Nürnberg: Dem Kinderladen Johannisbären droht das Aus

2.4.2020, 11:03 Uhr
Nürnberg: Dem Kinderladen Johannisbären droht das Aus

© Foto: Kinderladen Johannisbären/PR

Der Vermieter hat das etwas versetzt zur Straße stehende Gebäude und ein Nachbargrundstück, auf dem sich das Café Trocadero befindet, an einen Bauinvestor verkauft. "Innerhalb von zwei Jahren müssen wir raus", beklagt Roth. Der Kinderladen bangt um seine Existenz. Eltern, Kinder sowie die je zwei Erzieherinnen und Erzieher haben große Angst, ihren Kindergarten und Arbeitsplatz zu verlieren. Darüber hinaus könnten die bereits für September 2020 bis August 2023 unterzeichneten Betreuungsverträge nicht mehr eingehalten werden.

Die Johannisbären gibt es seit 1986. Der eingetragene Verein versteht sich als Elterninitiative. Als aktive Mitglieder kümmern sich die Eltern selbst darum, wie der Betrieb finanziert, verwaltet und organisiert wird. 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren gehen hier derzeit ein und aus.

Durch die intensive Zusammenarbeit mit den vier Erzieherinnen und Erziehern können die Eltern die pädagogische Arbeit mitgestalten. Somit sind Eltern und Fachpersonal gemeinsam für die Qualität der Betreuung und den reibungslosen Ablauf des Betriebs verantwortlich.

Nachricht war ein Schock

Der Mietvertrag sei ohne Vorwarnung und ohne Gespräch gekündigt worden, moniert die pädagogische Leiterin Christina Brockmüller: "Die Nachricht war ein Schock, ich bin wirklich sehr enttäuscht über diesen Umgang mit uns als jahrzehntelangen verlässlichen Mietern." Nicole Roth verweist darauf, dass die Eltern nicht nur viel Herzblut investieren, sondern vor nicht allzu langer Zeit erst einen Rutschturm für 5000 Euro eingebaut haben. Geld, das man im Nachhinein vielleicht lieber anders investiert hätte.

Die Familien und das pädagogische Personal hegen kaum Hoffnung, zeitnah eine neue Bleibe zu finden. Zu präsent ist das Schicksal der studentischen Krabbelstube Villa Kunterbunt, die seit 2016 erfolglos nach neuen Räumen sucht. Doch St. Johannis ist die Heimat des Kinderladens und soll es dem Wunsch nach auch bleiben.

Was genau der neue Bauträger mit der Fläche vorhat, ist noch nicht bekannt. "Dazu kann ich Ihnen derzeit nichts sagen", erklärt Andrej Maier, Geschäftsführer der AM Citybau GmbH aus Nürnberg, am Telefon.

Politik schaltet sich ein

Die Kündigung des Mietvertrags hat inzwischen aber auch die Politik auf den Plan gerufen. Zwar gibt es für das Grundstück in der Großweidenmühlstraße laut dem Stadtplanungsamt kein Vorkaufsrecht. Da die Stadt die Möglichkeit habe, einen freihändigen Erwerb anzustreben, hat die Linke Liste einen Antrag gestellt. So soll die Stadt mit dem ehemaligen und neuen Eigentümer Verhandlungen aufnehmen, um das Grundstück zu kaufen. Sollte der Erwerb aufgrund des bereits abgeschlossenen Verkaufs nicht möglich sein, soll die Stadt Gespräche mit dem neuen Eigentümer aufnehmen, um die bisherige Nutzung, gegebenenfalls auch nach Bauende, beizubehalten.

Auch die Grünen-Stadtratsfraktion hat mit Blick darauf, dass ein Aus des Kinderladens die Betreuungssituation im Stadtteil weiter verschärfen würde, einen Antrag gestellt. Die Stadt solle sich der gesellschaftlichen Verantwortung stellen und generell ein Vorkaufsrecht hinsichtlich sozialer Gesichtspunkte prüfen, um Einrichtungen wie den Kinderladen Johannisbären vor dem Verlust von Räumlichkeiten zu bewahren.

Das Jugendamt möchte nun zunächst den Träger des Kinderladens kontaktieren, um eine Anforderungsliste zu erstellen, erklärt Georg Reif. Der Vizechef des Jugendamts verweist auf den Bestandschutz, der momentan für die Einrichtung gilt. Sollten Sanierungen vorgenommen werden, könnten alte Genehmigungen gerade mit Blick auf die zu kleinen Außenflächen kassiert werden.

"St. Johannis ist schwierig", räumt Reif ein. Müssten tatsächlich neue Räumlichkeiten gefunden werden, werde das Jugendamt aber "alles tun, damit wir das hinbekommen".

(Grundschulen: schwarze Eule - Realschulen: Brille mit Buch - Gesamtschulen: blaues Buch - Mittelschulen: grünes Buch)

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