hippel

Herr Stubenvoll, der jungeChor nürnberg singt traditionell bei der Eröffnung des Christkindlesmarkts. Schlottern dem einen oder anderen die Knie vor dem großen Auftritt?

Matthias Stubenvoll: Die Eröffnung des Christkindlesmarkts ist eine ganz große Sache – für die Stadt, die Zuschauer und vor allem für die Kinder. Die sind wahnsinnig nervös. Das Fernsehen ist dabei, die Eröffnung wird in alle Welt übertragen. Es ist alles sehr eng getaktet, dazu die vielen Leute, die Polizei, das Rausgehen, die Beleuchtung, die Mikros. Und die Kinder müssen alles auf den Punkt genau bringen. Da haben die Kinder schon eine Grundspannung. Vor allem, wenn das Christkind an uns vorbeiläuft und schließlich oben erscheint.

Sie sind bereits seit zehn Jahren bei der Eröffnung dabei. Freuen Sie sich eigentlich noch darauf?

Stubenvoll:(nach kurzem Zögern) Die Vorfreude ist schon da (lacht). Es ist ein Phänomen beim Christkindlesmarkt. Sowohl bei den Betreuern als auch bei den Jugendlichen. Man denkt immer: So viel Aufwand für eine Viertelstunde, jeder spielt verrückt und ist gestresst. Die Stadt macht ein Riesenbrimborium und man schmunzelt ein wenig darüber. Aber letztendlich hat es dann doch einen Zauber, der alle Leute, die vorher ein bisschen darüber gespöttelt haben, dazu bringt, gerne mitmachen zu wollen.

Lucia Maria Müller: Das Interessante bei den Chören ist, dass selbst die, die schon oft dabei waren, ganz scharf auf die Eröffnung sind.

Seit wann laufen die Vorbereitungen für den großen Tag?

Stubenvoll: Wir fangen im Chor meistens nach den Sommerferien an. Wir haben aber auch schon mal Mitte Juli bei 30 Grad Weihnachtslieder geprobt.

Wie sieht der genaue Ablauf der Eröffnung aus?

Stubenvoll: Am Anfang gibt es eine Fanfare der Bläser, dann kommt "O Heiland, reiß die Himmel auf" als Stück des Kinderchors. Nach dem Vorspruch, der Prophezeiung des Jesaja, singen die Kinder "Stille Nacht", darauf folgt der Prolog des Christkinds und zuletzt "O du fröhliche", bei dem der gesamte Hauptmarkt mitsingen darf und soll. Es wäre doch schön, wenn 10 000 Menschen auf dem Hauptmarkt bei "Freue dich, o Christenheit" mit in den Jubel einstimmen.

Welche Chöre des jungenChors sind mit von der Partie?

Mittwochsinterview:

© Stefan Hippel

Stubenvoll: Der jungeChor ist ein Name für drei – mit Vorchor vier – Chören. Das wird oft verwechselt. Insgesamt sind die Sänger fünf bis 25 Jahre alt. Bei der Eröffnung des Christkindlesmarkts treten der Kinderchor Mini (sieben bis neun Jahre) und der Kinderchor Maxi (zehn bis 13) – die beim bayerischen Chorwettbewerb übrigens gerade erst den zweiten Platz belegt haben – sowie der Jugendchor (ab 14) auf. Der Vorchor (fünf bis sechs) ist nicht dabei. Die Probe ist in der Frauenkirche, dann gehen wir raus zur Stellprobe und üben mit den Zuschauern. Die Chöre singen auf der Bühne unter dem Balkon des Christkinds.

Wird es da nicht etwas eng? Der jungeChor steht ja nicht alleine dort . . .

Stubenvoll: Auf dem Balkon sind auch Bläser mit dabei, die Orgel in der Kirche und die Chorklassen der Musikschulen. Insgesamt sind wir immer so zwischen 80 bis 120 Kinder. Einmal waren wir auch 160 Kinder, da waren wir etwas zu viele.

Wie textsicher sind die jungen Sängerinnen und Sänger, wenn die ersten Proben beginnen?

Stubenvoll: Die Texte sind nicht so geläufig, vor allem die zweiten Strophen. Die ersten Zeilen können die meisten, danach gibt es Textschwierigkeiten. Für die Chorklassen haben wir die Stimmen des jungenChors aufgenommen, damit die Kinder besser üben können. "Stille Nacht" zum Beispiel ist ja mehrstimmig.

