Mitarbeiter auf Zeit

Nach Gepäck-Chaos: Flughafen Nürnberg stellt jetzt türkische Arbeitskräfte ein

1.9.2022, 09:42 Uhr
Türkische Arbeitskräfte helfen beim Airport Nürnberg aus: Flughafen-Trainer Erkan Catoglu (links) schult die neuen Teammitglieder.

© Daniel Karmann/Airport Nürnberg Türkische Arbeitskräfte helfen beim Airport Nürnberg aus: Flughafen-Trainer Erkan Catoglu (links) schult die neuen Teammitglieder.

Der Flughafen Nürnberg ist dringend auf neue Mitarbeiter angewiesen. In der Corona-Pandemie hatte man Personal abgebaut worden - doch nun fehlen Arbeitskräfte. Die Not ist groß - und an Pfingsten bekamen Urlauber die Konsequenzen zu spüren. Gepäck konnte nicht abgefertigt werden. Technikprobleme am Gepäckband, außerplanmäßige Flüge und Krankheitsstände bei Mitarbeitern führten zu dem Ausnahmezustand - und die Reisenden mussten ohne Koffer ihren Flug antreten.

Hochsaison läuft bis Herbst

Der Flughafen verkündete, dass auch ausländische Arbeitskräfte eingesetzt werden sollen. Nun ist es soweit: Nach Bewerbungsverfahren, Visumvergaben, Sicherheitsüberprüfungen und Schulungen können 19 junge Männer und Frauen aus der Türkei nun bei der Gepäckverladung und bei der Flugzeugreinigung am Airport Nürnberg helfen.

Die Kolleginnen und Kollegen auf Zeit werden benötigt, denn die Hochsaison läuft am Flughafen noch bis in den Herbst hinein. „Herzlich willkommen in unserem Team!“, begrüßt Michael Hupe, Geschäftsführer des Airport Nürnberg, die Neuen. Er appelliert schon jetzt daran, die Möglichkeiten für die Beschäftigung von Arbeitskräften aus Nicht-EU-Staaten dauerhaft zu erleichtern, denn: „Die nächste Sommerreisewelle kommt bestimmt.“

Ebenso international wie die rund 70 Flugziele sind die rund 1000 Flughafenbeschäftigten: Mitarbeitende mit 28 Nationalitäten von Fidschi bis Tunesien sind am Airport tätig. Nun kommen die 19 türkischen Kolleginnen und Kollegen zeitweise hinzu. Diese konnten sich auf die befristeten Stellen bewerben - unabhängig davon, ob oder an welchem Flughafen sie bereits gearbeitet haben. Die Bundesregierung hat mittlerweile die Möglichkeit der Vergabe zeitlich befristeter Arbeitsvisa geschaffen. Die ausländischen Mitarbeiter werden nach Tarifvertrag bezahlt, der Flughafen stellt außerdem Wohnungen zur Verfügung. Das Beschäftigungsverhältnis kann bis längstens 6. November 2022 bestehen.

Besondere Prüfungen

Die türkischen Arbeitskräfte müssen sämtliche Voraussetzungen erfüllen, die auch für alle anderen Beschäftigten gelten und insbesondere Schulungen sowie Sicherheits- bzw. Zuverlässigkeitsüberprüfungen durchlaufen. Im operativen Bereich wie etwa beim Check-in, bei der Flugzeugabfertigung und im Gepäckservice hat der Flughafen bereits seit Dezember 2021 rund 150 neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt. Zusätzlich wurden etwa 80 Mitarbeitende aus Verwaltung, Technik und Management geschult, die zu Stoßzeiten und bei Verkehrsspitzen aushelfen.

Hupe: „Nach Corona-bedingten Einbrüchen unserer Passagierzahlen haben wir in diesem Sommer mit rund 680.000 Fluggästen allein in den Sommerferien wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Die Hauptreisesaison läuft bis Ende Oktober, dabei werden die türkischen Arbeitskräfte hauptsächlich die Belegschaft in der Gepäckabfertigung und der Flugzeuginnenreinigung unterstützen und leisten einen wertvollen Beitrag, damit unsere Passagiere möglichst entspannt abheben können.“

„Die neuen Kolleginnen und Kollegen sind hoch willkommen“, sagt auch Jan C. Bruns, Geschäftsführer der Flughafentochter AirPart, die für operative Aufgaben wie etwa die Flugzeugabfertigung und -reinigung zuständig ist. „Die Frauen und Männer aus der Türkei leisten einen wertvollen Beitrag, um den momentanen Engpass zu beseitigen.“

Mehr Passagiere

Helfende Hände werden laut Hupe auch im nächsten Jahr benötigt, für das der Airport weiter steigende Passagierzahlen erwartet. „Der deutsche und EU- Arbeitsmarkt allein wird den Bedarf nicht decken können. Das bewirkt schon der jetzt immer stärker spürbare demographische Wandel. Daher appellieren wir an die Politik, die Verfahren zur Aufnahme von Arbeitskräften auch aus Nicht-EU-Ländern frühzeitig anzustoßen und zu beschleunigen.“ Damit Arbeitskräfte aus Non-EU-Staaten rechtzeitig bis zum nächsten Sommerflugplan zur Verfügung stehen könnten, müsste eine Regelung, die den Einsatz dieser Arbeitskräfte ermöglicht, bis spätestens Ende 2022 vorliegen.

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