Was wird aus Brachfläche?

Nürnberg: Initiative will Pocket Park am Pellerhaus

29.9.2021, 12:00 Uhr
Direkt neben dem Pellerhaus führt ein Sandsteinbogen zu einer wenig gepflegten Grünfläche. Seit den Kriegszerstörungen liegt das Areal brach.

© Hartmut Voigt, NNZ Direkt neben dem Pellerhaus führt ein Sandsteinbogen zu einer wenig gepflegten Grünfläche. Seit den Kriegszerstörungen liegt das Areal brach.

Das zentral gelegene, in den 1950ern wieder aufgebaute Pellerhaus dominiert den Platz am Egidienberg - noch. Denn möglicherweise wird auf dem direkt angrenzenden Grundstück des im Krieg zerstörten Schwarzen Pellerhauses ein schmales Gebäude errichtet, welches seinen prominenten Nachbarn um etwa drei Meter überragt.

Die Altstadtfreunde hatten sich bereit erklärt, auf dem städtischen Areal ein Haus zu errichten, das die historische Fassade des einstigen Schwarzen Pellerhauses zeigt. Die Stadt sieht dies als gute Gelegenheit, um den nötigen zweiten Rettungsweg für das Pellerhaus (als "Haus des Spiels") zu schaffen. Allerdings würde das zu Lasten eines Teils der Grünfläche gehen, die sich dort hinter einer Sandsteinmauer verbirgt.

Rekonstruktion des Schwarzen Pellerhauses abgelehnt

Die Initiative Pro Pellerhaus und die Ortsgruppe des Bunds Deutscher Architekten (BDA) hatten zu einem Informationsabend ins Scharrer-Gymnasium eingeladen, um über die Situation mit Interessierten zu diskutieren. "Wir lehnen eine Rekonstruktion des Schwarzen Pellerhauses ab", betonte Brigitte Sesselmann von Pro Pellerhaus, "eine Bebauung macht nur Sinn, wenn der Bedarf einer öffentlichen Nutzung gegeben ist."

Ein privat genutztes Wohn- und Geschäftshaus brauche man aber an dieser Stelle nicht. Man könne den notwendigen Treppenturm am Pellerhaus errichten, aber keine weitere Umbauung. Das vorhandene Grün solle nicht zerstört werden, es lasse sich mit wenigen Mitteln zu einem Pocket-Park gestalten. Eine Bedarfsplanung Grün sei für den gesamten Egidienberg notwendig.

Platz als Ganzes betrachten

Außerdem mahnen Pro Pellerhaus und BDA, dass "die hochwertige Architektur des Nachkriegs-Pellerhauses und dessen anerkannte Wertschätzung als Denkmal von nationaler Bedeutung eine qualitätsvolle und sensible Beantwortung der städtebaulichen Fragen erfordern". Es gehe um den Stadtraum, nicht nur um ein einzelnes Gebäude. Man müsse sich über den Platz als Ganzes Gedanken machen.

Daran knüpften auch zwei eingeladene Expertinnen an, die einen Blick von außerhalb auf diese wichtige Nürnberger Fläche werfen sollten. "Der Egidienplatz strahlt Ruhe aus und zeigt Geschlossenheit, das ist wunderbar", meint Ira Mazzoni, Kunsthistorikerin und Journalistin mit dem Schwerpunkt Baukultur und Denkmalschutz, "bei einem Neubau muss man sich fragen: für welchen Zweck? Und wie würde er sich in die Nachbarschaft einfügen?" Das Pellerhaus sei "ein erstklassiges Denkmal, an das man nur mit Vorsicht und Fingerspitzengefühl herangehen darf."

"Was weg ist, ist weg"

Karin Berkemann, die zweite externe Fachfrau und Herausgeberin des Online-Magazins "moderneREGIONAL", meinte zum Thema Rekonstruktion: "Was weg ist, ist weg." Fachlich könne man mit der Aussage durchaus recht haben, emotional jedoch nicht. Es gebe letztlich kein richtig oder falsch, nur müsse man zuvor intensiv über die Nutzung nachdenken und für wen man dies baue. Diese Frage illustrierte sie an den bekanntesten Rekonstruktionen in Deutschland: der Frauenkirche in Dresden, dem Berliner Schloss und dem Frankfurter Römer.

"Vielleicht ist ein Provisorium wie ein Pocket Park nicht das Schlechteste, wenn Sie sich nicht sicher sind. Warten Sie dann lieber noch zwei Jahre ab, vielleicht hilft das", riet Berkemann.

SPD: Politisch schlecht gelaufen

SPD-Fraktionsvorsitzender Torsten Brehm bemängelte, dass der politische Begleitprozess nicht gut gelaufen sei. Seine Fraktion fühle sich von Oberbürgermeister König und den Plänen der Altstadtfreunde zur Fassaden-Rekonstruktion des Schwarzen Pellerhauses überfahren: "Das war schlecht bis gar nicht vorbereitet."

In der Sache bestehe keine Eile, so Brehm, weil angesichts der katastrophalen Haushaltslage noch gar nicht klar sei, wie die 34,8 Millionen Euro für die Sanierung des Pellerhauses als "Haus des Spiels" gestemmt werden können. Bis November solle der Mittelfristige Investitionsplan der Stadt stehen. In den nächsten Wochen stehen daher intensive Gespräche an, welche Großprojekte dort untergebracht werden können.

Karten für Hearing sind vergeben

Die 150 Karten für das Hearing des Baureferats zum Thema "Stadtreparatur durchs Schwarze Pellerhaus?" am Montag, 4. Oktober, 18 Uhr in der Egidienkirche sind bereits alle vergeben. Wer Interesse hat, kann sich nur noch auf die Warteliste setzen lassen, Telefon: (0911) 80 19 42 61.

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