Nachfolger für das Bratwursthäusle: "Bloß keine Kette bitte!"

21.11.2019, 05:26 Uhr
Nachfolger für das Bratwursthäusle:

© Michael Matejka

Das Gerücht gab es schon länger, jetzt wurde es bestätigt: Der Pachtvertrag für das Bratwursthäusle läuft zum Ende des Jahres aus. Man sei bereits seit einigen Wochen in Gesprächen mit Behringer, heißt es aus der Tucher-Brauerei, die das Restaurant an die Familie Behringer verpachtet hat: "Wir werden diese konstruktiv fortführen, um gemeinsam eine gute Lösung für die Belegschaft und die vielen Freunde des Bratwursthäusle zu finden."

Allerdings kann die Brauerei nur noch bis 2024 bestimmen, wer als Pächter künftig das Sagen hat. Denn die Immobilie gehört seit Jahren der Dr. Inselkammer Vermögens GbR mit Sitz in München. Jannik Inselkammer, ehemaliger Tucher-Chef, hatte bei seinem Ausscheiden aus der Nürnberger Brauerei einige Immobilien, darunter auch das Bratwursthäusle, in das Münchner Familienunternehmen integriert. Er verunglückte vor einigen Jahren tödlich.

Doch wie soll es im Bratwursthäusle weitergehen? "Werner Behringer ist als Mensch hier nicht ersetzbar", sagt OB Ulrich Maly, der besonders dessen Fähigkeit schätzt, "zwölf Mann bequem an einen Sechs-Mann-Tisch zu setzen". Schmerzhaft wäre es, wenn hier, gleich gegenüber dem Rathaus, ab 2024 nur noch Münchner Bier ausgeschenkt werden würde, so Maly. "Bis jetzt hat es noch nicht zu!", mahnt Ute Scholz, die mit ihrem verstorbenen Mann, dem früheren OB Ludwig Scholz, oft und gern zu Gast war. Politik wurde hier gemacht, auch Köpfe seien mal gerollt, verrät sie.

"Wir übernehmen nicht"

"Das Häusle ist eine Institution", sagt Jens Brockerhof, der 2020 mehrere Lokale gleich um die Ecke in der neuen IHK sowie im Zukunftsmuseum eröffnen wird. "Ich hoffe, es bleibt in seiner Art als Bratwurstküche erhalten, es ist einfach ein Ort mit langer Tradition." Und wer wird es übernehmen? "Wir nicht", sagen Thomas und Michael Förster (Bratwurst Röslein). Wichtig sei ihnen, dass dort auch in Zukunft fränkische Küche serviert werde. "Bloß keine Kette bitte!"

Auch auf Facebook wird wild kommentiert und spekuliert. "Ihr Einsatz bitte, Herr Ministerpräsident", schreibt einer. "Schade, damit hört eine Nürnberger Gastrolegende auf. Zum Glück bleibt uns das Bratwurst Röslein. Denn Nürnberg ohne Bratwürste ist unvorstellbar", antwortet Markus Söder. Dass Behringer mit 80 Jahren aufhört, verwundert nur wenige. "Irgendwann muss einfach Schluss sein", meint Thomas Landherr ("Zeltner", "Palais Schaumburg", "Silberne Kanne"). "Er hat das super gemacht, ich hab schon als Kind meine Bratwürste beim Behringer gegessen. Außerdem ist sein großer Buchenholzgrill einfach einzigartig!" Und, nein, auch er übernehme nicht, sagt Landherr.

"Es ist ja alles noch nicht ganz klar"

Seit 55 Jahren führen Werner Behringer und seine Frau Carsta, später mit Sohn Kai, das Traditionslokal. Abgeschlossen hat der Wirt mit seinem Bratwursthäusle aber wohl noch nicht: "Es ist ja alles noch nicht ganz klar", sagt der 80-Jährige, dem die Zukunft seiner 42 Mitarbeiter sehr am Herzen liegt.

Sein Sohn, Geschäftsführer Kai Behringer, möchte das beliebte Restaurant so lange weiterbetreiben, bis ein Nachfolger gefunden und die Belegschaft untergebracht ist. Und so lange gibt es weiterhin Bratwürste vom Buchenholzgrill.

Verwandte Themen


35 Kommentare