Nügida: Diese Rechtspopulisten ziehen die Strippen

17.2.2015, 18:22 Uhr
Die Geisteshaltung der Nügida-Anhänger wurde auch auf etlichen ihrer Plakate überdeutlich.

© Foto: Michael Matejka Die Geisteshaltung der Nügida-Anhänger wurde auch auf etlichen ihrer Plakate überdeutlich.

Der langjährige NPD-Mann Rainer Biller als "Berater" des Veranstalters. Michael Stürzenberger, der Bundesvorsitzende der rechtspopulistischen Kleinpartei "Die Freiheit", als Haupt- und Dauerredner. Und im Hintergrund der NPD-Mann Ralf Ollert, der bei den Vorbereitungstreffen mit Stadt und Polizei mit am Tisch gesessen haben soll.

Ganz offensichtlich hält der einstige NPD-Landtagskandidat Biller die Nügida-Zügel in der Hand. Diese Einschätzung teilten viele Beobachter im Annapark, wo ein Häuflein von vielleicht 150 Nügida-Anhängern zusammengekommen war. Der 50-Jährige hatte die Organisation vor Ort und stand im Zentrum der Gespräche mit der Polizei, als es ab etwa 20.15 Uhr darum ging, die Nügida-Veranstaltung freiwillig aufzulösen.

Das erzwangen rund 1100 Gegendemonstranten, überwiegend aus dem gemäßigten linken Lager, darunter aber auch 60 bis 70 Vertreter der Autonomenszene.

Etliche Gesprächsrunden mit der Polizeiführung

Sie protestierten zunächst an der Pillenreuther Straße gegen die rechte Kundgebung, wo die Polizei ein doppeltes Absperrgitter zwischen die Frontlinien gezogen hatte. Doch kaum hatte sich das Nügida-Trüppchen gegen 19.30 Uhr auf den Weg durch die Gudrunstraße gemacht, umlief die Gegendemo das Karree und zog vor die Polizeiabsperrung an der Ecke Gudrunstraße/Schönweißstraße auf.

Angesichts der Masse von Gegendemonstranten sah sich die Polizei außer Stande, den geplanten Umzug der Nügida durch die Südstadt zum Hiroshimaplatz zu erzwingen. Dennoch brauchte es noch etliche Gesprächsrunden mit der Polizeiführung, bevor die Nügida-Verantwortlichen – aufgaben. Schließlich marschierte der Tross zum Annapark zurück, die Veranstaltung löste sich gegen 21 Uhr freiwillig auf.

Geisteshaltung spiegelt sich auf Plakaten

Bis dahin hatte Michael Stürzenberger immer wieder gegen ausländische Mitbürger im Allgemeinen und Muslime im Besonderen agitiert. Der Braunschweiger Karnevalszug sei abgesagt worden, weil Muslime weder Karneval noch Spott leiden könnten, behauptete der 50-Jährige. Oder: Muslime forderten eigenen Schwimmzeiten in Badeanstalten. Die Gegendemonstranten wurden als „Gesetzesbrecher“ und „linke Meinungsfaschisten“ tituliert. Eine Geisteshaltung, die sich auch auf etlichen Plakaten wiederfand. „67 Prozent der Moslems wollen Scharia“, war dort zu lesen. Und: „Multikulti nein danke – Umvolkung ist Völkermord“.

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Biller, Stürzenberger, Ollert: Dazu passte der Trupp von zehn bis 15 schwarz gekleideten, zeitweise vermummten Neonazis, die immer wieder Medienvertreter – in erster Linie Fotografen – angingen. So nachdrücklich, dass die Polizei mehrfach dazwischen gehen musste, um ernsthafte Übergriffe zu verhindern. So mancher Beobachter fühlte sich durchaus an die deutsche Geschichte erinnert.

Unter dem Strich blieb es friedlich. Sieben Festnahmen verzeichnete die Polizei. Wegen Widerstands, wegen eines Steinwurfs. Doch etwas wurde gestern klar: Biller und Co. werden werden mit Nügida so schnell nicht aufgeben.

Der Nügida-Liveticker zum Nachlesen:

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