Müllproblem bei Rock im Park: Veranstalter und Stadt suchen Ideen

14.6.2019, 11:47 Uhr
Müllproblem bei Rock im Park: Veranstalter und Stadt suchen Ideen

© Foto: Claudia Urbasek

Argo Konzerte, der Veranstalter von "Rock im Park", hatte für das diesjährige Festival aufgerüstet: Fünf Reinigungsfirmen waren engagiert worden, um die erwarteten 300 Tonnen Müll nach Festivalende aufzusammeln und zu entsorgen. Der Plan ging auf: Schon nach zwei Tagen konnten 70 Prozent des Areals an die Stadt zurückgegeben werden – ohne Beanstandungen. Heute folgt, planmäßig, der Rest. Argo Konzerte hat aus den Versäumnissen des Vorjahres – das Aufräumen hatte vier Wochen gedauert – gelernt. Die Kosten im gut sechsstelligen Bereich trägt Argo ebenfalls.

Hinterlassen hatten den Müll viele der rund 72 000 Festivalbesucher. Vor allem auf den Campingplätzen türmten sich Zelte, teilweise noch intakt, Pavillons, Essensreste und -vorräte. Das führt zur drängendsten Frage: Wie sensibilisiert man die Besucher, weniger Müll zu produzieren und diesen am Ende selbst mitzunehmen oder auf dem Gelände vorschriftsmäßig zu entsorgen?

"Es wird einen runden Tisch geben, an dem wir und die Stadt nach neuen Ideen für mehr Nachhaltigkeit beim Festival suchen werden", sagt Carolin Hilzinger von Argo Konzerte. Man habe schon in diesem Jahr mit der Ausgabe von Müllsäcken und mehr Mülleimern versucht, die Lage zu verbessern. Auch habe es Zwischenreinigungen auf den Campingplätzen gegeben. "Aber das ist natürlich eingeschränkt, weil man nicht mit großen Fahrzeugen durchfahren kann."

Das Müllproblem tritt vor allem nach Ende des Festivals zutage. Denn es sind die Besucher, denen es an Verantwortungsgefühl dafür mangelt, ihren Müll mitzunehmen. Ein Müllpfand-System war in den vergangenen Jahren nicht angenommen worden, weil es vielen offenbar egal ist, ob sie 10 Euro für zwei gefüllte Müllbeutel zurückbekommen oder nicht.

Dieses Pfand auf beispielsweise 100 Euro hochzusetzen, sei aber keine Option, so Carolin Hilzinger. "Damit würden wir Besucher ausschließen, die dieses Pfand nicht noch zusätzlich zu den Ticketkosten aufbringen können." Es gibt aber Überlegungen, das "Green Camping", bei dem Besucher bestimmte Regeln einhalten müssen und die Müllmenge wesentlich geringer ist, auszuweiten. Die Nachfrage sei da.

Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel, der als Chef des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR) das Gelände abnimmt, lobt die Kraftanstrengung, mit der Argo das Gelände in diesem Jahr gereinigt hat. Aber auch er sucht nach neuen Impulsen in Sachen Müll. "Dabei sind alle gefordert: die Festivalbesucher, der Veranstalter, die Stadt und auch die große Politik." Er betont: "Es geht nicht um Verbote. Schon gar nicht wollen wir das ganze Festival verbieten. Es geht um Verbesserungen." Man wolle vorbehaltlos Ideen durchspielen: "Man könnte Einweg-Grills verbannen und auf dem Gelände mehrere große Gemeinschaftsgrills einrichten. Vielleicht muss man auch über Pfandsysteme für Zelte, Stühle oder Ähnliches nachdenken." Man wolle auch mit Nachhaltigkeits-Initiativen wie Bluepingu sprechen.

Ein großes Problem bei den Aufräumarbeiten sind die Leute, die nach Festivalende nach Pfandflaschen oder brauchbaren Dingen im Müll suchen. Sie schlitzen oft die Müllsäcke wieder auf und verteilen den Abfall erneut. Außerdem bringen sie sich selbst in Gefahr. So berichtete ein Baggerführer einer Entsorgerfirma der NZ, dass er am ersten Aufräumtag kaum arbeiten konnte, weil Leute auf die Müllberge kletterten, die von ihm auf dem Volksfestplatz zusammengeschoben wurden. Muss man das Gelände also einzäunen, bis alles aufgeräumt ist?

"Man muss dazu ganz deutlich sagen, dass das Gelände bis zum Abnahmetag am Freitag von Unbefugten nicht betreten werden darf", sagt Bürgermeister Vogel. "Passiert in dieser Zeit etwas auf dem Gelände, ist der Veranstalter haftbar." Für diesen wäre es aber enorm teuer, es zwei oder drei weitere Tage abzusperren. Und eine Überwachung durch Sicherheitspersonal ist durch die schiere Größe nahezu unmöglich. "Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust", sagt Vogel. Natürlich missgönne er niemandem das Pfandgeld für das Flaschensammeln. Allerdings muss er darauf hinweisen, dass derjenige Hausfriedensbruch begeht.

Peter Pracht, Argo-Geschäftsführer, schreibt der NZ: Bereits während die Aufräumtrupps mit der Arbeit beginnen, werden die Zaun- und Gitterelemente abgebaut. Das erleichtere und verkürze die Reinigung. Zudem wolle man Anwohnern nicht so lange Umwege zumuten. "Ob es sinnvoller ist, das Gelände geschlossen zu halten, unter anderem aufgrund der Problematik, die sich durch Müllbeutel-Schlitzer ergibt, werden wir heuer prüfen."

Christian Vogel weist bei der Diskussion noch auf einen anderen Aspekt hin: "Das Müllproblem ist kein Festivalproblem. Das wird in Nürnberg nach jedem Wochenende sichtbar: "Da holt SÖR tonnenweise Müll aus den Grünanlagen. Es muss in die Köpfe der Menschen kommen, dass man seinen Abfall nicht überall liegen lassen kann."

Keine Kommentare