Evakuierung

Nach Unwetter: Haus in Nürnberg sackt immer weiter ab - Nerven bei Mietern liegen blank

11.6.2021, 19:49 Uhr
Seit Donnerstagabend steht das Haus in der Speyerer Straße leer, weil durch das Unwetter tiefe Risse im Keller entstanden sind und die Statik unsicher ist. Jetzt hat der Boden noch weitere 60 Zentimeter nachgegeben.

© Alexander Brock Seit Donnerstagabend steht das Haus in der Speyerer Straße leer, weil durch das Unwetter tiefe Risse im Keller entstanden sind und die Statik unsicher ist. Jetzt hat der Boden noch weitere 60 Zentimeter nachgegeben.

Es waren ungewöhnlich große Risse, die sich im Keller eines Wohnhauses des kommunalen Immobilienunternehmens Wbg in der Speyerer Straße gebildet haben. Was Peter Brandmann, Ortsvorsitzender des Technischen Hilfswerks (THW), am Dienstagabend nach dem Unwetter über Nürnberg im Keller des Anwesens sah, war auch für ihn sehr beunruhigend: Die Risse bewegten sich, sie wurden länger und breiter, bis die flache Hand dazwischen passte. Die Behörden beschlossen, das Haus rasch räumen zu lassen. Die Bewohner wurden aufgefordert Sachen zu packen und das Gebäude zu verlassen.

Jetzt gibt es auch Risse in der Hauswand

Seit dem das Haus leer steht untersuchen Fachleute das Anwesen und den Untergrund, um herauszufinden, wie stabil das Bauwerk aus dem Jahr 1927 ist, was den Schaden verursacht hatte und wie er behoben werden könnte. Mit Schrecken haben die Zuständigen nun festgestellt, dass der Kellerboden um weitere 60 Zentimeter abgesackt ist, wie Dieter Barth, Sprecher der Wbg, unserer Redaktion mitteilt. "Auch auf der Rückseite des Hauses sind jetzt Risse in der Mauer zu sehen. In den Wohnungen sieht man nichts. Die Sicherungen wurden daraufhin verstärkt", erklärt Barth.

Die Bewohner kamen fürs Erste bei Verwandten und Freunden unter. Doch die Mieter können laut Wbg frühestens am Freitag, 18. Juni, ihre Wohnungen beziehen. Weil ihre Gastgeber aber teils selbst nicht die Raum-Kapazitäten für eine längere Aufnahme der Leute haben, hat die Wbg nun möblierte Quartiere und Hotelzimmer zur Verfügung gestellt.

Nur zehn Minuten Zeit

In der Eile konnten aber am Dienstag nicht alle nötigen Dinge erledigt oder Sachen mitgenommen werden. Die Bewohner durften mit Erlaubnis der zuständigen Statiker jetzt dafür kurz in ihre Wohnungen. "Für zehn Minuten, einzeln und in Begleitung eines Wbg-Mitarbeiters durften sie rein", erklärt Barth. Da in dem beschädigten Haus der Strom abgestellt wurde, räumten die Mieter ihre Kühlschränke leer, um Lebensmittel zu retten, ehe sie ungenießbar werden.

Das betroffene Haus mit der Nummer 27 ist Teil eines Gebäudeensembles in der Speyerer Straße. Die Absenkung habe es nur in diesem Gebäude gegeben, die angrenzenden Anliegen seien nicht gefährdet, sagt der Wbg-Sprecher. Warum der Untergrund abgesackt ist, sei noch nicht abschließend geklärt. Das THW geht davon aus, dass es im Zusammenhang mit dem Unwetter vom Dienstag eine Unterspülung gab. In der kommenden Woche werden die entstandenen Hohlräume im Boden mit Beton aufgefüllt. Bis zum Abschluss der Arbeiten wird auch die Fernwärme für den kompletten Straßenzug abgedreht bleiben. Barth: "Die Mieter des evakuierten Hauses sind kooperativ. Bei ihnen liegen aber verständlicherweise auch die Nerven blank."

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