Silbersee

Nach Proben-Entnahme: Keine Entwarnung am Silbersee

19.5.2021, 05:55 Uhr
Nach Proben-Entnahme: Keine Entwarnung am Silbersee

© Rurik Schnackig

Ohne Furcht, aber mit einer angemessenen Portion Respekt haben sich Taucher im September 2020 in die Tiefe des Wassers hinabgleiten lassen. Für sie galten die ortsschildgroßen Tafeln nicht, auf denen über einem skizzierten Totenkopf "Baden verboten! Lebensgefahr" steht. Hintergrund der spektakulären Tauchaktion, die von der Tauchtruppe der Nürnberger Berufsfeuerwehr durchgeführt wurde, war ein Antrag der Grünen. Diese hatten eine aktuelle Gewässer- und Sediment-Untersuchung in dem bekannten See gefordert. Außerdem sollte überprüft werden, ob die fünf aufgestellten Schilder in Zahl, Gestaltung und Form ausreichend seien.

Chancenloser Untergang

Die Nachfrage kam nicht von ungefähr: In jüngster Zeit seien wieder verstärkt Menschen gesehen worden, die hier eine Schwimmrunde drehten. Wie zum Beweis ließ sich auch beim Ortstermin im September noch ein älterer Herr ins Wasser gleiten. Manche stellen sich die Gefahr vor wie ein fieses Experiment, das sie in der Kindheit durchgeführt haben: Gibt man dem scheinbar unerschütterlichen Wasserläufer Spülmittel in seine direkte Umgebung, geht er augenblicklich chancenlos unter. Wenn das aber, übertragen auf menschliche Schwimmer am Silbersee, nicht sofort passiert, dann könne doch alles nicht so schlimm sein.


Silbersee in Nürnberg: Die unsichtbare Gefahr


Alles nur Panikmache?

Der badende Mann im September jedenfalls hat einen sehr lebendigen Eindruck nach seiner Schwimmrunde gemacht. Reine Panikmache also? Betrachtet man die Ergebnisse der Proben, die von den Spezialtauchern aus verschiedenen Stellen des Sees an die Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg gebracht wurden, so könnten sie auf den ersten Blick darauf hindeuten. "Im Wasser konnten keine erhöhten Schadstoffkonzentrationen nachgewiesen werden", heißt es aus dem Labor. Auch der gefürchtete Schwefelwasserstoff, der beim Einatmen zu Lähmungen, Schwäche und zur Bewusstlosigkeit führen kann, war in den Proben aus unterschiedlichen Tiefen an zwei Stellen des Sees nicht zu finden. Das Wasser war sogar relativ sauerstoffreich. Erhöht waren hingegen die Werte für Arsen und Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Zink.

Da ist etwas faul

Für eine Entwarnung sieht die Stadt daher keinerlei Anlass. Tatsächlich stieg beim Ortstermin der sehr typische und penetrante Geruch nach faulen Eiern in die Nase – ein eindeutiger Hinweis auf Schwefelwasserstoff. Dafür, dass sich dies in den aktuell gemessenen Werten aber nicht widerspiegelt, gibt es laut Umweltamt zwei Hauptgründe: Zum einen ist der Schwefelwasserstoff eine gasförmige Verbindung, die sich nur wenig in Wasser löst. Erst durch das Aufwirbeln im Wasser wird es freigesetzt. Möglicherweise war das Wasser bei der Entnahme und beim Tauchvorgang also (zu) wenig bewegt.

Zum anderen geht man davon aus, dass das "chemische Milieu" durch den hohen Sauerstoff- und Sulfat-Gehalt zum Zeitpunkt der Messung günstig gewesen sei. Dies könne sich aber jederzeit ändern. Der Umweltausschuss war sich einig, dass man die Proben regelmäßig wiederholen müsse, um weitere Werte zu bekommen. Otto Heimbucher (CSU) schätzt, dass noch jahrzehntelang hier nicht geschwommen werden darf. Umweltamtschef Klaus Köppel sieht in dem Silbersee eine "latente Gefahr, die man dringend im Auge behalten müsse."

Unmissverständliche Ansage

Das heißt: Die Verbotsschilder bleiben. Und nicht nur das. Weil die Bestandsaufnahme ergab, dass nicht alle potenziellen Zugänge beschildert sind, werden zu den vorhandenen sieben Verbotstafeln noch zwei weitere aufgestellt.

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