Nach tödlichem Unfall

"Müssen sichtbarer werden": Über 100 Teilnehmer bei Mahnwache für verunglückten Radfahrer

Markus Maisel

Online-Redaktion

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22.9.2022, 21:05 Uhr

© ToMa

Nach einer Kollision mit einem Lastwagen verstarb ein 38-jähriger Fahrradfahrer am Mittwochmorgen in der Höfener Straße. Dieser schwere Verkehrsunfall war der dritte tödliche Radunfall in der Region in weniger als zwei Monaten. Erst Anfang September war eine 48-jährige Radfahrerin bei Roßtal ums Leben gekommen.

Mit einer Mahnwache trauerten mehr als 100 Personen - bestehend aus Familienangehörigen, Trauernden und Fahrradfahrern - am Donnerstagabend um den verunglückten Mann. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Nürnberg (ADFC) stellte ein Ghost-Fahrrad auf, um den 38-Jährigen zu gedenken: "'Ghost' Bikes erinnern daran, dass hier jemand verstorben ist - und es erinnert daran, dass wir weiter für eine Vision Zero kämpfen", erklärte Markus Stipp, Vorsitzender des ADFC Nürnberg.

Vision Zero - das sei das gemeinsame Ziel der Radfahrer-Community: Null tote Radfahrer im Straßenverkehr. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Erst vor zwei Monaten verunglückte eine Radfahrerin in Mögeldorf tödlich.

Ziel: Bessere Abstellmöglichkeiten, breitere Radwege

Christoph Wallnhöfer vom Verkehrsclub Deutschland, ein Verein der sich für alle umweltfreundlichen Verkehrsarten einsetzt, hat vor einem Jahr seinen Freund durch einen Verkehrsunfall verloren - auch für ihn wurde ein Ghost-Bike aufgestellt: "Wir müssen sichtbarer werden", findet Wallnhöfer.

Mit der Kampagne "Radentscheid Bayern" kämpft sein Club in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz und dem ADFC für die Einführung von Gesetzen, die den Radverkehr attraktiver machen sollen. Darunter: bessere Abstellmöglichkeiten und breitere Radwege.

Nur wenn mehr Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind, seien andere Verkehrsteilnehmer wachsamer, findet er. Ein gutes Beispiel sei das Opernhaus. Dort sei Auto- und Lastwagenfahrern mittlerweile bewusst, dass beim Abbiegen drei bis fünf Fahrräder kommen. "Da schauen sie erst, bis eine Lücke da ist und fahren dann erst los."

"Lebensgefährlich für Radfahrer"

Nicht nur Verantwortliche äußerten ihren Unmut über die problematische Verkehrssituation in der Höfener Straße - sondern auch begeisterte Hobby-Radler: "Ich habe seit circa zwei Jahren diesen Weg ins Büro und werde täglich von Kraftfahrzeugen gefährdet, die den Überholabstand nicht einhalten", sagte Teilnehmer Ron Goho. Seiner Ansicht nach sei die Strecke über die Höfener Straße stadtauswärts "lebensgefährlich für Radfahrer".

Fahrmanöver frühzeitig ankündigen

Um gefährliche Situationen im innerstädtischen Verkehr möglichst zu vermeiden, sollten Radfahrer Fahrmanöver gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern frühzeitig ankündigen. Beim Abbiegen sollte beispielsweise möglichst früh Handzeichen gegeben werden. Bleibt die Hand beim Abbiegevorgang unten, nimmt man damit nicht nur eine potenzielle Gefahrensituation in Kauf, sondern auch eine Ordnungswidrigkeit.

Die Mahnwache sorgte im Zeitraum von 17.30 Uhr bis 19 Uhr für starke Verkehrsbehinderungen. Die Polizei war vor Ort und regelte den Verkehr. Sowohl stadteinwärts als auch stadtauswärts mussten Autofahrer mit großen Verkehrsbehinderungen rechnen. Mittlerweile ist Straße wieder beidseitig befahrbar.

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