Nach Großbrand: Darum zog Rauch durch fast ganz Nürnberg

15.12.2019, 15:40 Uhr
Diese Bilder zeigen, wie dicht der Qualm war, der in Nürnberg aufstieg.

© ToMa Diese Bilder zeigen, wie dicht der Qualm war, der in Nürnberg aufstieg.

Die Lagerhalle ist gezeichnet von dem Brand. Die Gläser der großen Rolltore sind zersprungen, das Plastik verformt, Ruß klebt an der Fassade. Im Inneren des Gebäudes in der Conradtystraße türmt sich schwarzes Gerümpel in die Höhe. Auf gut 1500 Quadratmetern verbrannte hier am Sonntagmorgen, als plötzlich Flammen aus der Halle schossen, so ziemlich alles. "Von Verpackungsmaterial über Paletten bis hin zu Einbauten", erklärt Harald Dankert von Nürnberger Berufsfeuerwehr auf nordbayern.de-Nachfrage. "Das ist ein relativ typisches Gemisch für eine Lagerhalle." 

Nach Großbrand: Darum zog Rauch durch fast ganz Nürnberg

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Dementsprechend stark sei die Rauchentwicklung ausgefallen, eine Säule stand über dem Süden der Stadt - sie war kilometerweit sichtbar. Weil auch die Katastrophenwarn-App Katwarn auslöste und Anwohner warnte, Fenster und Türen geschlossen zu halten, war die Aufregung groß. Doch das, was im Inneren der Lagerhalle verbrannte, war in der Tat - zumindest was Giftstoffe angeht - vergleichsweise harmlos. "Wir konnten die Kühlmittel zwar nicht in Augenschein nehmen", sagt Dankert von der Feuerwehr, der als Einsatzleiter vor Ort war. "Es war aber wohl kein Gefahrgut."

"Rauch konnte wegen Wetterlage nicht aufsteigen"

Immer dann, wenn größere Mengen Kunststoffe Feuer fangen, läuft bei den Rettern ein routiniertes Kontrollprogramm an. Konkret heißt das: Mit einem speziellen Messfahrzeug wird in einer sogenannten "Ausbreitungskeule" - also in dem Gebiet, in das der Wind mögliche Gifte trägt - die Luftqualität analysiert. So auch am Sonntagmorgen. "Wir haben leichten Rauch wahrnehmen können, das ist klar", sagt Dankert. Das, was man aber gemessen habe, sei eben typisch für einen Lagerhallenbrand. "Die wichtigste und wirksamste Maßnahme ist, dass im unmittelbaren Umfeld Anwohner Fenster und Türen schließen." Deshalb löste Katwarn aus, auch über das Radio wurde gewarnt. Genutzt wird die Lagerhalle von einer Firma für Kältetechnik. Mehrere Druckbehälter explodierten durch die Hitze, die während des Feuers im Inneren herrschte. 

Doch warum zog der Rauch beinahe über das ganze Stadtgebiet und darüber hinaus? Das hat mit dem Wetter zu tun, erklärt Einsatzleiter Dankert. Normalerweise steigen die Brandgase in die Luft und werden dann in einem großen Umkreis verdünnt. Am Sonntagmorgen war das anders, weil die Wolken relativ tief hingen. "Es war so, dass der Rauch wegen der Wetterlage nicht aufsteigen konnte und in einer niedrigen Schicht gefangen blieb", erklärt der erfahrene Retter. "Er wurde wie durch einen Deckel unten gehalten und deshalb im nahen Umkreis verteilt."

Engmaschige Kontrollen am Sonntag

Für die zuständige Wachabteilung der Nürnberger Berufsfeuerwehr ist es das vorläufige Ende einer arbeitsreichen Woche mit vielen Einsätzen. Unmittelbar nach dem Brand in der Conradtystraße fing ein Auto in der Sigmundstraße Feuer und brannte komplett aus. Bereits am Dienstag waren die Retter ebenfalls im Ausnahmezustand. In der Schweinauer Hauptstraße fing eine Autowerkstatt Feuer, auch hier explodierten Gasflaschen. Der Schaden ist immens, über 60 Kräfte der Berufsfeuerwehr waren stundenlang im Einsatz.

Anwohner der Stadtteile Wetzendorf, Schoppershof, Muggenhof, Höfen, Glockenhof, Gostenhof, St. Leonard und Schweinau sollen aufgrund der enormen Rauchentwicklung Fenster und Türen geschlossen halten.

Anwohner der Stadtteile Wetzendorf, Schoppershof, Muggenhof, Höfen, Glockenhof, Gostenhof, St. Leonard und Schweinau sollen aufgrund der enormen Rauchentwicklung Fenster und Türen geschlossen halten. © Screenshot/Katwarn

Die Lagerhalle in der Conradtystraße ist schwer beschädigt, ein Statiker sperrte sie wegen akuter Einsturzgefahr noch am Sonntag. Der Schaden, davon geht die Polizei aus, beträgt mehrere Millionen. Wie hoch er ist, ist derzeit noch unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Ursache aufgenommen. Erst am Sonntagnachmittag konnte die Feuerwehr abrücken. "Wir machen jetzt engmaschige Kontrollen", sagt Einsatzleiter Dankert. Das soll verhindern, dass mögliche Glutnester das Gebäude erneut entzünden. 


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