Musik auf der Straße: Marching Coronaband tourt durch Nürnberg

10.4.2020, 16:37 Uhr
The Marching Coronaband, das sind Lorenz am Sousaphon (links), Social-Media-Managerin Nicole und Freund Jonathan an der Posaune.

© Valeska Rehm The Marching Coronaband, das sind Lorenz am Sousaphon (links), Social-Media-Managerin Nicole und Freund Jonathan an der Posaune.

Probier's mal mit Gemütlichkeit aus dem Dschungelbuch, der Italo-Klassiker Bella Ciao, Penny Lane von den Beatles oder Seven Nation Army von The White Stripes - diese Klänge hört man gerade öfter auf Nürnbergs Straßen. Für die musikalische Untermalung und gegen den Corona-Blues sorgt "The Marching Coronaband", bestehend aus Jonathan an der Posaune und Lorenz am Sousaphon.

Die Idee zur laufenden Musikgruppe kam Lorenz, normalerweise Tanzlehrer im Tanzzentrum Krebs, als er die vielen Videos aus Italien sah, wie DJs oder Musiker auf dem Balkon für ihre Nachbarn spielen. "Auch hier gibt es viele Menschen, die in ihren kleinen Wohnungen ohne Garten leben und wenig das Haus verlassen können", sagt er. Mit seinem Freund Jonathan, der an der Musikhochschule in Würzburg Posaune studiert, gründete er kurzentschlossen "The Marching Coronaband".

Die Kollegin und Mitbewohnerin von Lorenz, Nicole, fungiert seitdem als Social-Media-Managerin. Anfangs war sie skeptisch. "Lorenz hat öfters verrückte Ideen", sagt sie, "aber ich war neugierig, wie die Menschen das annehmen". Nach dem Erfolg der ersten Tour überredete die 23-Jährige die Jungs weiterzumachen. Sie erstellte eine Instagram-Seite und postet seitdem Videos und Bilder der musikalischen Spaziergänge.

Ein "laufender Ehrentrupp"

Kommentare wie: "Tolle Performance!", "Danke für die musikalische Mittagspause" oder "Ein laufender Ehrentrupp, weiter so!" zeigen, wie gut das Konzept der Band in den sozialen Medien ankommt. Die Resonanz der Nachbarschaft ist ebenfalls enorm: "Die Leute klatschen aus dem Fenster, bedanken sich und wünschen sich viele Zugaben", erzählt Lorenz. "Einmal ist sogar ein Fünf-Euro-Schein aus dem siebten Stock geflattert", ergänzt Jonathan. Auch eine Flasche Wein gab es bereits von einem begeisterten Anwohner als Dankeschön.

Gostenhof, Rennweg, Ziegelstein, Südstadt oder St. Johannis - die Route legen die Drei spontan fest. Zwei bis drei Stunden läuft das Musiker-Duo in seinen farbenfrohen und gemusterten Hemden im Schnitt. Die Hemden sind mittlerweile ihr Markenzeichen geworden. "Wir werden oft darauf angesprochen", erzählt Jonathan. Produziert werden sie von einem gemeinsamen Freund, der unter dem Label "Sunugal" im Senegal nachhaltige Klamotten produziert. "Gerade jetzt in der Corona-Krise müssen wir unser Umfeld und kleinere Unternehmen unterstützen", sagt er.

Geht es nach den Bewohnern der verschiedenen Stadtteile, könnte das Trio ewig durch die Straßen ziehen: "Wenn wir aufhören wollen zu spielen, feiern es die Leute am meisten. Aber irgendwann müssen wir natürlich auch den Letzten enttäuschen", sagt Lorenz. Gerade bei den warmen Temperaturen sei es besonders anstrengend, allein sein Sousaphon wiegt neun Kilo.

Zwölf Lieder haben sie bereits in ihrem Repertoire, von Klassikern bis zu Chartstürmern ist alles dabei. "Nicole macht uns Vorschläge und wir schreiben dann die Partituren dazu", erklärt Jonathan. Alle paar Tage kommen neue Lieder dazu. Gemeinsam üben müssen Lorenz und Jonathan nicht. Die beiden 19-Jährigen sind seit der 7. Klasse befreundet und nicht nur musikalisch ein eingespieltes Team.

Der nächste Spaziergang ist bereits in Planung. Auch am Osterwochenende ist "The Marching Coronaband" im Einsatz - von 10 bis 11 Uhr spielen sie für die Patienten und Mitarbeiter des Klinikum Fürth ein kleines Osterkonzert - natürlich laufend um die Klinikgebäude.

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