Nervengift im Silbersee: Vogelsterben in Nürnberg geht weiter

8.8.2014, 13:07 Uhr
Insgesamt 42 Enten und eine Gans wurden am Dienstag leblos am Silbersee entdeckt.

© Kirstin Langheinrich Insgesamt 42 Enten und eine Gans wurden am Dienstag leblos am Silbersee entdeckt.

Das Wasserwirtschaftsamt hatte die Einsatzkräfte am Donnerstag um 8.51 Uhr zu Hilfe gerufen, um die Kadaver aus dem Gewässer zu holen. Begonnen hatte das Vogelsterben am Montag: Da trieben etwa 30 tote Tiere im großen Dutzendteich, zudem zeigten nach Angaben der Feuerwehr mehrere schwimmende Enten und Gänse Krankheitsanzeichen. Am Mittwoch fanden sich im Silbersee 43 verendete Wasservögel. Bis Freitag fischte die Feuerwehr etwa 75 verendete Schwäne, Gänse und Enten am Kleinen und Großen Dutzendteich, am Silbersee, am Flachweiher und an den beiden Nummernweihern aus dem Wasser.

Inzwischen hat das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen eine der Enten untersucht. Nach Angaben der Sprecherin konnte Vogelgrippe als Todesursache ausgeschlossen werden. Sicher ist nun, dass die Wasservögel durch Botulinumtoxin ihr Ende fanden. Dieser Giftstoff löst Botulismus aus, die sogenannte Fleischvergiftung.

Wahrscheinlich hatten die Enten, Gänse und der junge Schwan an einem im Wasser treibenden Kadaver herumgepickt und dabei Maden gefressen, die das Botulinumtoxin enthielten, so die LGL-Sprecherin. „Den Maden macht der Giftstoff nichts aus, den Vögeln schon“. Das Auftreten von Botulismus sei jedoch kein Indiz für eine besondere akute Belastung eines Gewässers, gibt das LGL Entwarnung.

Stadt sieht Todesursache durch Überfütterung

Die Stadt Nürnberg sieht die Schuld der verendeten Wasservögel beim Menschen: "Botulismus wird durch das weit verbreitete Werfen von Brot und Brötchen ins Wasser gefördert, da die Teile, die nicht gefressen werden, zu Boden sinken und einen idealen Nährstoff für den Keim bieten", schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung.

Deswegen rät die Stadt dringend davon ab, Gänse, Enten und Schwäne mit Brot zu füttern - auch, weil die Zufütterung den Wasservögeln generell schade, da ihr Verdauungssystem nicht auf diese Kost ausgelegt ist. "Die Bürgerinnen und Bürger werden deshalb gebeten, Wasservögel nicht mit Brot und Brötchen zu füttern."

Für die Annahme von Botulismus als Todesursache spricht, dass Wasservögel immer wieder daran verenden. „Gerade im Sommer ist das ein häufiges Phänomen“, sagt Robert Pollack, der stellvertretende Leiter des Ordnungsamts. Denn bei warmem Wetter bilden sich in den Faulschlammbereichen nahe der Ufer massenhaft Botulismus-Bakterien, die von den Vögeln beim Gründeln aufgenommen werden.

Aufgrund seiner geringen Tiefe hatte vor allem der Wöhrder See in der Vergangenheit oft mit diesem Problem zu kämpfen. Nach Einschätzung des Wasserwirtschaftsamtes sollte hier das Badeverbot dazu ausreichen, um eine Ansteckung zu verhindern. Beim Silbersee, von dessen Grund das Nervengift Schwefelwasserstoff aufsteigt, ist Baden für Menschen sowieso lebensgefährlich.

Der Artikel wurde am 8. August um 13.07 Uhr zuletzt aktualisiert. In einer früheren Version wurde über die Todesursache noch spekuliert. Zudem wurden die Aussagen der Stadt hinzugefügt.

2 Kommentare