Corona-Lockerungen

Nach langer Durststrecke: So geht es der Nürnberger Jugendherberge

27.5.2021, 05:45 Uhr
Die Jugendherberge in der Nürnberger Kaiserburg gehört zu den schönsten Bayerns. Sie darf nun wieder öffnen, weil die Inzidenz endlich unter 100 gefallen ist. 

© Stefan Hippel, NN Die Jugendherberge in der Nürnberger Kaiserburg gehört zu den schönsten Bayerns. Sie darf nun wieder öffnen, weil die Inzidenz endlich unter 100 gefallen ist. 

Sigrid Natterer, Leiterin der Herberge hoch oben auf der Burg, blickt nun mit Freude auf Donnerstag. Denn endlich ist der Inzidenzwert in Nürnberg an fünf Tagen in Folge auf unter 100 gesunken. Das heißt, Beherbergungsbetriebe dürfen wieder öffnen. Möglich ist der Aufenthalt, wenn die Gäste (ab dem Alter von sechs Jahren) einen negativen Corona-Test vorlegen können, nachweisen können, dass sie in den vergangenen sechs Monaten von Covid-19 genesen sind oder sie 14 Tage vor Anreise die zweite Impfung erhalten haben.

Die 40 Jugendherbergen in Bayern sind gemeinnützig, dürfen deswegen keine Rücklagen bilden. Das bleibt eine der großen Herausforderungen. Ohne staatliche Hilfen hätten sie nicht überlebt. Bereits im Frühjahr 2020 hatte es 5,8 Millionen Euro – verteilt auf alle Jugendherbergen in Bayern – als Unterstützung von der Staatsregierung gegeben. "Inzwischen haben wir noch Zuschüsse aus einem Bundesprogramm bekommen", sagt Marko Junghänel, Pressesprecher des Landesverbandes. Außerdem zahlte eine Versicherung für Ausfälle. Bei weiteren Unterstützungsanträgen warte man noch auf die Bescheide. Zudem werden zwei Herbergen – in Königsberg und in Haidmühle – verkauft. Vergessen dürfe man jedoch nicht, so Junghänel, dass diese Gelder zurückgezahlt und mit den Einnahmen verrechnet werden müssen.

Doch diese sind auch in Nürnberg dürftig. Die Herberge durfte zwar auch im Lockdown ein paar wenige Gäste begrüßen, erklärt Sigrid Natterer. Aber das war ein Tropfen auf den heißen Stein. "Hauptsächlich waren das Menschen, die jemanden im Krankenhaus besuchen wollten oder wegen eines Trauerfalls in Nürnberg waren. Außerdem sind wir den Berufsschulen unendlich dankbar, die einen Teil ihrer Schüler wochenweise bei uns einquartiert haben. Das hat uns sehr geholfen."


Die Geschichte der Nürnberger Jugendherberge in Bildern


Fast alle 48 Mitarbeiter der Jugendherberge sind bislang in Kurzarbeit. Sie und ihre Chefin hoffen nun auf eine dauerhafte Öffnung. Dann könne man sich bis zum Jahresende einigermaßen über Wasser halten, so Natterer. In ihre Budgetplanung hat sie aber sicherheitshalber keine Schulklassen einkalkuliert, denn solange die Schulen nicht regulär geöffnet sind, rechnet sie in diesem Bereich kaum mit Buchungen.

Familien und Tagungsgäste

"Ich denke, es kommen viele Familien, die in Nürnberg Urlaub machen wollen", sagt Natterer. Vorbereitet sei man auf jeden Fall, es gibt sogar eine eigene Schnellteststation im Haus, denn bis zu einer Inzidenz unter 50 müssen sich Gäste alle 48 Stunden erneut auf eine Sars-CoV-2-Infektion untersuchen lassen. "Mit Blick auf den Herbst hoffen wir auf Tagungen und vielleicht auch mal wieder auf eine Schulklasse." Die Bedingungen in den alten Kaiserstallungen sind ideal, im Saal finden bis zu 200 Personen Platz. Dort ist so viel Raum, dass Abstandsregeln ohne Sorge eingehalten werden können.

Nürnberg gehört in Bayern zu den attraktivsten und einnahmestärksten Jugendherbergen, vor Corona schliefen dort bis 90 000 Gäste im Jahr. Von allen 40 Jugendherbergen in Bayern erwirtschaften nur rund 20 Gewinn – und erhalten so die defizitären Unterkünfte mit am Leben.

Während Jugendherbergen in großen Städten wie Nürnberg und Regensburg während des Lockdowns Gästen ein Bett bieten durften, die nicht mit einer touristischen Absicht in die Stadt gekommen waren, hatten andere bayerische Dependancen komplett geschlossen. Doch auch sie hoffen nun. So sei – nur Stunden, nachdem Ministerpräsident Markus Söder am 4. Mai angekündigt hatte, dass Hotelbetriebe ab dem 21. Mai wieder alle Gäste begrüßen dürfen – die Zahl der Buchungen in den Jugendherbergen für die Pfingstferien und Sommermonate sprunghaft angestiegen, teilte Winfried Nesensohn, geschäftsführender Vorstand im Landesverband Bayern, mit.

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