Nürnberg: Falschparker blockiert Feuerwehr bei Noteinsatz

31.10.2018, 05:54 Uhr

Seit Ende voriger Woche ist der Spruch an 50 Plakatwänden in Nürnberg zu sehen: "Falschparken kostet Leben!" Eine Kampagne von Stadt, Feuerwehr und Polizei. Doch angekommen ist die Botschaft bei vielen noch immer nicht. Denn am Montag kommt es in den frühen Morgenstunden zu genau so einer Situation.

Rettungsdienst und Notarzt werden alarmiert, eine 39-Jährige muss reanimiert werden. Die Wohnung im Stadtteil Hummelstein liegt in einer oberen Etage. Das Treppenhaus ist allerdings eng. Die beiden Notfallsanitäter hätten Schwierigkeiten gehabt, die 120 Kilogramm schwere Patientin auf einer Trage nach unten zu transportieren.

Gegen 5 Uhr entschied der Notarzt, die Feuerwehr zu alarmieren. Zehn Einsatzkräfte der Feuerwache 3 rückten mit Löschfahrzeug und Drehleiter aus. "Löschfahrzeug deshalb, um den Einsatzort besser absichern zu können und weil damit mehr Kräfte mitfahren können, die in so einem Fall gebraucht werden", sagt Feuerwehrpressesprecher Thomas Schertel.

Während der Arzt in der Wohnung die Patientin mit Herzdruckmassagen dauerhaft behandelt, versucht die Feuerwehr unten, mit der Drehleiter an das Haus heranzufahren, die 39-Jährige soll durch das Fenster geholt werden.

Doch das Fahrzeug kam erst gar nicht an die Fassade heran. Ein Lieferwagen parkte verbotenerweise in der Feuerwehrzufahrt vor dem Anwesen. "Auch von der anderen Seite war die Zufahrt nicht möglich, obwohl wir dort einen Pfosten weggeflext haben", berichtet Horst Gillmeier, Chef der Wache 3.

Die Frau wurde dann bei laufender Reanimation umständlich mit einer speziellen Trage durch das enge Treppenhaus nach unten gebracht. Sechs Feuerwehrleute packten an, einer von ihnen hat sich dabei allerdings verhoben und war nicht mehr dienstfähig. "Wir brauchten 40 Minuten länger, weil wir die Drehleiter nicht nutzen konnten" sagt der Wachleiter. Der Notarzt hat Strafanzeige gegen den Halter des Lieferwagens gestellt.

Was dem Halter jetzt blüht, kann er leicht verschmerzen. Denn Parken in einer Feuerwehrzufahrt gilt als Ordnungswidrigkeit. Nach dem aktuellen Bußgeldkatalog muss jemand, der in einer Feuerwehrzufahrt parkt und dadurch Einsatzfahrzeuge behindert, 65 Euro bezahlen. Außerdem kassiert er einen Punkt in Flensburg. "Da ihm aber wissentliches Falschparken in der Feuerwehrzufahrt nur schwer nachzuweisen ist, läuft es auf eine Verwarnung von 35 Euro hinaus", konstatiert Gillmeier und fügt an, dass so eine Regelung mit eher harmlosen Konsequenzen unter Feuerwehrleuten gar nicht gut ankomme.

Verärgert über den Vorfall zeigt sich auch Bürgermeister Christian Vogel (SPD): "Das ist eine tragische Situation gewesen, die man hätte verhindern können. Ein Menschenleben muss Vorrang vor dem kurzen Weg vom Auto zur Wohnung haben."