Mutwillig zerstörte Ampeln kosten Nürnberg viel Geld

26.10.2020, 05:17 Uhr
Sie funktioniert wieder. Unbekannte haben Ende September den Steuerungskasten der Ampelanlage an der Kreuzung Ansbacher Straße / Weißenburger Straße mutwillig zerstört. Eine Woche lang haben die Instandsetzungsarbeiten gedauert.

© Stefan Hippel, NNZ Sie funktioniert wieder. Unbekannte haben Ende September den Steuerungskasten der Ampelanlage an der Kreuzung Ansbacher Straße / Weißenburger Straße mutwillig zerstört. Eine Woche lang haben die Instandsetzungsarbeiten gedauert.

Samstagfrüh, 19. September, um 3.46 Uhr meldet der Verkehrsrechner der Stadt Nürnberg eine Störung. Der Alarm kam vom Steuerungsgerät der Lichtsignalanlage (LSA) mit der Nummer 354. Die Ampel regelt den Verkehrsfluss an der stark frequentierten Kreuzung Ansbacher Straße / Weißenburger Straße im Stadtteil Röthenbach bei Schweinau.

Die Störungsmeldung verheißt nichts Gutes. Am nächsten Tag nahmen Mitarbeiter des Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) die Anlage in Augenschein: Die Steuerungseinheit ist vom Sockel gerissen und umgeworfen worden. Die Polizei vermeldet, dass "erhebliche Gewalteinwirkung" im Spiel war, die von unbekannten Tätern ausging. Sör stellt eine "mutwillige" Zerstörung, Vandalismus fest, die Spurenlage lässt keinen anderen Schluss zu. Die Ermittlungen laufen, einen Täter kann die Polizei noch nicht präsentieren.


Unbekannte beschädigen Ampel in Röthenbach - Polizei regelt Verkehr


"Offensichtlich gibt es Menschen, denen die Notwendigkeit einer solchen Ampelanlage völlig egal ist", schimpft Bürgermeister Christian Vogel, zuständig für den städtischen Servicebetrieb Öffentlicher Raum. "Es ist mir völlig unbegreiflich, was es für Beweggründe geben kann, solche Kraftausbrüche an einer Ampel zu tätigen."

Polizei musste eine Woche den Straßenverkehr regeln

Die Folgen: Eine Woche lang musste die Polizei den Straßenverkehr regeln, es kam zu Staus, erhöhte Vorsicht war geboten. Da die Polizisten nur zu den Hauptverkehrszeiten auf der Kreuzung standen, stellte Sör zusätzlich zur Sicherung Warnleitbaken auf.

Die Schäden an dem Steuerungssystem waren irreparabel, die Stadt musste eine neue Anlage beschaffen. "Die Rechnungen der ausführenden Firmen liegen uns noch nicht vor. Die Kosten für die Instandsetzung der Lichtsignalanlage werden voraussichtlich rund 40.000 Euro betragen", berichtet Sör-Sprecher André Winkel auf Anfrage. Im laufenden Jahr haben Täter bisher dieses eine Steuergerät in Nürnberg mutwillig demoliert. "In den vergangenen 20 Jahren gab es ein Jahr, in dem es zwei solche Vandalismus-Vorfälle gab. Das ist aber die Ausnahme."

Abgesehen von Vandalismus knipsen immer wieder auch Verkehrsunfälle und Bauarbeiten den Ampelanlagen die Lichter aus. Im Schnitt kommt pro Jahr ein Steuergerät bei Unfällen unter die Räder. 2019 durchtrennten Bauarbeiter die Kabel an einem Steuerungskasten, der die Signale an die Ampelanlage am Rathenauplatz weitergibt. Wie hoch die Kosten nach einer Beschädigung sind, das hängt von der Größe und dem Alter einer LSA ab.

Kosten für Ampelanlage: Steuergerät bis 250.000 Euro teuer

"Einfache Fußgängerampeln haben nur vier Signale. Die große Lichtsignalanlage am Rathenauplatz beispielsweise hat, inklusive der taktilen Signale für sehbehinderte oder blinde Menschen, insgesamt 64 Signale", erklärt Winkel. Je komplexer eine Ampelanlage ist, desto höher fallen die Kosten aus. "Die schwanken bei einem durch Fremdeinwirkung zerstörtem Steuergerät zwischen 10.000 und 250.000 Euro."

Die Zerstörungswut mancher Zeitgenossen macht sich freilich auch bei Verkehrszeichen bemerkbar: Übermütige zerkratzen, verbiegen, besprühen oder klauen Schilder. In Nürnberg, wie auch in Bamberg und Würzburg, registrieren die Behörden einen Anstieg der Beschädigungen. Betroffen sind vor allem Zeichen, die in erreichbarer Höhe hängen. 2018 mussten laut Sör-Sprecher Winkel in Nürnberg 3000 Schilder gereinigt oder ausgetauscht werden.


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Allerdings ist das nicht immer sofort möglich. Im schlimmsten Fall kann das gravierende Folgen für die Sicherheit von Verkehrsteilnehmern haben. Sind Verkehrszeichen nicht mehr zu erkennen, drohen vermehrt Unfälle, Geschwindigkeitsüberschreitungen oder falsch geparkte Fahrzeuge, die Feuerwehrzufahrten blockieren.

Was können Städte und Gemeinden gegen den Vandalismus an Verkehrszeichen unternehmen? In Ingolstadt setzt man auf dickere Schilder, eine Stärke von drei anstatt zwei Millimetern. Verbiegen lassen sich die blechernen Platten so kaum noch. In Augsburg lässt die Stadt die Verkehrsschilder vor der Montage beschichten. Der Grund: Aufkleber lassen sich leichter lösen oder fallen gar von selbst ab. Wäre das nicht auch eine Option für die Stadt Nürnberg?

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