Baum-Bilanz

Nach Hitzesommern: So steht es um die Nürnberger Stadtbäume

11.6.2021, 05:55 Uhr

Jedes Jahr legt der Servicebetrieb öffentlicher Raum (SÖR) dem Stadtrat seinen Straßenbaum-Bericht vor. Ohne Emotionen, das zeigt die Erfahrung, kann das Thema kaum diskutiert werden. So auch in der jüngsten Sitzung.

Menschen lieben Bäume, ohne sie wäre das Leben in einer Großstadt ungesund, trist, kaum auszuhalten. Bürgermeister Christian Vogel (SPD) bekommt als Sör-Werkleiter zu dem Thema die meiste Post - Bäume und Müll, das seien die Bereiche, die die Bürger am meisten beschäftigen. Die Nürnberger schmerzt es, wenn sie sehen, dass Bäume weichen müssen. Vogel versichert, dass wirklich nur dann die Säge angesetzt wird, wenn es gar nicht anders geht - wenn zum Beispiel die Sicherheit von Fußgängern gefährdet ist. "Wir fällen keine Bäume aus Jux und Tollerei. Jeder einzelne Fall wird ganz genau geprüft."

Ein positiver Saldo

431 Bäume mussten im Jahr 2020 gefällt werden. Trotzdem gibt es ein Plus im Bestand, weil SÖR neu- und nachgepflanzt hat. 172 Bäume mehr als zuvor sind es laut Jahresbericht. "Wir haben einen positiven Saldo. Das ist gut. Wir kommen Schritt für Schritt voran", sagt Vogel. Insgesamt habe die Stadt im vergangenen Jahr mehr als 1,2 Millionen Euro in neue Bäume investiert. "Dazu kommen noch über drei Millionen Euro Baumpflegekosten."

Im Straßenbaumkataster der Stadt sind rund 30.000 Bäume registriert, weitere 50.000 Bäume kommen dazu, die in "flächenhaften, waldähnlichen Beständen entlang der Straßen" stehen, heißt es im Bericht weiter. Zu den häufigsten Baumarten gehören nach wie vor Ahorn, Linde und Eiche.

Die Hitze und Trockenheit der Sommer 2015, 2018 und 2019 hat vor allem den Birken und Fichten geschadet. Rund zehn Prozent des Straßenbaumbestands sei geschädigt, besagt die Bilanz des Jahres 2020.

"Das starke Fortschreiten der Trockenheitsschäden ist nun aber zumindest gebremst", sagt Marco Daume, SÖR-Werkleiter für den technischen Bereich. Das liege daran, dass es im Winter und im Frühjahr viel geregnet habe. Außerdem wurden die Bäume noch stärker als zuvor mit Wasser versorgt.


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Auch von den Wasserpaten unter den Bürgern. Die Wasserpatenschaften, die Sör 2019 gemeinsam mit der N-Ergie in einem Pilotprojekt angeboten hat, waren innerhalb kürzester Zeit vergeben. 2020 wurden die Plätze von 50 auf 150 erhöht. Wer mitmacht, bekommt eine Unterweisung der Stadt und das nötige Equipment, außerdem übernimmt Sör die Wasserkosten.

"Keine Schönfärberei"

"Ein Plus von 172 Bäumen ist gut", sagt Lorenz Gradl von der SPD. "Wir sind auf einem guten Weg." Marc Schüller (Grüne) vermisst den ganz großen Wurf: "Wir wissen, dass wir einiges schönreden. Wir müssten noch viel mehr tun." Den Bürgermeister bringt Schüllers Einwurf einigermaßen in Rage. "Wir rackern und kämpfen Tag für Tag um die Bäume. Sie haben für uns einen zentralen Stellenwert. Wir machen hier ganz bestimmt keine Schönrednerei! Wir dürfen den Bürgern nicht suggerieren, es ginge mehr, wenn die Stadt nur wollte." Man müsse an einem Strang ziehen, statt den Bürgern etwas vorzugaukeln, fügt Vogel hinzu.

"Das kühlere Frühjahr hat den Bäumen gut getan", sagt Otto Heimbucher, der Umweltexperte der CSU-Fraktion. "Aber der Schaden, den die heißen Sommer der vergangenen Jahre angerichtet haben, wird noch lange nachwirken." Heimbucher sieht jedoch auch positive Entwicklungen: "Der Zustand der Bäume hat sich verbessert, auch durch die intensivere Bewässerung. Das ist erfreulich. Wir sind auf einem richtigen Weg."


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Für das Jahr 2021 sieht die SÖR-Planung 132 Ersatzpflanzungen für Straßenbäume vor, außerdem sollen rund 199 neue hinzukommen.

Ihren Dank richten Sör-Spitze und Stadträte einhellig an die fleißigen Baumpatinnen und Baumpate aus der Bürgerschaft. Deren Zahl ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 157 auf 1315 gestiegen. Die meisten von ihnen sind in der Südstadt, der Nord- und der Altstadt aktiv. Und schließlich unterstützen die Bürger und die "Bäume für Nürnberg Stiftung" die Stadt auch immer wieder mit Baumspenden. Im Jahr 2020 konnten mit ihrer Hilfe 20 neue Straßenbäume gepflanzt werden.

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