Nager-Invasion: Biber kehren nach Nürnberg zurück

3.3.2020, 05:52 Uhr
Nager-Invasion: Biber kehren nach Nürnberg zurück

© Horst Linke

Bei einem Spaziergang am Pegnitzufer sind häufiger kunstvoll angenagte Baumstämme am Wegrand zu entdecken. Hier war der Biber wieder fleißig. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Nagetier im Freistaat eigentlich ausgestorben. Der Versuch der Wiederansiedlung durch den Bund Naturschutz ist in Nürnberg zunächst erfolglos geblieben. Doch um die Jahrtausendwende ist er von alleine wieder zugewandert. "Genaue Zahlen zur Biberpopulation in Nürnberg gibt es nicht, aber geschätzt gibt es rund zwölf Reviere in ganz Nürnberg mit fast 3,3 Bibern pro Revier", erklärt Horst Schwemmer, Biberberater des Bundes Naturschutz für Nordbayern.


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Das macht etwa 40 Biber im Stadtgebiet. Das Nagetier sieht man oft am Flussufer und es ist ein reiner Vegetarier. Neben Feldfrüchten und Kräutern frisst der Biber unter anderem auch Baumrinde. Geschickt setzt er seine Schneidezähne auch für seine Bautätigkeiten ein. "Der Biber kann nicht klettern, daher muss er einen Baum fällen, um an dünnere Zweige zu kommen, die er zu seinem Bau bringen kann", erläutert Schwemmer. "Zudem muss der Biber seine Schneidezähne abnutzen, sonst werden sie zu lang."

Ein Spaziergang an der Wöhrder Wiese lohnt sich nicht nur, weil es dort so schön grün ist. Man kann auch herrlich beobachten, wie Biber sich ihren Lebensraum so gestalten, dass sie sich dort heimisch fühlen. Ab und zu muss eben einmal ein Baum daran glauben.

Ein Spaziergang an der Wöhrder Wiese lohnt sich nicht nur, weil es dort so schön grün ist. Man kann auch herrlich beobachten, wie Biber sich ihren Lebensraum so gestalten, dass sie sich dort heimisch fühlen. Ab und zu muss eben einmal ein Baum daran glauben. © Michael Matejka

Schäden im Promillebereich

Die Leidenschaft fürs Nagen führt gelegentlich auch dazu, dass Bäume gefällt werden müssen. Schwemmer macht deutlich: "Trockenschäden und Überschwemmungen verursachen bei Bäumen höhere Schäden als der Biber. Die Schäden durch Biber liegen im Promillebereich." Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) kooperiert in dieser Angelegenheit fest mit dem Bund Naturschutz.


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"Die Schäden durch Biberfraß halten sich in Grenzen und sind somit noch vertretbar", bestätigt Sör-Sprecher André Winkel. "Um manche alten Bäume legen wir in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz einen Maschendraht, um sie vor Nagern zu schützen." Nicht alle Bäume können so vor den Bibern geschützt werden, daher werden trotzdem einige gefällt – entweder vom Biber selbst oder von Sör. "Wenn bei einem Baum bereits Fraßspuren zu sehen sind, dann lassen wir das zu. Meist fressen sie nur junge Bäume an oder Bäume, die schwach sind und oft sowieso gefällt werden müssen."

 

 

 

Viel mehr kann der Biber jedoch Vorteile für seinen Lebensraum und die Nürnberger Natur erbringen. In Biberrevieren ist durch seine Baukunst und seine Lebensweise eine breite Artenvielfalt garantiert und seine Dämme können sogar bei Hochwasser helfen. "Der beste Schutz gegen den Biber sind andere Biber", erklärt Winkel.


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"Ein Revier ist meist zwei bis drei Kilometer groß. Bei dieser Revierbildung dringt kein anderer Biber ein." Durch diese Bildung befindet sich meist nur die Familie des Bibers in einem Revier. Insgesamt sind das nur wenige Biber, die in diesem Bereich überhaupt Bäume annagen können. In keinem dieser Gebiete ist es aber in Nürnberg gefährlich.