Nach Masken-Boykott: Nürnberger Metzger erhält großen Zuspruch

30.4.2020, 14:53 Uhr
Dieses Schreiben sorgte am Mittwoch für Wirbel. Der Nürnberger Metzger hatte sich dort gegen die Maskenpflicht ausgesprochen.

Dieses Schreiben sorgte am Mittwoch für Wirbel. Der Nürnberger Metzger hatte sich dort gegen die Maskenpflicht ausgesprochen.

Frank Kraft klingt müde, als er am Donnerstagmittag ans Telefon geht. Seinem eigentlichen Beruf konnte er am Vortag nicht nachgehen, stattdessen hat er viele Telefonate geführt und noch mehr E-Mails gelesen. Rund 1000 sind bei ihm eingegangen, sagt er und klingt noch etwas müder, bestimmt 500 Mal habe das Telefon geklingelt. "Alles, was ich jetzt noch sagen kann: Katastrophe."

Zum Glück sagt Kraft dann doch noch etwas mehr, seine Woche war ja noch etwas aufregender als die der meisten Menschen – sogar in diesen konstant aufgeregten Zeiten der Corona-Pandemie. Dass sie so aufregend war und immer noch ist, daran ist er zunächst einmal selbst schuld.

Pressesprecher statt Metzger

Mit einem Aushang hatte der Inhaber einer Nürnberger Fleischerei erklärt, warum seine Mitarbeiter und er keine Schutzmaske tragen. Seine Firma beliefert vor allem Großkunden, auf Bestellung können aber auch Privatkunden Fleisch abholen. Einer der Kunden fotografierte den Aushang offenbar ab und postete das Bild bei Facebook. Mit einem Verweis auf "Söders Kasperletheater" hatte sich Kraft gegen eine Maskenpflicht ausgesprochen, "eigentlich", sagt er, "wollte ich nur unsere Kunden informieren, falls jemand Angst hat oder zur Risikogruppe gehört."

Die Polizeibeamten, von denen er Besuch bekam, sahen das anders. Sie drohten mit einem Bußgeld und einer Strafanzeige, Zeitungen und Nachrichtenagenturen griffen die Geschichte auf, in den vergangenen 48 Stunden war Kraft nicht mehr Metzger, sondern vor allem Pressesprecher in eigener Sache.

Mails aus Mallorca und Thailand

Im Postfach stauten sich die Nachrichten, Reaktionen kamen fast aus der ganzen Welt. "Leute von der Nordsee haben mir geschrieben, aus Mallorca, sogar aus Thailand kam eine E-Mail", erzählt Kraft. Der Tenor der Rückmeldungen: Bei Facebook hätten sich einige "Hater" gemeldet, aber ansonsten seien die Zuschriften "zu 95 Prozent positiv".

Zum Boykott habe er gar nicht aufrufen wollen, betont er, es habe sich lediglich um Kritik an den Maßnahmen gehandelt. Kraft kann nicht verstehen, warum in den vergangenen Wochen keine Masken vorgeschrieben waren, "obwohl das Infektionsrisiko da noch viel höher war". Selbst die Weltgesundheitsorganisation habe doch ihre Zweifel am Nutzen der Masken, sagt er. "Ich bin Metzger und nicht Mediziner, aber die Richtungswechsel der Politik stören mich."

"Das Interesse ist anscheinend groß"

Wie gefährlich das Coronavirus sein kann, das bezweifelt Frank Kraft nicht, sagt er. Ein Held der Maskengegner will er nicht sein, das hört man ihm an, "aber wenn ich mir die ganzen Mails angucke, das ist das Interesse bei dem Thema anscheinend groß". Dass er wegen seiner Meinungsäußerung nun demnächst weniger – oder vielleicht sogar mehr – Fleisch verkauft, glaubt er nicht. Für den Moment wäre er zunächst einmal froh, wenn er vor allem wieder einfach nur Metzger sein darf.


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