Nachtbaustelle mit XXL-Kran: Hier landet ein Container

9.9.2019, 05:56 Uhr
Mehr als 60 Meter hoch hob der Kranführer den tonnenschweren Container mit dem Notstromaggregat auf das Dach der Nürnberger Versicherung. Für die eingerichtete Nachtbaustelle musste die Cheruskerstraße teilweise gesperrt werden. Gegen 1.30 Uhr war das Aggregat oben abgesetzt und die Baustelle geräumt.

© Foto: Roland Fengler Mehr als 60 Meter hoch hob der Kranführer den tonnenschweren Container mit dem Notstromaggregat auf das Dach der Nürnberger Versicherung. Für die eingerichtete Nachtbaustelle musste die Cheruskerstraße teilweise gesperrt werden. Gegen 1.30 Uhr war das Aggregat oben abgesetzt und die Baustelle geräumt.

Da hängt er, wie ein Fisch am Haken. Nur, dass das kantige Ungetüm in rund 60 Metern Höhe nicht zappelt. Er schwingt auch nicht. Während auf dem nahen Volksfest die Fahrgeschäfte für manche Kunden sich gar nicht heftig genug schwingen können, sind Kranführer Manfred Böckler und sein Team erleichtert, dass es windstill ist und sich der schwarze Metallbehälter ruhig in den Nachthimmel ziehen lässt.

Die Stadt genehmigt Nachtbaustellen wie diese am Bürokomplex der Nürnberger Versicherung nur in Ausnahmefällen. "Aus Lärmschutzgründen", sagt André Winkel, Sprecher des Servicebetrieb Öffentlicher Raum. In diesem Fall aber hätte der Kran den fließenden Verkehr auf dem Ring tagsüber über Stunden stark beeinträchtigt. Nachts ist weniger los. Und dennoch tun sich Freitagnacht, 6. September, einige Autofahrer schwer, Schilder und Anweisungen des Personals zu verstehen, welche Spur sie nutzen müssen, um dem Kran auszuweichen. Beide Fahrstreifen in eine Richtung wurden gesperrt, nur die langgezogene Spur für den Linienbus der VAG steht für den Individualverkehr zur Verfügung.

Projektleiter, Chefs des Rechenzentrums und der Brandschutzbeauftragte der Nürnberger Versicherung legen jetzt ihre behelmten Köpfe so weit es geht in den Nacken. Jeder will sehen, wie der etwa zehn Tonnen schwere Klotz auf das Flachdach des sechsgeschossigen Versicherungsbaus gehievt wird.

Die Angst vor dem Blackout

Doch was befindet sich eigentlich in dem Behälter, der auf einem der acht Treppenhäuser seinen Platz einnehmen wird? "Das ist ein Notstromaggregat", sagt Projektleiter Sebastian Lechner. Geliefert hat das kleine Kraftwerk die Firma Mac Energy aus Crailsheim. Aufs Dach gehoben wird es vom Unternehmen All-Kran aus Allersberg. Dieses Aggregat wird ausschließlich dem neuen Rechenzentrum der Versicherung, das im Oktober an den Start geht, zur Verfügung stehen. Das Vertrauen in die öffentliche Stromversorgung, so ist hier zu hören, ist allgemein gesunken. Die Angst vor einem längeren und flächendeckenden Blackout (Stromausfall) etwa durch Cyberangriffe ist allgegenwärtig. "Das Ganze dient dem höchstmöglichen Schutz für unsere Serviceleistung und der Kundendaten", erklärt Lechner.

"Sobald es bei der öffentlichen Stromversorgung eine Unterspannung gibt, springt der Motor des Aggregats automatisch an", erklärt Arndt Zenkel. Der Mitarbeiter des Nürnberger Ingenieurbüros Koppe ist für die Ausführung der Arbeiten insgesamt zuständig. Der Motor benötige etwa 15 Sekunden, bis er hochläuft. Bereits für diese zeitliche Lücke zwischen dem Abfall der Spannung und der Stromversorgung durch den Generator ist vorgesorgt worden. "Den fehlenden Strom liefern zur Überbrückung angeschlossene Akkus", sagt der Fachmann. "Gäbe es die nicht, wäre das fatal."

In einem letzten Akt hebt Kranführer Manfred Böckler zugehörige Kabel aufs Dach. Im Lauf der Woche wird das Aggregat damit angeschlossen. Gegen 1.30 Uhr ist die Straße wieder frei und die Nachtbaustelle verschwunden. So als hätte es sie nie gegeben.

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