Modernes Design in alten Gemäuern

21.6.2016, 17:03 Uhr
Modernes Design in alten Gemäuern

© Edgar Pfrogner

Seit dem Beginn der Industrialisierung und der damit einhergehenden Massenproduktion spielt die handwerkliche Herstellung von Gegenständen für den Alltag kaum mehr eine Rolle. Als Ausdruck des persönlichen Lebensstils und der Repräsentation aber hat sie ihre Bedeutung nie verloren. Und es ist sie nicht nur Handwerk; dabei offenbaren sich auch die Persönlichkeit der Hersteller, ihre Sicht auf die Dinge, ihre künstlerische Inspiration und ihre Gestaltungsideen.

In von den Altstadtfreunden sensibel restaurierten alten Handwerkerhäusern in der Kühnertsgasse stellen 14 Künstlerinnen der Angewandten Kunst Artefakte aus Glas, Holz, Metall, Textilem, Ton und Porzellan aus. Abbildungen aus den sogenannten Hausbüchern der Mendelschen und Landauerschen Zwölfbrüderstiftungen – die umfangreichste und wertvollste serielle Bildquelle zum historischen Handwerk in Europa – schlagen den Bogen zu den Handwerken, die ehemals hier ausgeübt wurden.

Modernes Design in alten Gemäuern

© Edgar Pfrogner

Modernes Design in alten Gemäuern

© Edgar Pfrogner

Viel Fingerspitzengefühl

Die Exponate wurden mit viel Fingerspitzengefühl in die spätmittelalterlichen Räume eingefügt. Da sind farbig und vom Material her aufeinander exakt abgestimmte, archaisch anmutende, in alter Technik gebrannte Keramiken neben einem Kachelofen platziert, und filigrane Glasobjekte überraschen mit historischen Elementen, beispielsweise mit einem Fuß, der den eines alten Weinglases, eines Römers, zitiert.

Schmuckstücke im Materialmix, edles Silber sowie Eisen und Acrylglas weisen in die Moderne und erinnern gleichzeitig an die alten Silberschmiede und an die in den Häusern ansässigen Metallhandwerker, die bekanntlich einst einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Bedeutung Nürnbergs leisteten. Leuchtobjekte aus hauchdünnem Porzellan fügen sich mit ihrer bewusst nicht perfekten Form in den ebenfalls nicht perfekten Raum ein, so als wären sie eigens dafür gemacht.

Hüte wie in Ascot

Modernes Design in alten Gemäuern

© Edgar Pfrogner

Eine Hutmacherin war zwar nie in einem der Häuser tätig. Nichtsdestotrotz sind auch die ausgestellten Hüte, mit denen die Trägerinnen selbst beim Pferderennen in Ascot brillieren könnten, Zeugnisse ausgefeilter Handwerkskunst. In einer Vitrine am Eingang finden sich archäologische Fundstücke aus der Kühnertsgasse, die einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie fein die Handwerker früherer Jahrhunderte gearbeitet haben. Zu Wohlstand sind sie dabei, wie die winzigen beengten Wohn- und Arbeitsstätten beweisen, eher weniger gekommen.

„Hier gibt es Parallelen zu uns“, finden einige der Ausstellerinnen. Und das, obwohl sie durch die Bank gut ausgebildet und auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten sind. So gut wie alle Exponate können gekauft werden.

Die Ausstellung ist bis 4. September mittwochs, samstags und sonntags geöffnet (14–17 Uhr). Der Künstlerinnenverband Gedok feiert sein 90-jähriges Jubiläum außerdem im Kulturladen Zeltnerschloss, Eröffnung am 24. Juni um 19 Uhr, zu sehen bis 24. Juli.

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