Plakataktion

Nürnberg: Großer Protest gegen gefährliche S-Kurve vor Surfer-Welle

20.7.2021, 06:01 Uhr
 Protestaktion am Fuchsloch: Die Naturfreunde und alle Nachbarn protestieren gegen die gefährliche S-Kurve.

© Timo Schickler, NNZ  Protestaktion am Fuchsloch: Die Naturfreunde und alle Nachbarn protestieren gegen die gefährliche S-Kurve.

Viele Autofahrer wirken irritiert. Sie bremsen ab und beobachten die Völkerwanderung, die hier stattfindet. Zahlreiche Fußgänger queren die Straße, grauhaarige Männer, Mütter mit Kindern an der Hand. Und das ausgerechnet hier: in der S-Kurve am Fuchsloch in Muggenhof.

"Vorsicht, Kinder"-Banner

Als einige beim Überqueren der Adolf-Braun-Straße ein riesiges Plakat tragen, wird auch den Autofahrern klar, dass es sich hier um eine Protestaktion handelt. “Vorsicht, Kinder”, steht auf dem Banner. Manche aber bremst weder die Botschaft noch der Fußverkehr. Sie quetschen sich in ihrem Wagen am Protestzug vorbei und lassen die Reifen quietschen.

Plakate sollen die Autofahrer zu mehr Vorsicht animieren.

Plakate sollen die Autofahrer zu mehr Vorsicht animieren. © Timo Schickler, NNZ

Dabei sind die Fußgänger und Radfahrer hier nicht das Problem. Auch nicht die Autofahrer. Sondern es ist die Verkehrssituation an sich, die allen zu schaffen macht. Seit vielen Jahren.

Michael Ziegler kann davon ein Lied singen. Ein trauriges. Der SPD-Stadtrat kennt die Gefahr, die in dieser Kurve lauert. Eine Woche pro Jahr hat Ziegler mindestens mit Jugendgruppen im Schwedenhaus am Nordende des S verbracht. Das Otto-Felix-Kanitz-Haus ist Heimat der Falken. “Hier konntest du schon immer einen Stuhl an die Straße stellen und musstest maximal eine halbe Stunde bis zur ersten gefährlichen Situation warten."

Heute Tempo 30 statt 50

Vor über zehn Jahren hat der Sozialdemokrat deshalb einen Antrag gestellt, damit sich in der S-Kurve am Fuchsloch etwas ändert. Seitdem gilt hier Tempo 30 statt 50. Eine Verbesserung, aber keine Lösung. Da sind sich alle einig. Die SPD, die Falken und allen voran die Ortsgruppe Nürnberg-Mitte der Naturfreunde. Die sind ebenfalls hier zu Hause: Seit 60 Jahren treffen sie sich im Naturfreundehaus, dessen Einfahrt am Ende der S-Kurve ist. Schon vor 60 Jahren haben sie das Gelände von der Stadt gepachtet.

Beim Protest sind viele Menschen unterwegs.

Beim Protest sind viele Menschen unterwegs. © Timo Schickler, NNZ

Nun aber sorgen sie sich. Um die Mitglieder, die an dieser Stelle über die Straße gehen und mit dem Fahrrad zu den Treffen kommen. Um Menschen, die mit den Naturfreunden die Pegnitz auf dem Kajak erkunden und deren Weg vom Ufer zum Haus inzwischen "extrem gefährlich" ist. Und um die Kinder, die entweder zu den Gruppen der Naturfreunde oder zum "Kollekt Jardin" wollen, einem Verein, der hier gemeinsam gärtnert.

Den Naturfreunden geht es aber auch um die, die künftig hier entlanglaufen und -radeln. Denn über die S-Kurve sollen auch die Surfer zur neu angelegten Welle in der Pegnitz kommen. Sie sind ebenfalls gezwungen, mitten in der Kurve die Straße zu queren, "an der gefährlichsten Stelle", echauffiert sich Michael Ziegler. Etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig, der erst vor kurzem installierte Fahrradweg endet vorher im Nichts. Der Fußweg ist ein paar Meter später zu Ende.


Nürnberger Dauerwelle: Bald kommen die ersten Surfer


"Es muss sich jetzt etwas ändern", sagt Barbara Fraaß, "nicht erst, wenn es einen schweren Unfall gibt". Schwerer als den, bei dem kürzlich ein Autofahrer die Kurve unterschätzte und ins Haus der Naturfreunde raste. Verletzt wurde niemand. Das aber ist nur eine Frage der Zeit, sagt die erste Vorsitzende der Naturfreunde.

Sie ärgert sich vor allem darüber, dass bei der erst im August vergangenen Jahres gestarteten Sanierung das Problem nicht gleich behoben wurde. Zum Beispiel mit einem schmalen Fuß- und Radweg, der bis hinunter ins Pegnitztal führt. "Schließlich sind das alles städtische Grundstücke", sagt Fraaß.

Ideen, um die angespannte Lage zu verbessern, haben Fraaß und Co. einige. Ein Verbot von Lkw-Verkehr beispielsweise, oder eine Blitzeranlage. Michael Ziegler und Kevin Kienle von der SPD haben die Stadt nun in einem Antrag beauftragt, die Situation noch einmal zu prüfen, auch die Verlängerung von Rad- und Fußweg.

Dass der Radweg "gerade nach Norden keine gute Lösung" ist, weiß auch Daniel Ulrich. "Das Problem ist die Böschung, die Bäume und die Flächen am Naturfreundehaus, da kann man nicht so ganz einfach neue Wege bauen", erklärt der Baureferent der Stadt.

Baureferent hofft auf Wettbewerb

Er hat aber auch eine gute Nachricht: Der Abschnitt ist Teil eines laufenden Wettbewerbsverfahrens der Stadtentwässerung und Umweltanalytik. Für die soll "das Klärwerk 1 neu gedacht werden", sagt Ulrich. Das gehe nur mit den Wegen drumherum. "Zusammen mit dem neuen Bauvorhaben am alten Straßenbahndepot tut sich da eine Chance auf, das Problem nun doch zu lösen", sagt Ulrich. Wie bleibt allerdings offen.

Gute Nachrichten, für Barbara Fraaß aber nur eine mittelfristige Lösung. "Eine so kurvige und sehr beengte Straße eignet sich nicht für eine Nord-Süd-Hauptverbindungsachse", findet sie. Eine alternative Route muss das Ziel sein, sind sich die Protestgruppen einig, um die Anwohner und Vereine auch vom Lärm zu entlasten. Die SPD will deshalb prüfen, ob eine Sackgasse möglich ist. "Früher war das ein Dorfplatz", sagt Michael Ziegler. Vielleicht kann er es wieder werden.

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