Nach Halle: 1200 Menschen stemmen sich in Nürnberg gegen Hass

11.10.2019, 19:31 Uhr
Mehrere Hundert Menschen bekundeten in Nürnberg ihre Solidarität mit der Israelitischen Gemeinde der Stadt.

© Stefan Hippel Mehrere Hundert Menschen bekundeten in Nürnberg ihre Solidarität mit der Israelitischen Gemeinde der Stadt.

"Wir sind sehr berührt, dass so viele Menschen gekommen sind, um ihre Solidarität zu zeigen", sagte Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der IKG. "Jetzt ist es nötiger denn je. Normalität gibt es nicht", betonte er mit Blick auf Polizei, Zäune, Kameras, Sicherheitstore. "Und da ist die Furcht!", sagte Hamburger. Er hätte sich nicht vorstellen können, meinte er mit Blick auf die Vorfälle in Halle, "dass es möglich ist, dass eine Synagoge in Deutschland mit Waffen angegriffen wird. Das ist eine Zäsur!"

Bis zur Äußeren Bayreuther Straße standen die Menschen mit Kerzen. Offiziell waren es über 1200 Teilnehmer, die dem Aufruf von Oberbürgermeister Ulrich Maly sowie der Bürgerbewegung für Menschenwürde sowie der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg gefolgt waren. Deren Vorsitzender Stephan Doll betonte in seiner Rede: "Wir stehen vor, neben und hinter den jüdischen Mitbürgern."

"AfD muss von allen Demokraten bekämpft werden"

Er war nicht der einzige Redner, der die AfD für das, was in Halle durch einen bekennenden Antisemiten und Rechtsextremisten verursacht worden ist, mit verantwortlich machte. "Die Partei hat mit ihrer Hetze und ihrem Hass in der Öffentlichkeit mit dafür gesorgt, dass Menschen morden", so Doll. "Die AfD muss von allen Demokraten bekämpft werden!"


Was wir über den Terror in Halle wissen - und was nicht


Wer die Nazis verharmlose, so Bürgermeister Christian Vogel, der habe nichts aus der Geschichte gelernt. Und mit ihren Äußerungen über die NS-Geschichte und das Holocaust-Mahnmal in Berlin, so erinnerte Innenminister Joachim Herrmann in seiner Rede an Äußerungen von AfD-Spitzenpolitikern, betätigten sich diese als "geistige Brandstifter". Herrmann: "Wer sich so äußert, stellt sich gegen Demokratie und Freiheit." Vogel sprach von "digitaler Beihilfe bei Straftaten und Mord".

"Es muss weiter gehen"

Der Innenminister stellte klar, dass jüdischer Glaube und jüdische Kultur unverzichtbarer Teil unseres Landes sind. Hass und Gewalt gegen Juden werden wir in Bayern nicht dulden."

Für den Rat der Religionen wandte sich der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein gegen jegliche Ausgrenzung von Menschen. Bei jeder diskriminierenden Bemerkung, so sein Aufruf, müsse man aufstehen. Er warb für das "spannende Miteinander der Verschiedenen".

Stephan Doll von der Allianz betonte, dass mit dieser Solidaritätsaktionnun nicht Schluss sein dürfe. "Es muss weiter gehen. Wir müssen weitere Zeichen setzen, Hetze und Hass bekämpfen." Bürgermeister Christian Vogel forderte die Bürger auf, allen Rechtsextremisten, Rassisten und Antisemiten die Stirn zu zeigen.

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