Neue Bühne Nürnberg wagt Experiment

13.8.2013, 10:10 Uhr
Symbolbild: Das Stück führt die Zuschauer von der Zeppelinwiese zur Zeppelintribüne.

© Stefan Hippel Symbolbild: Das Stück führt die Zuschauer von der Zeppelinwiese zur Zeppelintribüne.

Ringelreihen bei Fackelschein: Ulrike (Magdalena Pohlus) und Sophie (Nina Bernreuther) tanzen und hüpfen über die mit Fackeln beleuchtete Wiese. Peu à peu wird auch politisiert. Die Frauen denken politisch und wollen die Welt zum Guten verändern.

Und Sophie und Ulrike glauben an Gott. Noch eine Gemeinsamkeit. Was hätten sich Meinhof und Scholl zu sagen gehabt? Eine interessante Frage, der Selina Bock in ihrer Inszenierung nachgeht. „Wenn der Mensch nicht lauscht und sieht“ ist die mittlerweile fünfte Produktion der 2008 aus der Taufe gehobenen Neuen Bühne.

Auch Zwischenmenschliches rückt in den Fokus. Sophie erzählt von ihrer Vergangenheit beim Bund Deutscher Mädel, dem sie mit 13 beigetreten ist, und von ihrem Verlobten Fritz, einem Berufsoffizier. Ulrike schwadroniert von ihrer Liebe, die sie der Stadtguerilla geopfert hat. Weiterhin geht es um den Mord an Benno Ohnesorg, die Nazi-Vergangenheit von Kanzler Kurt Georg Kiesinger und den Vietnamkrieg.

Zuschauer müssen den Schauspielern hinterher laufen

Die Zuschauer sind hier mittendrin. Mit einem Plastikhocker in der Hand mäandern sie über die Zeppelinwiese. Immer den Darstellerinnen hinterher, die die große Naturbühne weidlich ausnutzen. Ruhe herrscht hier keine. Dafür sorgen diverse am Dutzendteich-Parkplatz abhängende Grüppchen.

Das Motorenröhren aufgemotzter Autos und brüllend laute Rapmusik verleihen dem Stück einen urbanen, ganz eigenen Soundtrack. Die letzte Szene findet neben der Zeppelintribüne statt. Die Protagonistinnen befinden sich mittlerweile in einem eher desolaten Zustand. Gebetsmühlenartig wiederholen sie in Satzfetzen ihre Utopien und Ängste. Magdalena Pohlus und Nina Bernreuther spielen mit vollem Körpereinsatz und retten damit über so manchen Handlungshänger hinweg. „Wenn der Mensch nicht lauscht und sieht“ ist ein sprödes Stück, aber keineswegs uninteressant. Was auch daran liegt, dass mit der Freilichtbühne ein dritter Hauptdarsteller involviert ist.

Weitere Termine: 16. August, 20.30 Uhr, und 18. August, 11 Uhr, im Theater „O“, Lessingstraße 6, 17. und 18. August neben der Zeppelintribüne.


 

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