Neuapostolische Gemeinde

Neue Kirche entsteht in Altstadt-Traumlage an der Pegnitz

20.11.2021, 10:21 Uhr
Die Neuapostolische Kirche residiert seit 1960 in prominenter Lage: Der Neubau an der Karlsbrücke - im Bild ein Entwurf - soll von außen durch ein gläsernes Eck einladend wirken.

© Ulrich Manz/Architekturbüro umarchitekt Bamberg Die Neuapostolische Kirche residiert seit 1960 in prominenter Lage: Der Neubau an der Karlsbrücke - im Bild ein Entwurf - soll von außen durch ein gläsernes Eck einladend wirken.

Kaum ist das Augustinerhofgelände mit der Fertigstellung des Deutschen Museums zur Ruhe gekommen, geht gegenüber eine neue Baustelle los. Mitten in der Sebalder Altstadt, am Pegnitzufer beim Trödelmarkt, residiert seit 1960 die viertgrößte christliche Gemeinschaft in Deutschland, die Neuapostolische Kirche. Das soll auch so bleiben – aber schon bald in einem Neubau. Der in die Jahre gekommene Altbau wird abgerissen.

Nicht barrierefrei, energetisch nicht zeitgemäß

Bereits am 24. November verabschiede man sich mit einem Gottesdienst von der Kirche, kündigt Jürgen Mayer aus der ehrenamtlichen Gemeindeleitung an. Dabei wird sie profaniert, also offiziell entweiht. Für Mitte Dezember ist das Abrissunternehmen bestellt. Wohl nur ein Giebelfenster und die Orgelpfeifen werden gesichert.

Die letzten Tage des Altbaus sind gezählt. Das im Dezember 1960 eingeweihte Gebäude ist energetisch und funktional nicht mehr gut nutzbar; eine Sanierung wäre sehr teuer gekommen.

Die letzten Tage des Altbaus sind gezählt. Das im Dezember 1960 eingeweihte Gebäude ist energetisch und funktional nicht mehr gut nutzbar; eine Sanierung wäre sehr teuer gekommen. © Jana Vogel

Allzu groß sei die Trauer über den Abschied nicht, obwohl etliche ältere Mitglieder seit ihrer Taufe das Gebäude kennen, sagt Mayer. Es war zuletzt eine Last: "Wir waren sehr eingeschränkt, vor allem durch die fehlende Barrierefreiheit." Der Eingang zum Kirchensaal liegt im Obergeschoss – ohne Aufzug. Ein Behinderten-WC erreicht man nur über den Hof. Auch die Nebenräume in dem im Dezember 1960 eingeweihten Gotteshaus seien kaum noch funktional. Zeittypisch verfüge der zuletzt 1985 renovierte Bau über eine schlechte Energiebilanz.

Kirchenarchitekt aus Bamberg

Deswegen setzte sich die ab 2007 zunächst verfolgte Idee einer Generalsanierung des Bestands wegen verhältnismäßig hoher Kosten doch nicht durch, erzählt Gemeindeleiter Harald Rösler. "Die Gebäudehülle ist energetisch eine Katastrophe." Schon 2017 reichte die zuständige Gebietskirche Süddeutschland also Neubaupläne ein; erst in diesem Sommer lag die Baugenehmigung nach einigen Nachverhandlungen fertig vor, berichtet Rösler. Es sei aber sinnvoll gewesen, dass die Stadtverwaltung erst die Großbaustelle Augustinerhof abgeschlossen sehen wollte.

Im Architektenwettbewerb kam Ulrich Manz aus Bamberg zum Zug. Sein Büro baute schon mehrere neuapostolische Kirchen und in Fürth den Erweiterungsbau für das Jüdische Museum. An der Karlstraße will der Architekt die Größe des Altbaus beibehalten, aber das heute im Vorübergehen wenig wahrnehmbare Haus besser öffentlich sichtbar machen. Die neue Klinkerfassade soll zur Pegnitz hin eine große Fensterfront mit Einblicken ins Foyer bekommen.

Flexible Räume für Jugend und Senioren

Drinnen schrumpft der Kirchenraum von bisher rund 700 auf 300 Sitzplätze. Mit angrenzenden Mehrzweckräumen soll der Saal variabel erweiterbar werden, heller und offener sowieso.

"Etwa 200 unserer 380 Mitglieder kommen regelmäßig zum Gottesdienst", sagen Jürgen Mayer und Harald Rösler. "Wir brauchen keinen Riesenbau mehr, aber Flexibilität für unser zurzeit sehr aktives Gemeindeleben. Wir haben viele Gruppen für Jugendarbeit und Senioren, wir sind eine richtige Kaffeetrink-Gemeinde."


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Die Kosten für das Bauprojekt trägt die Neuapostolische Kirche Süddeutschland. Während der Bauzeit kann die Gemeinde in das kaum noch genutzte neuapostolische Kirchengebäude an der Längenstraße in Schoppershof ausweichen.

Archäologisch heiße Adresse

Die Adresse ist das, was man gemeinhin Filetgrundstück nennt - und ein Kirchenneubau in säkularen Zeiten eine kleine Sensation. "Wir wollten dieses Grundstück definitiv nicht aufgeben und sind glücklich, dass die Entscheidung so fiel", sagt Harald Rösler. "Es ist gut erreichbar und hat eine Präsenz in der Stadt."

Unwägbar sind im Herzen der Stadt allerdings immer die archäologischen Untersuchungen. Da die neuen Fundamente in derselben Tiefe entstehen sollen, hofft die Gemeinde auf wenig Verzögerungen bei der für knapp zwei Jahre angesetzten Bauzeit.