Sollen die Sänger daheim vor dem Spiegel üben?

Müller: Üben vor dem Spiegel empfehle ich immer. Das machen wir hier in der Musikschule Nürnberg genauso, weil man viel mehr sieht, was man macht. Dann können die Kinder zu Hause üben, was sie in der Stimmbildung bei mir sehen.

Hören Sie genau heraus, welcher Sänger falsch singt?

Stubenvoll: In der Regel merkt man das schon. Wir proben ja auch sehr viel, um die Möglichkeit des Falschsingens auszuschließen. Wenn doch jemand dabei ist, der falsch singt, proben wir mit ihm eben noch mehr, damit er es am Schluss dann auch kann.

Mittwochsinterview:

© Stefan Hippel

Sie haben eine ganze Reihe von Auftritten im Advent. Haben die Chormitglieder ein Mitspracherecht, was gesungen wird?

Müller: In der Regel entscheiden das die Chorleiter. Wir finden aber immer ein buntes Programm, an dem die Sänger Spaß haben – von adventlich bis weihnachtlich. Da sind klassische Weihnachtslieder, aber auch die moderne Richtung und ungewöhnlichere Stücke dabei.

Worauf dürfen sich die Konzertbesucher freuen?

Stubenvoll:Ganz zentral ist das eineinhalbstündige Adventskonzert am 2. Dezember um 19 Uhr in St. Martin. Da ist alles drin, was wir können. Da sind außer dem Vorchor alle drei Chöre beteiligt. Jeder von ihnen singt mehrere Stücke. Darüber hinaus haben die Chöre auch mehrere Einzelauftritte, zum Beispiel bei einem Gottesdienst, beim Straßenkreuzer und verschiedenen Adventsfeiern.

Müller:Da wiederholt sich das Programm dann auch wieder. Es ist jedes Mal eine andere Zusammenstellung, aber trotzdem ähnlich. Und beim Adventskonzert ist ganz besonders reizvoll, dass wir verschiedene Besetzungen haben. Die Chöre singen nicht nur einzeln. Wir haben Wert darauf gelegt, dass es auch gemeinsame Stücke des gesamten jungenChors gibt. Daneben haben wir ein paar Ensemblestücke in kleiner Besetzung und diesmal eine kleine Orchesterbesetzung, ein Streichensemble und zwei Flöten. Das ist auch für die Kinder und Jugendlichen ein ganz besonderes Erlebnis, wenn sie mit Instrumenten musizieren dürfen.

Verlangen Sie Eintritt?

Stubenvoll:In der Regel sind unsere Konzerte eintrittsfrei und es wird um Spenden gebeten. Diese gehen an den Förderverein. Wir haben einen tollen Förderverein, der die Chöre sehr gut unterstützt. Damit werden zum Beispiel Busfahrten zu Probenwochenenden bezahlt oder Auslandsaustausche finanziert. Die Spenden gehen also aufs Fördervereinskonto und werden wieder für die Musikschule Nürnberg und die Chöre ausgegeben.

 

Der jungeChor sucht neue Mitglieder. Ein Vorsingen ist nach Absprache jederzeit möglich. Infos dazu und zu den Auftritten: www.jungerchornuernberg.de

Einstimmung auf die Feiertage: Der jungeChor nürnberg tritt in der Vorweihnachtszeit mehrfach auf.

Im Gottesdienst St. Sebald: "Veni, veni Emmanuel" – mit adventlicher Chormusik ist der Jugendchor des jungenChores zu Gast in St. Sebald. Sonntag, 10. Dezember, 10 Uhr, Kirche St. Sebald, Winklerstraße 26, in der Altstadt.

Am Christkindlesmarkt: Der Jugendchor des jungenChores präsentiert Advents- und Weihnachtslieder am Christkindlesmarkt. Montag, 11. Dezember, 19 Uhr, Frauenkirche, Hauptmarkt.

Beim "Straßenkreuzer": Mit adventlich-weihnachtlicher Chormusik gestaltet der Jugendchor des jungenChors die Weihnachtsfeier des Sozialmagazins Straßenkreuzer. Mittwoch, 13. Dezember, 19 Uhr, Kirche St. Klara, Königstraße 64.

Keine Kommentare