Reaktionen auf Veröffentlichungen

Neue Hintergründe zum NSU: Geht die Aufklärung jetzt voran?

7.12.2021, 17:51 Uhr
Der NSU-Unterstützer André Eminger las während des NSU-Prozesses in München in einem Gesetzbuch. Auf seinem Computer haben Ermittler Ausschnitte Nürnberger Stadtpläne gefunden.

© Peter Kneffel, dpa Der NSU-Unterstützer André Eminger las während des NSU-Prozesses in München in einem Gesetzbuch. Auf seinem Computer haben Ermittler Ausschnitte Nürnberger Stadtpläne gefunden.

Die brisanten Veröffentlichungen des gemeinsamen Rechercheteams von Nürnberger Nachrichten und Bayerischem Rundfunk über den Fund von Nürnberger Stadtkarten auf dem Computer des NSU-Unterstützers André Eminger sowie über die vom NSU ausgespähten Adressen in der Metropolregion haben für vielfältige Reaktionen in der Politik gesorgt.

So forderten die Grünen im Bayerischen Landtag Aufklärung von der Staatsregierung über das weitere Vorgehen. Cemal Bozoglu, Sprecher seiner Partei für Strategien gegen Rechtsextremismus, fragte nach, welche Informationen in München über eine Nazi-Wohngemeinschaft in der Marthastraße in den 1990er Jahren in Nürnberg vorliegen und welche Rückschlüsse die Regierung aus den gefundenen Kartenausschnitten ziehe.

Im Brandschutt der konspirativen Wohnung des NSU-Trios von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe kamen ebenfalls Nürnberger Stadtkarten zum Vorschein. Die verkohlten Pläne zeigen auch die Autobahnen rund um die Stadt.

Im Brandschutt der konspirativen Wohnung des NSU-Trios von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe kamen ebenfalls Nürnberger Stadtkarten zum Vorschein. Die verkohlten Pläne zeigen auch die Autobahnen rund um die Stadt. © BKA, NNZ

Doch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) konnte keine Antwort geben. Er verwies darauf, dass das Verfahren gegen André Eminger und weitere mögliche Unterstützer der rechten Terrorzelle beim Generalbundesanwalt liege, Auskünfte dazu seien der Staatsregierung verwehrt. Ebenso wollte er sich nicht zu Maßnahmen der bayerischen Polizeibehörden äußern.

Landtagsvizepräsident Karl Freller (CSU) aus Schwabach, der sich seit Jahrzehnten im Kampf gegen rechts engagiert, sagte dem Rechercheteam, er habe zwar vor zehn Jahren vom Landeskriminalamt den Hinweis erhalten, dass er auf der Liste des NSU mit ausgespähten Adressen erwähnt sei. Die genauen Details habe er aber erst jetzt von den Journalisten erfahren.

Die Stadtratsgruppe der Linken verlangte von der Nürnberger Stadtverwaltung einen Überblick über ausgestellte Waffenscheine und Waffen im Besitz der Bürger. Da der NSU nach Recherchen von NN und BR nahezu alle Waffenhändler in der Region gelistet hatte, forderten die Linken eine bessere Ausstattung des Ordnungsamtes, um mehr Kontrollen, vor allem im Zusammenhang mit illegalem Waffenbesitz, durchführen zu können.


Kommentar: Gut, dass die neue Regierung den NSU aufklären will


Auch Leserinnen und Leser sowie Userinnen und User im Netz haben die neuen Recherchen zum NSU-Komplex bewegt. So bedankte sich Eberhard P. beim Rechercheteam: "Die Aufklärung der Hintergründe ist eine wesentliche Voraussetzung, um zu verhindern, das so was nochmal geschieht. Das sind wir den Opfern und ihren Familien schuldig, insbesondere aber auch all jenen, die als zukünftige Opfer von den Terroristen in Betracht gezogen wurden und werden. Es ist nicht akzeptabel, dass hier die Polizei nicht konsequent die Ermittlungsarbeiten fortführt."

Und Hans T. schrieb: "Die Behörden, vor allem der Generalbundesanwalt, haben hier völlig versagt oder wollten nichts sehen. Machen Sie bitte weiter, um diesen Sumpf auszutrocknen."

Auch Dietmar F. fand lobende Worte: "Wie schön, dass das Recherche-Team konsequent am Thema dran bleibt. Das ist mutig, engagiert, nachhaltig und demokratieschützend im besten Sinne."

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