Nach 34 Jahren: Nürnberger Bildhauer muss Burg-Atelier verlassen

7.7.2020, 05:50 Uhr
Nach 34 Jahren: Nürnberger Bildhauer muss Burg-Atelier verlassen

© Foto: Eduard Weigert

Für Schmidt-Klör ein schwerer Schlag: "Ich habe geglaubt, ich kann bis an mein Lebensende im Burg-Atelier bleiben." Doch im November 2018 hatte die katholische Kirchenstiftung der Frauenkirche – seit Jahrzehnten Hauptmieterin der Bayerischen Schlösserverwaltung – das Mietverhältnis gekündigt. Die Kirche agiere "unchristlich", sagt der Künstler, der in diesem Jahr 75. Jahre wird, dabei sei er der Kirche zutiefst verbunden.

Albrecht Dürer wird zitiert

Der Nürnberger Maler und Bilderhauer, der die Brunnen im Hesperidenpark und auf dem Stresemannplatz gestaltet hat, präsentierte seine Kunst unter anderem in St. Margareta in Heroldsberg, in St. Klara in der Nürnberger Innenstadt und in der Reformations-Gedächtnis-Kirche am Stadtpark. Derzeit plant er eine Ausstellung mit einigen seiner bekanntesten Werke für die kommende Passionszeit in der evangelisch-lutherische St.-Egidien-Kirche in der Sebalder Altstadt. Auf zwei raumhohen Tafeln hat er die vier Apostel abgebildet, die Arbeit, Öl und Kreide, zitiert Albrecht Dürer.

Dürer hat sein Kunstwerk, das ebenfalls überlebensgroß die vier Apostel zeigt, 1526 dem Nürnberger Rat geschenkt, verbunden mit der Mahnung, das Bibelwort zu achten und sich vor falschen Propheten zu schützen. Fast 500 Jahre später zeigt Schmidt-Klör die Apostel in zerrissenen Gewändern, der Boden ist rissig geworden, in ihren Gesichtern macht sich Ratlosigkeit breit. Was ist geblieben von Dürers Mahnung? Auch seine modere Interpretation des Abendmahls von Leonardo da Vinci zeigt eine Welt, die in Auflösung begriffen ist und an Glanz verloren hat.

Günter Schmidt-Klör ist ein Kraftpaket, doch nun fühlt sich der preisgekrönte Künstler, der sich selbst idealistisch nennt, wie Don Quijote – auch diesen närrischen Kämpfer und sanften Christen hat er immer wieder gemalt.

Uneinigkeit mit der Kirche

Zwei Jahrzehnte stand das alte Gemäuer im Wehrturm leer, bis er es im März 1985 mietete und renovierte – immer in enger Absprache mit dem Landbauamt, dem Freistaat und dem Denkmalschutz. Er habe zwar keine Miete bezahlt, jedoch fast 170 000 Mark in den Rohbau investiert. Daher will er seine Lithografie-Werkstatt in der Kaiserburg auch nicht kampflos aufgeben, sondern verlangt eine Abfindung.

Bislang konnten sich Künstler und Kirche nicht einigen. Rechtsanwalt Michael Zwarg, der die Kirche vertritt, betont, dass der Künstler und dessen Anwalt Hans-Peter Braune bislang schlicht nicht konkret dargelegt hätten, wie, in welcher Höhe und für welche Einbauten sich eine mögliche Abfindung errechnet.

Rechtlich betrachtet, könnte die Kirchenstiftung den Mieter verpflichten, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. "Wenn ich dort tatsächlich alles ausräumen und eventuell sogar umbauen muss, ruiniert das meine Existenz", sagt Schmidt-Klör. Eine Einigung ist also nur denkbar, wenn die Beteiligten doch noch miteinander sprechen.

8 Kommentare