277 Erstimpfungen

Nach Impfparty an der Nürnberger Messe: Stadt setzt weiter auf Spontan-Aktionen

22.8.2021, 15:14 Uhr
Rico Röder hat sich spontan impfen lassen.

© Michael Matejka, NNZ Rico Röder hat sich spontan impfen lassen.

Benjamin Monse erinnert sich noch gut an diesen Tag im Mai. Viel Schweiß sei damals im Impfzentrum in der Nürnberger Messe geflossen. 1800 Menschen haben die fleißigen Ärzte und Helfer an nur einem Tag gegen Corona geimpft. "Das waren zwischen 200 und 300 in der Stunde", rechnet der Verwaltungsleiter des Zentrums vor.

Leere Stuhlreihen im Impfzentrum

Fast auf den Tag genau drei Monate später werden in der großen Halle in Langwasser gerade einmal 300 Impflinge an einem Tag versorgt, Zweitimpfungen eingerechnet. Das zeigt sich im riesigen Wartebereich, wo vereinzelt ein paar Menschen in langen leeren Stuhlreihen sitzen. Im Frühjahr sei hier kein Stuhl frei geblieben, "das ging immer gerade so auf", sagt Monsen. Der Impf-Knick ist hier überall spürbar. Der große Druck auf die Impfzentren hat längst nachgelassen.

Im Gegenteil: Inzwischen müssen die Menschen nicht mehr vertröstet, sondern stattdessen motiviert werden. In Nürnberg klappt das gut, auch dank der kreativen Koordinierungsstelle des Impfzentrums. Das schickt sein Impfmobil auf den Hauptmarkt, vor das Fußballstadion und ins NürnBärLand. Oder sogar in ein Gartencenter. Allein dort haben am Freitag 200 Menschen nicht nur einen spendierten Pflanzendünger mitgenommen. Sondern auch einen Schutz gegen das Coronavirus.

Froh über viele Aktions-Ideen

Britta Walthelm ist froh über die vielen Ideen, die ihre Mitarbeiter haben. Und über die Aktionen, die daraus entstehen und der niedrigen Impfbereitschaft entgegenwirken sollen. Wie Nürnbergs erste Impfparty, die die Umwelt- und Gesundheitsreferentin am Samstag zur Messe lockt. Genauso wie einige Jüngere, die sich impfen lassen, um dann vor der Messehalle bei Beats aus großen Boxen an Bistrotischen zu stehen und zum Beispiel Burger oder Brezen zu essen.

Zwei davon sind Kristina und Daniel. Die 19- und der 20-Jährige haben zwei Bowls mit Gemüse vor sich und ein kleines Pflaster am Oberarm. Die nehmen sie gerne mit, wegen der Party sind sie aber nicht hier. Ihr Grund ist: der Urlaub. Der Flug auf die Kanaren steht unmittelbar bevor. Jetzt hoffen die beiden, eine Quarantäne nach der Heimkehr vermeiden zu können. Indem sie geimpft sind.

"Können uns keine Tests leisten"

Außerdem sind sie Studenten, "wir können es uns nicht leisten, uns ständig auf eigene Kosten zu testen". Die 19-Jährige spielt damit auf die drei Gs an, die in Deutschland schon bald wichtig sind. Vieles ist nur noch für die möglich, die getestet, genesen oder eben geimpft sind. Kristina empfindet das als "indirekten Impfzwang", denn sie will weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Eine Impfgegnerin sei sie nicht, hat es nur bislang nicht für nötig gehalten - obwohl sie auch junge Leute kennt, die mit Corona infiziert gewesen sind und noch immer Probleme mit Herz oder Lunge haben.

Gerade die Jüngeren wollen Britta Walthelm und die Mitarbeiter im Impfzentrum mit solchen Aktionen ansprechen. "Die Hälfte aller Corona-Infizierten in Nürnberg sind aktuell zwischen 15 und 34 Jahre alt", sagt die Gesundheitsreferentin. Deshalb sieht sie die 3G-Regel positiv: "Ich rechne dadurch mit einem Impf-Schub."

Persönliches Umfeld ist wichtig

Darauf allein will sie sich aber nicht verlassen, sondern mit den Aktionen weitermachen. Sie weiß: "Beim Impfen spielt das persönliche Umfeld eine große Rolle:" Wenn also jemand spontan zu einer solchen Aktion geht, spricht sich das bei Freunden und Verwandten herum. Und die kommen im besten Fall gleich mit.


3G-Regel: Wo ab Montag überall Tests nötig sind


Wie bei Student Ahmad Baky, 28. Er ist schon geimpft, hat aber für seinen Bruder einen Termin gemacht - und zur Impfparty gleich noch zwei Freunde mit zur Messe gebracht. "Ich finde das so wichtig", sagt er. Und die Bekannten wollen erst gar nicht glauben, dass sie ohne einen Termin nun einen Schutz bekommen.

Mit Beats und Piks: Auch Musik gab es bei der Impfparty.

Mit Beats und Piks: Auch Musik gab es bei der Impfparty. © Michael Matejka, NNZ

Den hat jetzt auch Robin Röder. Den Zwei-Euro-Verzehrgutschein zur Impfung hat er direkt in einen Burger investiert. Er hat bislang einfach keine Not gesehen, sich impfen zu lassen. Durch die neuen Regeln nun schon. "Vieles geht bald ja nur noch mit", denn auf ständige Tests habe er keine Lust. Trotzdem will der 30-Jährige mit seinen beiden Söhnen weiterhin einiges unternehmen. Einen Anreiz aber durch solche Aktionen findet Röder gut.

Den setzt die Stadt gerne, sagt Walthelm, um eine weitere Welle im Herbst zu vermeiden. Ob das klappt, kann sie nicht sagen, noch sei die Lage auf den Intensivstationen in Nürnberg entspannt. Damit das so bleibt, gilt: "Jede Impfung hilft."

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